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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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Flüssigkeit. »Und jetzt schlafen Sie weiter, Madame.«
    Sie schloss die Augen … und hätte schwören können, für den Bruchteil einer Sekunde einen Mann zu sehen, der sie aus dem Schatten heraus beobachtete. Er trug eine Designerbrille und eine schicke Krawatte, und sein gerötetes Gesicht war von einem Ausschlag verunstaltet. Im ersten Moment glaubte sie, ihn zu kennen. Doch als sie die Augen wieder öffnete, um ein zweites Mal hinzusehen, war er verschwunden.

KAPITEL 48
    In der Dunkelheit des Dachbodens waren Langdon und Sienna durch einen sechs Meter breiten Abgrund voneinander getrennt. Zweieinhalb Meter tiefer lag die heruntergefallene Planke quer über dem Holzrahmen mit Vasaris Apotheose . Die schwere Taschenlampe beulte die schützende Stoffbahn mitsamt der darunterliegenden Leinwand ein wenig ein wie ein Stein auf einem Trampolin.
    »Die Planke hinter Ihnen!«, flüsterte Langdon. »Können Sie sie zu sich ziehen und über den Zwischenraum legen?«
    Sienna musterte die Planke. »Zu schwer. Das andere Ende würde herunterfallen.«
    Langdon hatte es befürchtet; das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnten, war eine dicke Holzbohle, die durch eine kostbare Vasari-Leinwand krachte.
    »Ich habe eine Idee!«, sagte Sienna in diesem Moment und bewegte sich seitwärts über den Querträger auf die Mauer zu. Langdon folgte ihr vorsichtig auf seinem Träger. Je weiter sie sich vom Licht der Lampe entfernten, desto zaghafter wurden ihre Schritte. Als sie die Mauer erreicht hatten, waren sie nahezu vollständig von Dunkelheit umgeben.
    »Dort unten«, flüsterte Sienna und deutete in das Schwarz unter sich. »Der Rand der Decke. Er muss an der Wand befestigt sein. Er müsste mich tragen.«
    Bevor Langdon protestieren konnte, war Sienna von ihrem Träger geklettert. Sie benutzte eine Reihe von Stützbalken als Leiter und ließ sich hinab auf den Rand der Holzkassette. Der Rahmen knarrte einmal, doch er hielt. Dann tastete sich Sienna Zentimeter für Zentimeter an der Wand entlang in Langdons Richtung – wie über das Fenstersims eines Hochhauses. Der Rahmen knarrte erneut.
    Dünnes Eis , dachte Langdon. Bleib dicht am Ufer.
    Als Sienna die Mitte zwischen den beiden Trägern erreicht hatte, keimte neue Hoffnung in Langdon auf. Vielleicht konnten sie es doch noch rechtzeitig schaffen.
    Dann knallte irgendwo in der Dunkelheit eine Tür, und er hörte, wie sich über den Laufsteg schnelle Schritte näherten. Der Lichtkegel einer Taschenlampe blitzte auf und schwenkte suchend über das Gebälk, während er von Sekunde zu Sekunde näher kam. Langdon spürte seine Hoffnung schwinden. Jemand kam über den Laufsteg in ihre Richtung und schnitt ihnen den Fluchtweg ab.
    »Sienna, klettern Sie weiter!«, flüsterte er drängend. »Bleiben Sie an der Mauer, bis Sie die andere Seite erreicht haben. Dort gibt es einen Ausgang. Ich starte ein Ablenkungsmanöver.«
    »Nein!«, widersprach Sienna drängend. »Robert, kommen Sie zurück!«
    Doch Langdon hatte sich bereits in Bewegung gesetzt. Er balancierte über den Querträger zur Mitte des Gebälks, und Sienna blieb allein in der Dunkelheit zurück, zweieinhalb Meter tiefer als er. Zentimeterweise schob sie sich an der Wand entlang.
    Als Langdon den Plankensteg in der Mitte des Dachs erreicht hatte, tauchte am Rand der Plattform eine Gestalt auf. Sie blieb vor dem Geländer stehen und richtete eine Taschenlampe auf Langdon.
    Das Licht war schmerzhaft grell, und Langdon hob instinktiv die Arme, um sich zu ergeben. Er war völlig schutzlos, hoch über dem Saal der Fünfhundert auf einem schmalen Balken, geblendet von hellem Licht.
    Er wartete auf den Knall eines Schusses oder einen barschen Befehl, doch nichts geschah. Einen Moment später schwang der Lichtkegel weg von seinem Gesicht und erforschte die Dunkelheit hinter ihm, auf der Suche nach etwas anderem … oder jemand anderem. Langdon konnte nun die Person erkennen, die ihren Fluchtweg blockierte: eine Frau, schlank und ganz in schwarzes Leder gekleidet. Er zweifelte keinen Moment daran, dass sich unter ihrer Baseballmütze eine Stachelfrisur verbarg.
    Vor Langdons geistigem Auge erschien der sterbende Dr. Marconi im Krankenhaus.
    Sie hat mich gefunden. Sie ist hier, um ihren Auftrag zu beenden.
    Langdon fühlte sich wie ein griechischer Freitaucher in einer Korallenhöhle; er war weit über den Punkt hinaus, an dem es ein Zurück gegeben hätte, und sah sich nun konfrontiert mit einer Wand aus massivem Fels.
    Die

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