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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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legte den Zettel auf den langen Tisch, an dem Giorgio an seiner Nähmaschine saß.
    »Signore«, flüsterte der Verkäufer. »Da ist jemand für Sie. Eine Frau. Sie sagt, es sei ein Notfall.«
    Ohne seine Arbeit zu unterbrechen, nahm Giorgio den Zettel entgegen und las ihn.
    Schlagartig verlangsamte sich das Rattern der Nähmaschine, dann stand sie still.
    »Schicken Sie die Frau sofort herauf«, befahl Giorgio und zerriss das Papier in winzige Fetzen.

KAPITEL 82
    Die plumpe C-130 befand sich noch im Steigflug, als sie nach Südosten abdrehte und über die Adria jagte. An Bord fühlte Robert Langdon sich eingeengt und derangiert zugleich: die fensterlose Kabine setzte ihm zu, und die vielen offenen Fragen verwirrten ihn.
    Ich habe eben erfahren , hatte Sinskey zu ihm gesagt, dass Sie unter mehr leiden als einer einfachen Kopfverletzung .
    Langdons Puls beschleunigte sich, als er sich ausmalte, was sie ihm noch zu sagen hätte. Im Augenblick entwickelte Sinskey mit ihrem SRS -Team neue Strategien. Ein Stück weiter telefonierte Brüder mit der italienischen Polizei und arrangierte die Fahndung nach Sienna Brooks.
    Sienna  …
    Langdon verstand noch immer nicht, warum Sienna in die ganze Sache verstrickt sein sollte. Als die C-130 ihre Reiseflughöhe erreichte und in den Horizontalflug überging, nahm der kleine Mann, der sich Provost nannte, Langdon gegenüber Platz. Er verschränkte die Finger unter dem Kinn. »Dr. Sinskey hat mich gebeten, Sie über alles aufzuklären.«
    Langdon hatte nicht die geringste Ahnung, wie dieser Mann dem Chaos auch nur einen Hauch von Sinn verleihen wollte.
    »Wie vorhin bereits angedeutet«, sagte der Provost, »fing der ganze Ärger damit an, dass meine Agentin Vayentha Sie zu früh verhört hat. Wir wussten weder, wie viel Sie schon herausgefunden hatten, noch, ob Sie diese Information schon mit Dr. Sinskey geteilt hatten. Unser Auftrag lautete, unter allen Umständen zu verhindern, dass Sinskey unseren Klienten findet und dessen Arbeit konfisziert oder vernichtet. Daher mussten wir schneller sein als sie und dafür sorgen, dass Sie für uns arbeiten anstatt für Sinskey.« Der Provost verstummte und legte die Fingerspitzen aneinander. »Dummerweise hatten wir unsere Karten bereits auf den Tisch gelegt … und Sie haben uns nicht vertraut.«
    »Und deshalb haben Sie versucht, mich zu ermorden?«, platzte Langdon heraus.
    »Wir hatten einen Plan entwickelt, Ihr Vertrauen zu gewinnen.«
    Langdon war nach wie vor verwirrt. »Wie wollten Sie das denn anstellen? Besonders nachdem Sie mich entführt und verhört hatten?«
    Verlegen schlug der Provost die Beine übereinander. »Professor, haben Sie schon einmal von Benzodiazepinen gehört?«
    Langdon schüttelte den Kopf.
    »Das sind moderne Pharmaka, die unter anderem zur Behandlung von posttraumatischen Stresssymptomen eingesetzt werden. Wie Sie vielleicht wissen, können nach einem traumatischen Erlebnis wie einem Autounfall oder einem sexuellen Übergriff psychische Langzeitschäden entstehen. Durch den Einsatz von Benzodiazepinen ist die Neurologie heutzutage in der Lage, diese Schäden zu verhindern.«
    Langdon hörte schweigend zu. Er hatte nicht die geringste Ahnung, worauf der Mann hinauswollte.
    »Bei der Bildung von Erinnerungen«, fuhr der Provost fort, »werden die Informationen zunächst für achtundvierzig Stunden im Kurzzeitgedächtnis zwischengespeichert, bevor sie ins Langzeitgedächtnis übertragen werden. Durch bestimmte Benzodiazepine kann man das Kurzzeitgedächtnis jederzeit neu initialisieren  … Im Grunde löscht man die Informationen, ehe sie ins Langzeitgedächtnis übergehen. Verabreicht man beispielsweise dem Opfer eines Raubüberfalls wenige Stunden nach dem Erlebnis ein Benzodiazepin, wird die Erinnerung an den Vorfall für immer gelöscht und das Trauma verhindert. Der einzige Nachteil ist, dass der Patient nicht nur dieses eine Erlebnis vergisst, sondern die Erinnerung an mehrere Tage seines Lebens verliert.«
    Langdon starrte den kleinen Mann ungläubig an. »Sie haben meine Amnesie künstlich herbeigeführt?«
    Der Provost seufzte verlegen. »Ich fürchte ja. Mit einem Medikament. Das ist nicht gefährlich für Sie. Aber ja, wir haben Ihr Kurzzeitgedächtnis gelöscht.« Er zögerte. »Als Sie besinnungslos waren, haben Sie etwas von einer Seuche gemurmelt. Wir nahmen an, dass es mit dem Bildmaterial des Miniaturprojektors zusammenhing. Wir hätten nicht im Traum daran gedacht, dass Zobrist

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