Inferno
unter dem achteckigen Dach des Brunnens hervor. Aufgeregt wedelte er mit den Armen. »Professor! Hier drüben!«
Langdon und die anderen eilten zu ihm.
»Hallo Professor, mein Name ist Mirsat«, sagte er. Er sprach mit starkem Akzent, und seine Aufregung war ihm deutlich anzumerken. Mirsat war ein schmächtiger Mann mit schütterem Haar. Er trug einen grauen Anzug und eine Brille, die ihm einen Anflug von Gelehrtheit verlieh. »Das ist eine große Ehre für mich.«
»Die Ehre ist ganz auf meiner Seite«, erwiderte Langdon und schüttelte Mirsat die Hand. »Danke, dass Sie uns so kurzfristig zur Verfügung stehen.«
»Ja, ja!«
Sinskey schüttelte Mirsat ebenfalls die Hand. »Ich bin Dr. Elizabeth Sinskey, und das hier ist Christoph Brüder. Wir assistieren Professor Langdon bei seiner Arbeit. Es tut mir leid, dass unser Flug Verspätung hatte. Es ist sehr großzügig, dass Sie uns diese Führung geben.«
»Bitte! Das macht mir keine Umstände«, platzte Mirsat heraus. »Professor Langdon würde ich jederzeit eine private Führung geben. Sein kleines Buch Christliche Symbole in der Muslimischen Welt gehört zu den meistverkauften in unserer Museumsbuchhandlung.«
Wirklich? , dachte Langdon. Wenigstens gibt es einen Ort auf dieser Welt, wo das Buch verkauft wird .
Mirsat bedeutete seinen Gästen, ihm zu folgen. »Hier entlang.«
Die Gruppe eilte über eine Freifläche, passierte den regulären Touristeneingang und erreichte schließlich das einstige Hauptportal – drei tief in die Mauer eingelassene Torbögen mit massiven Bronzetüren. Zwei bewaffnete Sicherheitsmänner erwarteten sie bereits. Als sie Mirsat sahen, schlossen sie eine der Türen auf und öffneten sie.
»Sağ olun«, sagte Mirsat, gefolgt von ein paar türkischen Phrasen, die Langdon sogar kannte: eine besonders höfliche Art, danke zu sagen.
Die Gruppe betrat das Gebäude, die Wache schloss die schwere Tür hinter ihnen, und der Knall hallte von den Wänden wider.
Langdon und die anderen standen im Narthex der Hagia Sophia, einem schmalen Vorraum, wie man ihn in vielen christlichen Kirchen findet. Der Raum sollte als eine Art architektonischer Puffer zwischen dem Göttlichen und dem Weltlichen dienen.
Spirituelle Burggräben, nannte Langdon sie oft.
Die Gruppe ging zu einer weiteren Reihe von Türen, und Mirsat zog eine davon auf. Jenseits davon erwartete sie jedoch nicht das Kirchenschiff, sondern ein zweiter Narthex, ein wenig größer als der erste.
Der Endonarthex , erinnerte sich Langdon. Er hatte ganz vergessen, dass das Allerheiligste der Hagia Sophia gleich zweifach vor der Außenwelt geschützt wurde.
Als wollte man den Besucher hier auf das vorbereiten, was ihn erwartete, war der Endonarthex deutlich reichhaltiger geschmückt als der Exonarthex. Die Wände bestanden aus blankpoliertem Stein, die im Licht eleganter Leuchter funkelten. Auf der anderen Seite des Endonarthex erwarteten vier Türen die Besucher, und über jeder war ein spektakuläres Mosaik zu sehen. Langdon war wie immer fasziniert.
Mirsat ging zu der größten Tür, einem kolossalen, mit Bronze beschlagenen Portal. »Die Kaiserliche Tür.« Seine Stimme überschlug sich fast vor Begeisterung. »In der Zeit des Byzantinischen Reiches durfte nur der Kaiser diese Tür durchschreiten. Touristen gehen hier normalerweise nicht durch, aber dieser Abend ist etwas Besonderes.«
Mirsat erreichte die Tür, zögerte dann aber. »Bevor wir eintreten«, flüsterte er, »möchte ich Sie fragen, ob Sie etwas Bestimmtes sehen wollen?«
Langdon, Sinskey und Brüder blickten einander an.
»Ja«, antwortete Langdon schließlich. »Es gibt natürlich sehr viel zu sehen, aber wenn möglich, würden wir gerne mit dem Grab von Enrico Dandolo anfangen.«
Mirsat neigte den Kopf, als hätte er falsch gehört. »Wie bitte? Sie wollen … äh … Sie wollen Dandolos Grab sehen?«
»Ja.«
Mirsat wirkte enttäuscht. »Aber Sir … Dandolos Grab ist sehr schlicht. Dort gibt es nicht ein einziges Symbol. Es gehört nicht zu unseren schönsten Stücken.«
»Das ist mir klar«, erwiderte Langdon höflich. »Trotzdem wären wir Ihnen ausgesprochen dankbar, wenn Sie uns zu Dandolos Grab bringen könnten.«
Mirsat musterte Langdon einen Augenblick lang; dann wanderte sein Blick zu dem Mosaik direkt über der Tür, das der Professor soeben bewunderte. Das Mosaik zeigte Christus als Pantokrator , Weltenherrscher. In der linken Hand hielt er das Neue Testament, die rechte hatte er zum
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