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Inferno - Höllensturz

Inferno - Höllensturz

Titel: Inferno - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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gesehen. Es gibt keinen Grund, es nicht zu glauben.«
    »Weißt du, Cassie, ich glaube dir schon, dass du das glaubst.«
    Cassie nickte einfach nur ironisch, wie sie sich das hier angewöhnt hatte. »Ja, ich weiß schon, Dr. Freud. Du glaubst, dass ich meine Wahnvorstellungen für real halte.«
    R.J. blieb stehen und wandte sich um. Er berührte sie am Arm, damit sie ihm zuhörte. »Aber so ist es nicht ganz, oder? Dein Fall ist viel komplexer.«
    »Weil ich eure blöden Lügendetektortests alle bestehe, richtig?«
    »Das auch, aber ich denke, es steckt noch mehr dahinter. Wir kriegen das schon raus. Wir wollen dir wirklich helfen, weißt du.« Wieder lächelte er. »Ach ja, außerdem bin ich gar kein Freudianer. Freud war ein erotopathischer Kokser, der nur Scheiße im Hirn hatte.«
    Cassie musste lachen. Wenigstens einer in diesem Laden hat Sinn für Humor. Sie kam an einigen verschlossenen Türen vorbei, deren verdrahtete Fenster unterschiedlich beschriftet waren. NARKOANALYSE stand auf einem. BESCHÄFTIGUNGSTHERAPIE, APOTHEKE, SCHLAFSTÖRUNGSLABOR auf anderen. Schließlich kamen sie an ein Zimmer mit der Aufschrift EST. Darin saß Dr. Morse an einem Schreibtisch.
    »Hey, R.J. Was ist denn EST?
    »Elektroschocktherapie.«
    »Elektroschocks?«
    »Mhm. Das ist nicht wie im Film, Cassie. Es ist völlig schmerzlos und immer noch sehr hilfreich bei der Behandlung schwerer Depressionen.« Wieder sah er sie an. »Aber du bist ja nicht depressiv, also musst du dir darüber keine Sorgen machen, stimmt’s?«
    »Wenn du das sagst. Also, wie lautet meine Diagnose, Herr Doktor?«
    »Klinisch?«
    »Ja.«
    »Du hast nicht alle Tassen im Schrank. Wie wir alle.«
    Wieder musste sie lachen. Cassie mochte R.J. Dr. Morse war ein anderer Fall. Nicht, dass sie ihn nicht leiden konnte, aber er war eindeutig eine Spaßbremse. Abgesehen von diesen beiden hatte sie hier eigentlich niemanden kennen gelernt. Pfleger, »Aufsichtspersonal«, Putzfrauen. Gesichtslose Körper, die hier ihre Arbeit erledigten.
    »R.J. ist scharf auf dich«, meldete sich Angelese plötzlich zu Wort.
    »Blödsinn«, rutschte es Cassie raus.
    R.J. drehte sich wieder um und legte den Kopf schief. »Was ist Blödsinn?«
    Scheiße! , dachte Cassie.
    »Pass auf«, empfahl Angelese. »Du kannst mich zwar hören, aber er nicht.«
    Warum wohl , dachte Cassie.
    »Weil du ein Ätherkind bist«, erklärte Angelese.
    »Ach ja.« Wieder biss sich Cassie auf die Lippen.
    Als R.J. sich erneut nach ihr umsah, meinte Cassie bloß: »Frag lieber nicht.«
    »Denk dir nichts dabei, ich führe ständig Selbstgespräche. Jeder tut das.«
    Ja, aber nicht jeder spricht mit körperlosen Engeln aus dem Orden der Caliginauten .
    »Damit hast du mal Recht«, lachte Angelese.
    Als sie zu dem kleinen Büro in der Nähe der Duschen kamen, sah R.J. sich um und sagte: »Sadie ist wohl bei einer Untersuchung. Ich habe jetzt ein Gespräch mit einer Neueinlieferung, wir sehen uns dann in der Futterstation, wenn du fertig bist.«
    »Futterstation?«, witzelte Cassie. »Meinst du etwa die Nahrungseinheit?«
    »Du kennst doch das Essen hier schon. Das ist Viehfutter. Für das Geld, das wir hier verlangen, könnte man eigentlich besseres Essen erwarten, findest du nicht?«
    Das Essen war tatsächlich ziemlich mies. »Dann such dir doch einen Job in einer Klinik für Essgestörte.«
    R.J. hielt einen Zeigefinger in die Luft. »Keine schlechte Idee. Bis später dann.«
    Cassie war baff. »Hey. Heißt das, du lässt mich allein? Im Sinne von … ganz allein?«
    »Klar.«
    »Hast du keine Angst, dass ich versuche abzuhauen?«
    »Nö. Außerdem nennen wir das hier nicht ›abhauen‹. Wir nennen es ›Unerlaubtes Entfernen‹.« Er zeigte auf ein Schild an der Wand: UNERLAUBTES ENTFERNEN DER BEWOHNER IST UNBEDINGT ZU VERHINDERN.
    »Vielleicht verschwinde ich ja«, stichelte Cassie. »Dann wirst du gefeuert.«
    R.J. zuckte mit den Schultern. »Angeblich suchen sie bei McDonald’s Leute.« Dann ging er weg.
    Bestimmt wieder so ein verhaltenspsychologischer Trick , überlegte Cassie. Ich soll glauben, dass er mir vertraut, damit ich ihm vertraue .
    »Das ist es nicht«, ließ sich Angelese immer noch unsichtbar vernehmen. »Er mag dich einfach. Und du magst ihn.«
    »Das stimmt nicht!«, widersprach Cassie heftig. »Herrgott, er ist uralt. Bestimmt schon fünfunddreißig oder so.«
    Ein körperloses Kichern flatterte durch den kleinen Raum. »Für wie alt hältst du mich denn? Du hast mein Gesicht doch im

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