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Inferno - Höllensturz

Inferno - Höllensturz

Titel: Inferno - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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hexologische Mutationen und Transplantatempfänger. Das ist ja wie eine Freakshow , dachte Cassie. Nur dass sie hier ihre eigenen zweiköpfigen Kühe herstellen … Sie merkte, wie ihr vom Zuschauen allmählich übel wurde. Im Vorbeifliegen erhaschte Cassie einen Blick auf ein Schild: TIERE FÜTTERN VERBOTEN. KÖRPERAUSSCHEIDUNGEN SIND WILLKOMMEN. Die Besucher spuckten und urinierten ungeniert in die Zellen. Außerdem glaubte sie, Rohre auf jeweils beiden Seiten der Zellen zu erkennen.
    »Sind das da Rohre?«, fragte sie mit einem leichten Zittern in der Stimme.
    »Zweimal täglich öffnen sie die Abwasserleitungen des Bezirks und leiten sie durch alle Zellen des Verliesreservats«, erklärte Angelese. »So halten sie die Gefangenen außerhalb der Besuchszeiten bis zum Hals in der Kloake. Das hier ist für die exklusivsten Gefangenen der Stadt. Statt sie auf den Gacy-Gefängnisarchipel zu bringen oder sie für immer im städtischen Gefängnis oder in den Auszehrungscamps einzusperren, stecken sie sie hierhin. Sie stellen sie öffentlich aus. Für Geld natürlich. Alles in der Hölle wird für Geld gemacht, so wie in deiner Welt.«
    Es war einfach grauenvoll. Cassie sah weg, sie konnte das einfach nicht mehr ertragen. Doch genau in diesem Moment fiel ihr eine bedeutsame Frage ein.
    »Angelese? Warum hast du mich eigentlich hierher gebracht?«
    Die Frage beschäftigte sie plötzlich so sehr, dass sie gar nicht bemerkt hatte, wie der Nektoport angehalten hatte. Seine eindimensionale Öffnung schwebte jetzt über dem Ende der Verliesabteilung.
    »Wir haben nicht viel Zeit«, sagte der Engel.
    »Beantworte meine Frage!«
    »Sieh hin. Sieh nach unten.«
    »Ich sehe mir das nicht länger an.«
    Angeleses Stimme wurde weich. »Sieh nach unten, Cassie …«
    Cassie gehorchte und bereitete sich innerlich auf einen weiteren Anblick von Ekel und Erniedrigung vor, doch was sie sah, war noch viel schlimmer, als sie sich hätte vorstellen können.
    »Cassie?«, schrie eine Stimme von unten. »Cassie, bist du das?«
    Cassie schrie auf. Aus der irrwitzigen, von Klärschlamm überschwemmten Zelle unter ihr blickte ihre Zwillingsschwester Lissa zu ihr auf.
    »Cassie, um der Liebe Gottes willen, bitte hilf mir!« Die Bitte schoss durch die Gitterstäbe wie ein Pfeil. »Hol mich hier raus!«
    Cassie zitterte, sie bekam keine Luft. Als sie zu sprechen versuchte, etwas Tröstliches zu ihrer toten Schwester sagen wollte, kam nur ein Krächzen: »Lissa …«
    »Wir müssen hier weg«, mahnte Angelese. »Sonst entdeckt man uns noch.«
    »Nein!«, schrie Cassie. Ihre Gefühle übermannten sie so heftig, dass sie den Engel rückwärts schubste. »Wir gehen jetzt da runter und holen sie da raus!«
    »Das können wir nicht. Wir channeln. Wir sind nicht körperlich hier. Wenn wir sie herausholen, könnten wir sie nicht mit uns nehmen. Sie würde sofort wieder gefangen genommen.« Der Nektoport segelte jetzt so schnell weiter wie eine Rakete.
    »Cassie! Nein!«, schrie Lissa. »Bitte lass mich nicht hier! Wie kannst du das tun?«
    Cassie lag auf den Knien und schluchzte. »Warum? Warum hast du das getan?«
    »Ich habe dir versprochen, dass du deine Schwester wiedersiehst.«
    »Ja, absolut großartig von dir! Sie sitzt in einem unterirdischen Loch in einem beschissenen Zoo ! Du zeigst mir das und willst nichts dagegen unternehmen? Was für ein verdammter Engel bist du eigentlich?«
    »Ein kluger. Wir werden zurückkommen und sie holen, Cassie, aber wir müssen dazu incurare sein – in Fleisch und Blut. Ich wollte dir nur beweisen, dass ich weiß, wo sie ist. Wir retten sie, wenn wir wieder zurück sind.«
    »Ich will sie aber jetzt rausholen!«
    »Das würde alles kaputtmachen. Wenn eine Wache oder auch nur ein Zoobesucher uns sähe, würden sie uns sofort den Constablern melden. Dann wüsste Luzifer, dass wir Lissas Aufenthaltsort kennen und würde sie woanders hinbringen. Irgendwohin, wo wir sie niemals finden können.«
    »Also, wann dann?«, blieb Cassie hartnäckig. »Ich will meine Schwester da rausholen.«
    »Bald, Cassie.« Angelese stand am Rand des Ports und sah hinaus in den blutroten Himmel. Sie nahm das Ophit-Sichtglas in die Hand und richtete die lebendigen Dämonenaugen auf etwas, das in weiter Ferne lag. »Ja, sehr bald. Vielleicht noch heute Nacht, wenn wir Glück haben.«
    Cassie schluchzte immer noch. »Was … siehst du da?«
    Angelese reichte ihr das verstörende Gerät. »Sieh mal, da hinten im Panzuzubezirk.«
    Cassie wischte

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