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Inferno - Höllensturz

Inferno - Höllensturz

Titel: Inferno - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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dieses Ortes hier ist völlig sinnlos«, beklagte sich Cassie.
    »Natürlich, und genau deshalb existiert er. Und weißt du was? Wir sind fast am Ziel.«
    Benommen ging Cassie weiter. Seitlich bemerkte sie eine kleine Einbuchtung in der Wand. Sie enthielt einen Mondstein und ein einzelnes, wippendes Holzregal. Neugier veranlasste sie, stehen zu bleiben und sich die Rücken der etwa ein Dutzend Bücher anzusehen, die sich darin befanden. Das Evangelium nach Maria , Die Restitution der Schwester Anastasia , Das Buch der Dikta , Das Zweite Buch Exodus , Die Briefe des Timotheus an die Philipper IV .
    »Was ist das denn nun wieder?«, wollte Cassie wissen.
    »Luzifers größte Errungenschaft – die Höhle der Zensur.«
    »Nicht besonders groß.«
    »Das ist gar nicht nötig. All diese Bücher hätten eigentlich Teil der Bibel sein müssen, aber Luzifer hat sie entfernen lassen.«
    Im nächsten Gewölbe, das sie betraten, neigte sich der Boden nach oben. Die Decke war etwa dreißig Meter hoch, und sämtliche Wände waren auf ihrer ganzen Fläche mit voll beladenen Bücherregalen bedeckt. Der Fußboden war gänzlich leer, außer einem Schreibtisch auf einem Podest mitten im Raum, der wirkte wie ein Richterpult. Auf einem hohen Stuhl hinter dem Pult saß eine weibliche Gestalt. Die Frau sah unendlich gelangweilt aus.
    Eine leise Stimme erhob sich. »In unserer endlosen Dunkelheit weinen wir, doch selbst unser Lächeln behalten wir – auf den Wink der Engel hin.«
    Cassie und Angelese blieben vor dem großen, erhöhten Schreibtisch stehen und sahen hinauf.
    Die Maémaè sah herunter.
    Umgeben von dieser riesigen freien Fläche wirkte sie zart und zierlich. Als sie allerdings aufstand, um die Besucher genauer in Augenschein zu nehmen, präsentierte sie den Körper eines Supermodels: lange, schlanke, perfekte Beine, eine winzige Taille, eine sinnliche, kurvenreiche Figur mit makellosen Konturen. Nur dass Supermodels normalerweise keine Hörner auf dem Kopf tragen. Ein schwarzes Korsett aus Menschenleder hielt formvollendete Brüste fest umschlossen, die das raffiniert geschnittene Dessous beinahe zu sprengen drohten. Ein infernaler Meister seines Handwerks hatte schwarzes Glas kunstfertig zu hauchdünnen Stilettos geschnitzt; der Slip unter ihren Strapsen war aus einer unergründlich feinen kastanienbraunen Spitze. Das silberblonde Haar war zu einem frechen Bob geschnitten, was irgendwie zu menschlich für diese rätselhafte Kreatur wirkte. Genau wie ihre Haut, als sie sich im richtigen Winkel im Licht der Mondsteine positionierte. Eine makellose Haut, ohne Poren, zart braun getönt, bis sie in der nächsten Pose noch eine andere Schattierung annahm: eine Mischung aus lindgrün und lachsrosa. Das Gesicht der Maémaè war so schön wie ein Gemälde von Raphael, und ihr Lächeln war voller Wunder, nicht Schrecken. Ihre Augäpfel waren braunrot, die Iris azurblau.
    »Was machen denn zwei Engel an diesem Ort?«, war ihre erste Frage. Die Stimme der Archivarin wehte durch die Luft wie eine sanfte Brise; sie schien von überallher zu kommen, nur nicht aus ihrem Mund.
    »Ich bin kein Engel«, gab Cassie zurück. »Ich bin eine Tochter des Äthers, und wenn du uns nicht sagst, was wir wissen wollen, werde ich dich zerstören.«
    Ihr Lächeln war genauso lieblich wie ihre Stimme. »Ihr könnt hier überhaupt nichts zerstören. Die Böswilligkeit, die Ihr aus Eurer Welt mitbringt, entspricht der Böswilligkeit hier an diesem Ort. Ich hoffe, Ihr werdet das bedenken.«
    Cassie konnte die Augen nicht von der zarten, faszinierenden Frau abwenden.
    »Ich kann Euch nichts sagen«, fuhr die Maémaè fort. »Das wisst Ihr beide. Dieser Raum ist angefüllt mit dem gesamten Wissen aller Welten, doch nichts von diesem Wissen kann je enthüllt werden.«
    »Es kann von dir enthüllt werden«, widersprach Angelese. »Du kannst es uns lesen lassen.«
    »Ich werde Euch niemals etwas lesen lassen. Weder Euch noch einen anderen, niemals. Ihr wisst das, und Euer Trachten ist vergebens.« Das Lächeln der Archivarin wurde noch leuchtender und wirkte beinahe ekstatisch. Die schlanken Hände mit den eleganten Fingernägeln öffneten sich einladend. »Doch kommt herauf zu mir, wenn Ihr mögt. Ich sehne mich nach Gästen, sehne mich nach jenen, die streben.«
    Cassie und Angelese gingen hinter den Schreibtisch und stiegen ein paar niedrige Holzstufen zum Podest hinauf. Eintausend Jahre altes Holz knarzte unter ihren Füßen wie Hexengekicher. Das

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