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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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verzog bei dem Anblick jedes Mal unwillkürlich das Gesicht.
    Weit gefälliger war Michelangelos atemberaubende Skulptur Genio della Vittoria , die die zentrale Nische in der südlichen Wand dominierte. Die über drei Meter hohe Skulptur war ursprünglich für das Grab des erzkonservativen Papa Terribile, Papst Julius  II ., gedacht gewesen – eine Tatsache, die Langdon stets ironisch vorgekommen war eingedenk der Haltung des Vatikans zur Homosexualität. Die Statue zeigte Tommaso dei Cavalieri, den jungen Mann, mit dem Michelangelo viele Jahre seines Lebens verbracht und für den er mehr als dreihundert Sonette komponiert hatte.
    »Ich kann nicht glauben, dass ich noch nie hier gewesen bin!«, flüsterte Sienna mit ehrfürchtiger Stimme. »Das ist … einfach wunderschön!«
    Langdon nickte und erinnerte sich an seinen ersten Besuch des Palazzo Vecchio. Damals war er wegen des spektakulären Konzerts der weltbekannten Pianistin Mariele Keymel in Florenz gewesen.
    Ursprünglich war der großartige Saal für nicht-öffentliche politische Treffen und Audienzen mit dem Erzherzog gedacht, doch nun diente er seit vielen Jahrzehnten als Veranstaltungsraum für Konzerte, Vorträge und Gala-Diners. Die Prominenz der Moderne ging hier ein und aus: angefangen bei Kunsthistorikern wie Maurizio Seracini bis hin zu der von vielen Stars besuchten Schwarz-Weiß-Gala des Gucci-Museums. Langdon fragte sich nicht zum ersten Mal, was Cosimo I. wohl dazu sagen würde, dass in seinem asketischen Saal von einst nun Partys von Bankern, Models und Schauspielern stattfanden.
    Langdon hob den Blick zu den riesigen Fresken an den Wänden. Ihre bizarre Geschichte umfasste eine experimentelle, von Leonardo da Vinci entwickelte Maltechnik, mit der er ein »zerflossenes Meisterwerk« erschaffen hatte. Außerdem hatte es einen »künstlerischen Wettstreit« gegeben zwischen Piero Soderini und Niccolò Machiavelli: Die beiden hatten zwei wahre Titanen der Renaissance, Michelangelo und Leonardo da Vinci, damit beauftragt, einander gegenüberliegende Wände des gleichen Saals mit Fresken zu verzieren.
    An diesem Tag jedoch interessierte sich Langdon mehr für eine der anderen historischen Seltsamkeiten des Saals.
    Cerca trova.
    »Welches Fresko ist von Vasari?«, fragte Sienna. Ihr Blick schweifte suchend über die Wände.
    »Mehr oder weniger alle«, antwortete Langdon. Im Zuge der Renovierung des Saals hatten Vasari und seine Assistenten sämtliche Bilder erneuert, angefangen bei den ursprünglichen Fresken bis hin zu den dreiundneunzig Paneelen der berühmten hängenden Kassettendecke.
    »Aber dieses Fresko da ist der Grund, weswegen wir hergekommen sind.« Langdon deutete auf das Gemälde an der rechten Wand. »Vasaris Battaglia di Marciano .«
    Die Schlachtszene war in jeder Hinsicht gigantisch – dreizehn Meter breit und acht Meter hoch. Sie war ganz in Braun- und Grüntönen gehalten, ein Panorama der Gewalt, in dem Soldaten, Pferde, Speere und Banner in einer malerischen Landschaft aufeinander prallten.
    »Vasari, Vasari«, flüsterte Sienna. »Und irgendwo in diesem Gemälde ist eine geheime Botschaft versteckt?«
    Langdon nickte und sah mit zusammengekniffenen Augen hinauf zum oberen Drittel des riesigen Freskos. Er suchte die kleine grüne Kriegsflagge, auf der Vasari seine mysteriöse Botschaft hinterlassen hatte, CERCA TROVA . »Von hier unten ist es ohne Fernglas fast nicht zu sehen«, sagte Langdon und deutete auf die Stelle. »Sehen Sie die beiden Bauernhöfe auf dem Hügel? Gleich darunter ist eine winzige, dreieckige grüne Flagge, und …«
    »Ich sehe sie!«, sagte Sienna aufgeregt eine Sekunde später.
    Langdon wünschte sich die Sehkraft seiner Jugend zurück.
    Die beiden traten näher an das Fresko, und Langdon betrachtete es ehrfürchtig. Endlich waren sie da. Das Problem bestand darin, dass er nicht wusste, warum sie hergekommen waren. Schweigend ließ er die Details von Vasaris Meisterwerk mehrere Minuten lang auf sich einwirken.
    Wenn ich versage … bleibt nur der Tod.
    Hinter ihnen öffnete sich knarrend eine Tür. Der Hausmeister mit der Bohnermaschine warf einen verunsicherten Blick herein. Sienna winkte ihm freundlich zu. Der Hausmeister beäugte sie, dann schloss er die Tür wieder.
    »Wir haben nicht mehr viel Zeit, Robert«, drängte Sienna. »Sie müssen nachdenken! Klingelt etwas bei Ihnen, wenn Sie das Bild ansehen? Irgendeine Erinnerung?«
    Langdon studierte die chaotische Schlachtszene an der Wand.
    Die

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