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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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Beziehung ausschlossen.
    Ich arbeite seit über einem Jahr an diesem Fall , dachte sie, noch immer fassungslos darüber, dass der Provost sie mit nur einem Knopfdruck für immer fallengelassen hatte.
    Zwölf Monate lang hatte Vayentha ein und denselben Klienten des Konsortiums abgeschirmt – ein exzentrisches Genie mit durchdringenden grünen Augen. Eigentlich hatte der Mann nur für eine Weile »verschwinden« wollen, um unbelästigt von Rivalen und Feinden arbeiten zu können. Er war nur selten aus seinem Versteck gekommen und hatte tatsächlich die meiste Zeit über gearbeitet. Was für eine Arbeit das war, wusste Vayentha nicht – ihr Auftrag hatte gelautet, den Klienten vor den mächtigen Leuten zu verbergen, die nach ihm suchten, nicht mehr und nicht weniger.
    Vayentha hatte ihren Auftrag mit aufopferungsvoller Professionalität erfüllt. Alles war genau nach Plan gelaufen.
    Bis gestern Nacht .
    Seither ging es mit ihrem emotionalen Gleichgewicht und ihrer Karriere steil bergab.
    Und jetzt bin ich ganz draußen.
    Der Ausschluss von der laufenden Operation bedeutete, dass der Agent die Mission augenblicklich abzubrechen und das Operationsgebiet zu verlassen hatte. Falls die Behörden ihn aufgriffen, würde das Konsortium jegliche Kenntnis seiner Person leugnen. Vayentha war klug genug, ihr Glück nicht herauszufordern. Sie hatte mit eigenen Augen gesehen, mit welcher Effizienz das Konsortium die Realität nach Belieben manipulieren konnte.
    Vayentha kannte lediglich zwei Agenten, die von ihrer Mission abgezogen worden waren. Keinen von beiden hatte sie je wiedergesehen. Bisher hatte sie stets angenommen, die beiden wären zu einem formellen Debriefing bestellt und anschließend gefeuert worden, unter Androhung ernster Konsequenzen, falls sie je wieder mit einem anderen Mitarbeiter des Konsortiums in Kontakt träten.
    Jetzt war sie sich dessen nicht mehr so sicher.
    Bloß nicht überreagieren , ermahnte sie sich. Das Konsortium verfügt über elegantere Methoden als kaltblütigen Mord .
    Trotzdem erschauerte sie unwillkürlich.
    Als Brüders Team unten auf der Straße vor dem kleinen Hotel aufgetaucht war, hatte sie instinktiv die Flucht ergriffen. Nun fragte sie sich, ob sie ihrem Instinkt womöglich ihr Leben verdankte.
    Niemand weiß, wo ich bin .
    Sie raste weiter nach Norden über die breite Ausfallstraße, die Viale del Poggio Imperiale, und ihr wurde bewusst, wie sehr sich ihre Lage in den letzten paar Stunden verändert hatte. Vergangene Nacht hatte sie sich noch um ihren Job gesorgt. Jetzt ging es um ihr nacktes Leben.

KAPITEL 20
    Florenz war einst von einer Stadtmauer umgeben, und einer der Haupteingänge war das steinerne Tor der Porta Romana gewesen, erbaut im Jahre 1326. Während der größte Teil der Stadtumwallung bereits vor Jahrhunderten zerstört oder abgetragen worden war, existiert die Porta Romana bis zum heutigen Tag – und bis zum heutigen Tag nutzt der Verkehr die gewölbten Tore des kolossalen Gemäuers als Zufahrt in den Stadtkern.
    Auch wenn das schmucklose Stadttor heute eher eine Kulisse für den stockenden, hupenden Verkehr ist, war es einst der Ort, wo die Fiera dei Contratti stattfand, der Kontraktmarkt, auf dem Väter ihre Töchter an heiratswillige Männer verkauften und sie häufig in aller Öffentlichkeit zu lasziven Tänzen zwangen, um höhere Aussteuern zu erzielen.
    An diesem Morgen hatte Sienna mehrere hundert Meter vor der Porta Romana mit quietschenden Bremsen gehalten und deutete nun erschrocken auf das Geschehen weiter vorn. Auf dem Sozius des Trikes sah Langdon zu der angegebenen Stelle. Wie ärgerlich. Vor ihnen befand sich eine lange Schlange von Fahrzeugen, und es ging keinen Meter mehr voran. In dem Kreisverkehr hatte die Polizei eine Straßensperre eingerichtet. Weitere Polizeifahrzeuge trafen ein. Bewaffnete Beamte gingen von Wagen zu Wagen und stellten den Insassen Fragen.
    Das kann nicht wegen uns sein , dachte Langdon. Oder doch?
    Ein schwitzender Radfahrer kam ihnen über die Viale Machiavelli auf einem Liegerad entgegen.
    »Cos’è successo?«, rief Sienna ihm zu.
    »E chi lo sa?«, rief er nervös zurück. »Carabinieri!« Er radelte weiter, offensichtlich darauf bedacht, die Sperre möglichst rasch hinter sich zu bringen.
    Sienna drehte sich mit ernster Miene zu Langdon um. »Eine Straßensperre. Militärpolizei.«
    In der Ferne heulten Martinshörner. Sienna spähte die Viale Machiavelli hinauf. Ihr Gesicht zeigte nackte Angst.
    Wir sind

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