Inferno
Griff, nur ein in Messing gefasstes Schlüsselloch. Anscheinend ließ die Tür sich nur von innen öffnen.
»Verdammt!« Mit einem Mal war Langdons Zuversicht verschwunden. »Ich hatte gehofft …«
Ohne Vorwarnung hallte das durchdringende Summen der fliegenden Drohne von den hohen Mauern ringsum wider. Sienna fuhr herum und sah, wie der Minihubschrauber über dem Palast in die Höhe stieg. Dann flog er in ihre Richtung.
Langdon hatte ihn ebenfalls entdeckt, denn er packte Sienna bei der Hand und rannte zum Eingang der Grotte. Sie duckten sich hinter dem Stalaktitenübergang in das Halbdunkel.
Ein passendes Ende , dachte Sienna. Gefangen im Schlund der Hölle.
KAPITEL 28
Einen halben Kilometer weiter östlich hatte Vayentha ihr Motorrad abgestellt. Sie war über den Ponte alle Grazie in die Altstadt gefahren und von dort zum Ponte Vecchio abgebogen – die berühmte Fußgängerbrücke, die den Palazzo Pitti mit der Altstadt verband.
Dort kettete sie den Helm an das Motorrad und schloss die Maschine ab, bevor sie sich unter den frühmorgendlichen Touristenstrom auf der Brücke mischte.
Vom Fluss wehte eine beständige kühle Frühlingsbrise herauf. Der Wind strich Vayentha über die kurze Stachelfrisur und erinnerte sie daran, dass Langdon sie auf den ersten Blick wiedererkennen würde. Sie hielt bei einem der vielen Verkaufsstände auf der Brücke und erstand eine Baseballkappe von Amo Firenze.
Sie zog sich den Schirm tief in die Stirn, glättete ihre Ledermontur über der Wölbung, wo die Waffe im Schulterhalfter steckte und lehnte sich an eine Säule nahe der Brückenmitte. Von hier aus konnte sie sämtliche Fußgänger sehen, die über den Arno in die Altstadt wollten.
Langdon ist zu Fuß unterwegs. Wenn er einen Weg um die Porta Romana herum findet, dann ist diese Brücke die logische Route in die Altstadt.
Im Süden, wo der Palazzo Pitti lag, erscholl der Lärm von Polizeisirenen, und sie fragte sich, ob das gute oder schlechte Neuigkeiten bedeutete. Suchen sie immer noch nach ihm? Oder haben sie ihn geschnappt? Als sie angespannt lauschte, bemerkte sie ein neues Geräusch – ein hohes, wütendes Summen oben am Himmel. Instinktiv hob sie den Blick und erkannte sogleich die Ursache: einen kleinen ferngesteuerten Hubschrauber, der über dem Palast in die Höhe stieg und dann über die Baumwipfel in östliche Richtung davonflog.
Eine Überwachungs- und Aufklärungsdrohne , dachte Vayentha in einem Anflug neuer Hoffnung. Wenn die Drohne in der Luft ist, haben sie Langdon noch nicht gefunden .
Der kleine Hubschrauber ging unvermittelt hinter einer Steinmauer in Sinkflug und verschwand außer Sicht. Das Summen veränderte sich. Offenbar wurde die Drohne langsamer und verharrte schließlich an Ort und Stelle. Sie war wohl auf etwas Verdächtiges gestoßen.
KAPITEL 29
Suche, und du wirst finden , dachte Langdon ironisch, als er sich mit Sienna in die Schatten der halbdunklen Grotte duckte. Wir haben einen Ausgang gesucht … und sind in einer Sackgasse gelandet.
Der Brunnen inmitten der Grotte bot gute Deckung. Doch während Langdon nach draußen spähte, wurde er das Gefühl nicht los, dass es zu spät war.
Die Drohne war soeben auf den von hohen Mauern umgebenen Vorplatz heruntergestoßen und verharrte nun, keine drei Meter über dem Boden schwebend, vor der Grotte wie ein wütend summendes Insekt, das auf seine Beute wartet.
Langdon zog sich zurück. »Ich denke, sie haben uns entdeckt.«
Das hohe Summen war ohrenbetäubend laut im Innern der Grotte, wo die Wände den Schall nahezu ungedämpft reflektierten. Es war nicht zu glauben, doch sie wurden von einem kleinen Hubschrauber in Schach gehalten. Jeder Versuch zu fliehen war zwecklos. Was machen wir jetzt? , dachte Langdon. Tatenlos abwarten? Er hatte seine ganze Hoffnung auf das gestützt, was hinter der kleinen grauen Tür lag – und nicht damit gerechnet, dass sie sich nur von innen öffnen lassen könnte.
Langsam gewöhnten sich Langdons Augen an das Halbdunkel. Er musterte die Wände. Vielleicht gibt es hier noch einen anderen Ausgang? Die Wände waren verziert mit Reliefs von Tieren und Menschen; die Künstler hatten die Figuren so herausgearbeitet, als verschmölzen sie mit den unheimlichen, vor Nässe triefenden Flächen, und zwar jede Figur auf andere Weise. Mutlos sah Langdon zur Decke mit den bedrohlichen Stalaktiten über dem Eingang.
Ein guter Ort zum Sterben .
Die Grotta Grande von Bernardo Buontalenti ist das
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