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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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ein Mann im Smoking sprang aus einem Bus und rannte die Straße hinunter, während er einen Violinenkasten schützend im Jackett barg. Anscheinend ein Musiker auf dem Weg zu einem Konzert.
    Langdon blickte in die Gesichter um sich herum und versuchte sich vorzustellen, was für ein Leben jeder dieser vielen Menschen führte.
    Die Massen bestehen aus Individuen .
    Er schloss die Augen, lehnte sich zurück und versuchte, die morbiden Gedanken zu verdrängen, doch der Schaden war bereits angerichtet. In den dunklen Ecken seines Geistes nahm ein unerwünschtes Bild Gestalt an: die trostlose Landschaft von Brueghels Triumph des Todes , ein erschreckendes Panorama von Pest, Elend und Qual in den Ruinen einer Hafenstadt.
    Der Wagen bog in die Torun Sokak ein, und für einen flüchtigen Augenblick glaubte Langdon, sie hätten ihr Ziel erreicht. Links von ihnen tauchte eine große Moschee aus dem Dunst auf.
    Doch es war nicht die Hagia Sopia.
    Das ist die Blaue Moschee , erkannte er beim Anblick der sechs schlanken Minarette mit den vielen Balkonen. Langdon hatte einmal gelesen, dass diese märchenhaft-exotisch wirkenden Minarette Disney zu seinem Cinderella -Schloss inspiriert hatten. Ihren Namen verdankte die Blaue Moschee dem atemberaubenden Meer blauer Fliesen, das ihre Innenwände zierte.
    Es ist nicht mehr weit , dachte Langdon, als der Van weiterfuhr und in die Kabasakal Caddesi einbog, die am Sultan-Ahmet-Park vorbeiführte. Der Park lag zwischen der Blauen Moschee und der Hagia Sophia und reichte bis an beide heran.
    Langdon spähte durch die regennasse Windschutzscheibe und suchte den Horizont nach den Umrissen der Hagia Sophia ab, doch Regen und Scheinwerferlicht erschwerten ihm die Sicht. Schlimmer noch: Offenbar war der Verkehr zum Stillstand gekommen.
    Vor sich sah Langdon nur eine lange Reihe Bremslichter.
    »Da findet irgendein Event statt«, verkündete der Fahrer. »Ein Konzert, glaube ich. Zu Fuß sind Sie vermutlich schneller.«
    »Wie weit ist es noch?«, verlangte Sinskey zu wissen.
    »Nur durch den Park. Drei Minuten. Nicht gefährlich.«
    Sinskey nickte Brüder zu und drehte sich zu den SRS -Männern um. »Sie bleiben im Wagen und fahren so nah wie möglich an das Gebäude heran. Agent Brüder wird sich in Kürze mit Ihnen in Verbindung setzen.«
    Mit diesen Worten stiegen Sinskey, Brüder und Langdon aus dem Van und machten sich im Laufschritt auf den Weg durch den Park.
    Das Blätterdach der Bäume bot ein wenig Schutz vor dem immer schlechter werdenden Wetter. Überall standen Schilder, die die Besucher zu den vielen Attraktionen des Parks führen sollten: einem ägyptischen Obelisken aus Luxor, der Schlangensäule aus dem Apollonheiligtum in Delphi und dem Milleniumstein, der einst der Ausgangspunkt aller Messungen für Meilensteine im Byzantinischen Reich gewesen war.
    Schließlich erreichten sie eine Lichtung mit einem runden Teich im Zentrum der Anlage. Langdon richtete den Blick nach Osten.
    Die Hagia Sophia.
    Sie war weniger ein Gebäude als vielmehr ein Berg.
    Die im Regen glitzernde, gewaltige Silhouette der Hagia Sophia wirkte wie die Skyline einer eigenen Stadt. Ihre Zentralkuppel – unfassbar breit und silbergrau – war von einer Ansammlung weiterer Kuppelbauten umgeben. Vier große Minarette, jedes mit einem einzelnen Balkon und einer silbergrauen Spitze, ragten an den Ecken des mächtigen Bauwerks empor. Sie waren so weit von der Zentralkuppel entfernt, dass sie wie separate Türme wirkten.
    Sinskey und Brüder blieben unvermittelt stehen. Ihr Blick wanderte vom Fuß des Bauwerks nach oben … nach oben … und weiter nach oben … Offenbar erfassten sie erst jetzt, wie gewaltig das Gebäude war.
    »Himmel!«, stöhnte Brüder ungläubig. »Und das sollen wir durchsuchen?«

KAPITEL 86
    Ich bin ein Gefangener , dachte der Provost, als er in der geparkten C-130 auf und ab lief. Er hatte zugestimmt, Sinskey nach Istanbul zu begleiten und dabei zu helfen, die Krise zu beenden, bevor sie vollkommen außer Kontrolle geriet. Natürlich spekulierte der Provost auch darauf, dass die Strafmaßnahmen gegen ihn und seine Organisation weniger extrem ausfielen, wenn er mit Sinskey kooperierte. Jetzt hat sie mich in Gewahrsam .
    Kaum war das Flugzeug im Regierungshangar auf dem Atatürk-Flughafen geparkt, hatte Sinskey angeordnet, dass er und seine Mitarbeiter an Bord zu bleiben hatten, während sie selbst mit ihrem Team aufgebrochen war.
    Der Provost hatte aussteigen wollen, um ein wenig

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