Inferno
Kopf.
»Bei meinen Nachforschungen habe ich herausgefunden«, fuhr Sinskey fort, »dass er einen Film über die Hagia Sophia gedreht hat.«
»Es gibt Dutzende von Filmen über die Hagia Sophia.«
»Mag sein«, erwiderte Sinskey, als sie im Arbeitsbereich ankamen. »Aber nicht so einen.« Sie drehte Langdon ihren Laptop zu. »Lesen Sie das hier.«
Langdon nahm Platz und vertiefte sich in den Text. Es war eine Zusammenstellung von Kritiken zu einem Film von Gülensoy: In den Tiefen der Hagia Sophia .
Langdon verstand sofort, warum Sinskey so aufgeregt war. Allein das erste Wort ließ ihn überrascht die Brauen heben. Tauchen?
»Ich weiß«, sagte Sinskey. »Lesen Sie weiter.«
Langdon konzentrierte sich wieder auf den Artikel.
TAUCHEN UNTER DER HAGIA SOPHIA: Dokumentarfilmer Göksel Gülensoy und sein Taucherteam haben versteckte Hohlräume tief unter Istanbuls größter religiöser Touristenattraktion gefunden.
Dabei entdeckten sie in den Fluten eine Vielzahl architektonischer Wunder einschließlich der 800 Jahre alten Gräber kindlicher Märtyrer sowie die Tunnel, die die Hagia Sophia einst mit dem Topkapi-Palast und den legendären unterirdischen Erweiterungen des Kerkers von Anemas verbanden.
»Was sich unter der Hagia Sophia befindet, ist weit interessanter als das, was an der Oberfläche zu sehen ist«, erklärte Gülensoy in einem Interview und beschrieb, wie ihn ein altes Foto zu dem Film inspiriert hatte. Darauf waren Forscher zu sehen gewesen, die die Fundamente der Hagia Sophia per Boot erkundeten und durch eine riesige, teilweise überflutete Halle paddelten.
»Sie haben offensichtlich das richtige Gebäude gefunden!«, sagte Sinskey. »Das klingt, als gebe es riesige Räume unter dem Gebäude, von denen viele nur mit Tauchausrüstung zugänglich sind … was auch erklären würde, was wir in Zobrists Video gesehen haben.«
Agent Brüder hatte sich zu ihnen gesellt und betrachtete ebenfalls den Computerbildschirm. »Das klingt aber auch so, als würden diese Unterwasserwege sich in alle möglichen Richtungen verzweigen. Wenn dieser Solublon-Beutel sich auflöst, bevor wir ankommen, haben wir keine Chance mehr, die Verbreitung des Inhalts zu verhindern.
»Der Inhalt …«, wagte Langdon sich vor, »haben Sie irgendeine Ahnung, um was es sich dabei handelt? Ich meine genau . Ich weiß, dass wir es mit einem Pathogen zu tun haben, aber …«
»Wir haben das Video analysiert«, sagte Brüder. »Die Ergebnisse legen nahe, dass wir es mit etwas Biologischem zu tun haben, mit etwas Lebendigem . Angesichts der kleinen Menge im Beutel gehen wir davon aus, dass es hochansteckend ist und die Fähigkeit besitzt, sich selbst zu replizieren. Ob es sich dabei um ein wassergebundenes Pathogen in Form eines Bakteriums handelt oder ob es auch über die Luft übertragen werden kann wie ein Virus, das wissen wir nicht. Beides ist denkbar.«
Sinskey blickte Langdon an. »Wir sammeln zurzeit Daten zur Grundwassertemperatur in der Region, um herauszufinden, was für ansteckende Organismen in dieser unterirdischen Umgebung gedeihen können. Wie auch immer: Zobrist war äußerst talentiert, und er könnte durchaus etwas mit einmaligen Fähigkeiten erschaffen haben. Wir müssen davon ausgehen, dass er sich diesen Ort aus gutem Grund ausgesucht hat.«
Brüder nickte resigniert und berichtete Langdon und Sinskey, wie er den ungewöhnlichen Freisetzungsmechanismus – den unter Wasser verankerten Solublon-Beutel – einschätzte. Zobrist hatte eine in ihrer Einfachheit geradezu geniale Lösung gefunden. Der Beutel war unterirdisch und unter Wasser platziert. Damit hatte Zobrist für eine außergewöhnlich stabile Inkubationsumgebung gesorgt: in vollkommener Abgeschiedenheit, mit kinetischem Puffer, konstanten Wassertemperaturen und ohne Sonneneinwirkung. Und da er die Zerfallszeit des Beutels exakt kannte, konnte er das Pathogen unbeaufsichtigt reifen lassen, in der Gewissheit, dass es zur korrekten Zeit freigesetzt würde.
Selbst wenn Zobrist nie mehr an den Ort zurückkehren sollte.
Der plötzliche Ruck, mit dem das Flugzeug auf der Landebahn aufsetzte, warf Langdon in seinen Cockpitsitz zurück. Die Piloten steuerten auf einen abgelegenen Hangar zu, vor dem sie schließlich das massive Flugzeug zum Stehen brachten.
Langdon rechnete damit, von einer ganzen Armee von WHO -Leuten in Schutzanzügen empfangen zu werden. Seltsamerweise wartete jedoch nur der Fahrer eines weißen Vans auf sie. Auf der Wagenseite
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