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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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sondern für sie. Die Illusion war in der Tat perfekt gewesen.
    Sienna hat mich die ganze Zeit an der Nase herumgeführt , dachte Langdon. Er war eher traurig als wütend. Zwar kannte er sie erst kurze Zeit, trotzdem hatte er bereits eine gewisse Zuneigung für sie entwickelt. Eine Frage fand Langdon besonders beunruhigend: Wie konnte eine so warmherzige und kluge Seele wie Sienna sich mit ganzem Herzen Zobrists Idee verschreiben, das Problem der Überbevölkerung auf so radikale Weise zu lösen?
    Das Ende der menschlichen Spezies, hatte sie Langdon gesagt, steht zweifellos unmittelbar bevor, falls es nicht vorher zu einer dramatischen Veränderung kommt … Die Mathematik ist über jeden Zweifel erhaben .
    »Und die Artikel über Sienna?«, fragte Langdon und erinnerte sich an das Theaterprogrammheft und die Berichte über ihren atemberaubend hohen IQ .
    »Die sind echt«, antwortete der Provost. »Eine Illusion ist dann am besten, wenn man sie so eng mit der Realität verknüpft wie möglich. Wir hatten nicht viel Zeit, alles vorzubereiten. Siennas Computer und ihre echten persönlichen Daten waren so ziemlich alles, womit wir arbeiten konnten. Allerdings sollten Sie die eigentlich nicht zu sehen bekommen. Sie waren für den Fall gedacht, dass Sie an Siennas Identität gezweifelt hätten.«
    »Und ihren Computer hätte ich auch nicht benutzen sollen, korrekt?«, fragte Langdon.
    »Ja. Das war letzten Endes der Punkt, an dem wir die Kontrolle verloren haben. Sienna hat nicht damit gerechnet, dass Sinskeys SRS -Team ihre Wohnung finden würde. Deshalb ist sie in Panik geraten, als die Soldaten kamen. Sie musste improvisieren. Um die Illusion aufrechtzuerhalten, ist sie mit Ihnen auf dem Trike geflohen. Als die ganze Mission aus dem Ruder zu laufen drohte, blieb mir nichts anderes übrig, als Vayentha fallenzulassen. Aber sie hat das Protokoll missachtet und Sie auf eigene Faust weiterverfolgt.«
    »Sie hat mich beinahe umgebracht«, sagte Langdon und berichtete vom Showdown unter dem Dach des Palazzo Vecchio, als Vayentha ihre Waffe direkt auf seine Brust gerichtet hatte. Es tut nur für einen Moment weh  … aber ich habe keine andere Wahl , hatte sie gesagt. Doch dann hatte Sienna Vayentha über die Brüstung in die Tiefe gestoßen.
    Der Provost seufzte und dachte über Langdons Worte nach. »Ich bezweifele, dass Vayentha Sie wirklich töten wollte … Ihre Waffe war nur mit Platzpatronen geladen. Mit ›keine andere Wahl‹ hat sie wohl gemeint, dass sie Sie irgendwie wieder unter Kontrolle bringen musste. Stellen Sie sich vor, sie hätte mit einer Platzpatrone auf Sie geschossen. Hätten Sie sich dann nicht gewundert? Vermutlich wollte Vayentha Sie auf diese Weise davon überzeugen, dass sie keine Killerin ist und dass alles nur Illusion war.« Der Provost überlegte kurz und fuhr dann fort: »Was Sienna betrifft, bin ich mir nicht so sicher. Ich weiß nicht, ob sie Vayentha wirklich töten oder nur am Schuss hindern wollte. Je mehr ich darüber nachdenke, desto klarer wird mir, dass ich Sienna Brooks nie wirklich gekannt habe.«
    Ich auch nicht , dachte Langdon. Er erinnerte sich deutlich an Siennas bestürzte Miene, als sie in jenem Moment an der Brüstung gestanden hatte. Nach wie vor glaubte er, dass sie die Agentin mit der Stachelfrisur nicht hatte töten wollen.
    Langdon wandte sich ab. Er fühlte sich vollkommen allein und sehnte sich danach, die Welt unter sich vorbeiziehen zu sehen; doch alles, was er sah, war das nackte Metall des Flugzeugrumpfes.
    Ich muss hier raus.
    »Geht es Ihnen gut?«, fragte der Provost und sah Langdon besorgt an.
    »Nein«, antwortete Langdon. »Alles andere als gut.«
    Er wird es schon überleben , dachte der Provost. Er braucht nur Zeit, das alles zu verarbeiten .
    Der amerikanische Professor sah aus, als wäre er gerade von einem Tornado erfasst, durch die Luft gewirbelt und in ein fremdes Land geworfen worden. Er wirkte vollkommen desorientiert.
    Wenn das Konsortium Zielpersonen in die Irre führte, erkannten diese Menschen nur selten die Wahrheit hinter den inszenierten Ereignissen. Und wenn doch, dann war der Provost in der Regel zu weit entfernt, als dass er ihre Reaktion beobachten konnte. Langdons Verwirrung bereitete ihm Gewissensbisse. Außerdem fühlte er sich für die gegenwärtige Krise zumindest mit verantwortlich.
    Ich habe den falschen Klienten angenommen: Bertrand Zobrist.
    Und ich habe der falschen Person vertraut: Sienna Brooks.
    Und jetzt flog der

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