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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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warum war er so überrascht?
    Mirsat führte sie zur Treppe, vorbei an einer der beiden berühmten Urnen der Hagia Sophia, einem Monstrum, das dreihundertdreißig Gallonen fasste und in hellenistischer Zeit aus einem einzigen Stück Marmor gehauen worden war.
    Schweigend stieg Mirsat mit seinem Gefolge die Stufen hinauf. Er war nervös. Langdons Begleiter wirkten ganz und gar nicht wie Akademiker. Einer von ihnen sah aus wie ein Soldat, muskulös, aufmerksam und ganz in Schwarz gekleidet. Und die Frau mit dem Silberhaar … Sie kam Mirsat bekannt vor. Vielleicht aus dem Fernsehen? Warum sind die drei wirklich hier?
    »Noch ein paar Stufen«, verkündete Mirsat munter, als sie einen Absatz erreichten. »Oben sehen wir dann das Grab von Enrico Dandolo und natürlich«, er hielt kurz inne und musterte Langdon, »das berühmte Deesis-Mosaik .«
    Der Professor zeigte keine Regung.
    Offenbar war er doch nicht wegen des Deesis-Mosaiks gekommen. Mirsats Gäste waren anscheinend tatsächlich auf das Grab von Enrico Dandolo fixiert.

KAPITEL 89
    Als Mirsat seine Besucher die Treppe hinaufführte, blickte Langdon in die besorgten Mienen von Brüder und Sinskey. Nach oben zu gehen, ergab keinen Sinn. Immer wieder musste Langdon an Zobrists Video denken … und an den Dokumentarfilm über die gefluteten Areale unter der Hagia Sophia.
    Wir müssen nach unten!
    Trotzdem. Dandolos Grab lag hier oben, und es blieb ihnen nichts anderes übrig, als Zobrists Anweisungen zu befolgen.
    Kniet nieder im vergoldeten Mouseion der Heiligen Weisheit. Dann leget das Ohr auf den Boden und folgt dem Klang des tropfenden Wassers
    Als sie die zweite Ebene erreichten, führte Mirsat sie an der Brüstung entlang. Der Blick in die Weite des Kirchenschiffs war atemberaubend, doch Langdon sah unbeirrt nach vorne.
    Mirsat redete wieder voller Leidenschaft über das Deesis-Mosaik , doch Langdon blendete ihn aus.
    Er konnte ihr Ziel bereits sehen.
    Dandolos Grab .
    Es sah genauso aus, wie er es in Erinnerung hatte: ein rechteckiges Stück weißen Marmors, vollständig in den polierten Boden eingelassen und abgesperrt von Sicherheitsketten.
    Langdon lief los und betrachtete die Inschrift.
    Henricus Dandolo .
    Als die anderen zu ihm aufschlossen, stieg Langdon über die Kette und stellte sich direkt vor die Grabplatte.
    Mirsat protestierte lautstark, doch der Professor ließ sich nicht beirren und ging auf die Knie, als wolle er vor dem Grab beten.
    Langdon legte die Hände auf die Grabplatte und streckte sich. Als sich sein Gesicht dem Boden näherte, wurde ihm bewusst, dass er wie ein Muslim wirken musste, der gen Mekka betete. Das verblüffte Mirsat so sehr, dass es ihm die Sprache verschlug. Stille kehrte ein.
    Langdon atmete tief ein, drehte den Kopf nach rechts und drückte sanft das linke Ohr aufs Grab. Der Stein fühlte sich kalt an.
    Ein Geräusch war durch den Stein zu hören, klar und deutlich.
    Oh, mein Gott .
    Von unten schien das Finale von Dantes Inferno zu ihm hinaufzudringen. Langdon blickte zu Brüder und Sinskey.
    »Ich höre es«, flüsterte er. »Das Geräusch tropfenden Wassers.«
    Brüder sprang über die Kette und kauerte sich neben Langdon, um ebenfalls zu lauschen. Dann nickte er aufgeregt.
    Nun, da sie das Wasser unter sich hören konnten, blieb nur eine Frage offen: Wo genau floss es?
    Langdon sah wieder die halb überflutete Kaverne vor seinem geistigen Auge, das unheimliche rote Licht … irgendwo unter ihnen …
Folgt ihm tief in den Versunk’nen Palast
Denn hier im Dunkel lauert das chthonische Monster
In den blutroten Wassern
Der Lagune, in der sich nie spiegeln die Sterne.
    Als Langdon sich erhob und wieder über die Kette kletterte, funkelte Mirsat ihn wütend an. Es wirkte nicht sehr bedrohlich. Der Professor war fast einen Kopf größer als ihr türkischer Führer.
    »Mirsat«, begann Langdon, »es tut mir leid. Wie Sie sehen, ist das eine äußerst ungewöhnliche Situation. Ich habe keine Zeit, Ihnen das zu erklären, aber ich muss Ihnen eine sehr, sehr wichtige Frage zu diesem Gebäude stellen.«
    Mirsat rang sich zu einem Nicken durch. »Also gut.«
    »Wir hören hier an Dandolos Grab irgendwo unter dem Stein Wasser fließen. Wir müssen wissen, wo dieses Wasser hinfließt.«
    Mirsat schüttelte den Kopf. »Ich verstehe nicht. Wasser kann man überall in der Hagia Sophia fließen hören.«
    Der Professor und seine Begleiter waren wie erstarrt.
    »Ja«, fuhr Mirsat fort, »besonders, wenn es regnet. Das Dach der

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