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Inferno - Höllensturz

Inferno - Höllensturz

Titel: Inferno - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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war bestürzt. »Du weißt, dass ich ein …«
    »Ja, ich weiß Bescheid. Du bist jetzt ein Sohn des Äthers, weil Colin sich den Schädel weggeblasen hat, bevor du dich wegpusten konntest. Aber auf mich wirkst du nicht besonders mächtig.«
    Walter fühlte sich auch nicht so. Er fühlte sich hilflos und nur allzu menschlich. Die Liebe überwältigte sein Herz. Er holte tief Luft. Er wollte mit ihr reden, wollte so vieles mit ihr besprechen, die Zukunft, die er für sie schaffen konnte, selbst in dieser verdammten Stadt …
    Aber irgendetwas stimmte nicht. Etwas war falsch.
    Ihre Stimme.
    Sie klang so gedämpft, so undeutlich.
    »Candice, was ist mit deiner Stimme los?«
    »Versuch du mal, durch das Ding hier zu sprechen, Arschloch«, meinte sie verzerrt. Dann trat sie einen Schritt näher und hielt ihr Gesicht ins Licht.
    Der Mund eines Höllenwesens namens Bapho-Octopoid war ihr durch plastische Chirurgie an Stelle ihres eigenen Mundes eingesetzt worden. Ein enger, zahnloser Kreis grauweißen, gummiartigen Fleisches. Das war tatsächlich eine relativ häufige Transfiguration für Prostituierte, um die orale Geschicklichkeit zu verbessern. Um den neuen Mund herum wanden sich winzige Tentakel, die Walter irgendwie an marinierte Calamares erinnerten.
    »Immer noch in mich verliebt, Walter? Willst du mich immer noch küssen?«
    »Ja«, sagte Walter schlicht.
    »Das ist alles nur deine Schuld, du lahmarschiger Scheißtyp«, murmelte sie wütend. »Dein verfluchter Bruder hat mich umgebracht, damit du mir nachläufst. Ich hatte mit dieser ganzen okkulten Scheiße nichts zu tun – ich wurde nur benutzt.« Sie zeigte auf ihren Tentakelmund. »Das ist alles deine Schuld.«
    Walter schüttelte verzweifelt den Kopf. »Ich kann das alles wieder gutmachen, Candice. Es gibt hier die besten Chirurgen, diese Transfiguristen. Sie können dich wieder zurückoperieren. Wenn ich erst mal mit Luzifer gesprochen habe, wird er alles tun, was ich will.«
    Feuchtes Gelächter blubberte aus ihrem Mundloch. »Du bist so ein einfältiger Schwachkopf!«
    »Nein, nein.« Walter wurde langsam hektisch. »Ich hab die Seite aus deinem Tagebuch gesehen. Ich bin hier, um dich zu retten. Ich bin ein Ätherkind, ich habe große Macht, und Satan wird mich belohnen, wenn ich meine Macht für seine Zwecke einsetze. Und ich sorge dafür, dass er dich auch belohnt. Ich hab doch dein Tagebuch gelesen und weiß jetzt, dass du mich wirklich liebst.«
    Der enge Muskelring zuckte, als sie mühsam flüsterte: »Ich kann dich nicht ausstehen.«
    »A-aber dein Tagebuch!«
    »Colin hat mich gezwungen, das zu schreiben. Er hat mir eine Knarre an den Kopf gehalten, du hirnloser Schlappschwanz. Ich hasse dich, hasse dich, habe dich immer gehasst. Ich war nur nett zu dir, weil du meine Hausaufgaben gemacht hast.«
    »Du wirst es dir anders überlegen, du stehst jetzt verständlicherweise etwas unter Stress. Ganz sicher, wenn ich zu Luzifer gehe, wird er mir alles geben, was ich will. Ich werde ihn bitten, dir dein richtiges Gesicht zurückzugeben. Das wird wunderbar. Wir werden endlich zusammen sein.«
    Namenlos verdrehte die Augen. »Du armer Irrer.«
    »Ich mein’s ernst, Candice«, plapperte Walter weiter. »Wir werden in einem riesigen Palast leben, mit Dienern und jeder Art von Luxus. Satan belohnt alle, die ihm treu ergeben sind.«
    Ihr Mund zuckte noch mehr. »Satan belohnt nur sich selbst durch das Elend anderer. Colin war ihm auch treu, und sieh dir an, was er dafür bekommen hat.«
    Sie zeigte über die Gasse hinweg, hinter der eine große Kutsche stand, gezogen von einem Ghor-Hund. Der Ghor-Hund hatte Reißzähne und war größer als ein Pferd. Die Kutsche schaukelte auf ihren Federn über den riesigen Speichen ihrer Räder. Neben der Kutsche standen mindestens ein Dutzend fette, gut gekleidete Trolle Schlange, jeder hielt einen Packen Höllendollars in den Wurstfingern. Und an der Tür stand jemand, den Walter kannte.
    Ihre nackte Schönheit war makellos, das schwarze Haar glänzte wie Öl. Es war Augustina, Colins ehemalige Chauffeurin in der Welt der Lebenden. Sie sah genauso aus, wie er sie in Erinnerung hatte: Die kurvenreiche Figur, der umwerfende Busen, die leuchtend weiße Haut von den Knöcheln bis zum Hals übersät mit schwarzen umgedrehten Kreuzen. Mit schlanken Fingern nahm sie das Geld von den Trollen entgegen.
    Sie ist … eine Zuhälterin , wurde Walter klar.
    Dann öffnete sich die Tür der Kutsche, und ein korpulenter Troll kletterte

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