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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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flüsterte Sienna. Sie wirkte noch immer erschüttert. »Was liegt auf der anderen Seite?«
    »Die Via della Ninna«, antwortete Langdon und stellte sich die überlaufene Fußgängerstraße vor. »Aber es kann sein, dass draußen die Polizei wartet.«
    »Die Polizei wird uns nicht erkennen. Sie sucht nach einer blonden Frau und einem dunkelhaarigen Mann.«
    Langdon runzelte die Stirn. »Aber genau das sind wir doch …?«
    Sienna schüttelte den Kopf, und ein Ausdruck melancholischer Entschlossenheit trat in ihr Gesicht. »Ich wollte eigentlich nicht, dass Sie mich so sehen, Robert … aber so sehe ich im Moment leider nun mal aus.«
    Abrupt hob sie die Hand, packte ihren blonden Haarschopf und zog mit einem festen Ruck daran.
    Langdon fuhr zusammen, verblüfft von der Tatsache, dass Sienna eine Perücke trug. Ohne Haar sah sie völlig verändert aus. Sienna Brooks war in Wirklichkeit kahl, ihre nackte Kopfhaut glatt und bleich wie bei einer Krebspatientin in Chemotherapie.
    Was denn – sie ist auch noch krank?
    »Ich weiß«, sagte sie. »Das ist eine längere Geschichte. Vorbeugen, bitte.« Sie hielt die Perücke hoch, eindeutig in der Absicht, sie Langdon überzustreifen.
    Ist das ihr Ernst? Langdon beugte sich halbherzig vor, und Sienna zwängte ihm die blonden Haare auf den Kopf. Die Perücke war ein wenig zu klein, doch Sienna zupfte daran, bis sie richtig saß. Dann trat sie einen Schritt zurück und begutachtete prüfend ihr Werk. Noch nicht ganz zufrieden trat sie wieder vor, löste Langdons Krawatte und band sie ihm wie ein Stirnband um.
    Anschließend machte sie sich an ihrer eigenen Kleidung zu schaffen. Sie krempelte sich die Hosenbeine hoch und rollte die Socken nach unten, und als sie den Blick hob, hatte sie ein spöttisches Grinsen aufgesetzt. Die schöne Sienna Brooks hatte sich in einen Skinhead verwandelt. Die Verwandlung der ehemaligen Shakespeare-Darstellerin war verblüffend.
    »Vergessen Sie nicht: Wenn jemand Sie wiedererkennt, liegt das zu neunzig Prozent an Ihrer Körpersprache«, sagte sie. »Bewegen Sie sich da draußen wie ein alternder Rocker.«
    Alternd geht in Ordnung , dachte Langdon. Beim Rocker bin ich mir nicht so sicher.
    Bevor er widersprechen konnte, hatte Sienna die winzige Tür entriegelt und aufgezogen. Sie duckte sich hindurch und trat auf das Kopfsteinpflaster einer belebten Gasse. Langdon folgte ihr auf allen Vieren ins helle Tageslicht.
    Niemand schenkte ihnen Beachtung, abgesehen von ein paar Touristen, die das ungleiche Paar angafften, das aus der winzigen Tür im Unterbau des Palazzo Vecchio kam. Sekunden später waren Langdon und Sienna auf dem Weg nach Osten, untergetaucht in der Menge.
    Der Mann mit der Plume-Paris-Brille kratzte an seinen blutenden Pusteln, während er sich in sicherem Abstand hinter Robert Langdon und Sienna Brooks durch die Menge wand. Trotz ihrer Verkleidung hatte er die beiden sofort erkannt, als sie aus der winzigen Tür an der Seite des Palazzo Vecchio in die Via della Ninna geschlüpft waren.
    Er war ihnen noch nicht weit gefolgt, als sich seine Brust verkrampfte und er nur noch hechelnd atmen konnte. Es fühlte sich an, als hätte ihm jemand einen Schlag gegen das Brustbein versetzt.
    Er biss die Zähne zusammen und konzentrierte sich mit aller Energie auf Langdon und Sienna Brooks. Dann folgte er ihnen weiter unbemerkt durch die Straßen von Florenz.

KAPITEL 50
    Die Morgensonne war inzwischen aufgegangen und warf lange Schatten in die schmalen Gassen der Altstadt von Florenz. Die ersten Ladeninhaber schoben die Metallgitter vor ihren Schaufenstern hoch, und die Luft war schwanger vom Aroma gemahlenen Kaffees und frischer Cornetti .
    Trotz seines nagenden Hungergefühls eilte Langdon weiter. Ich muss die Maske finden … und sehen, was sich auf der Rückseite verbirgt.
    Es fiel ihm schwer, sich an den Anblick der kahlköpfigen Sienna zu gewöhnen, während er sie durch die schmale Via dei Leoni in Richtung Norden führte. Ihr radikal verändertes Aussehen machte ihm bewusst, dass er sie kaum kannte. Sie bewegten sich auf die Piazza del Duomo zu – den Platz, auf dem Ignazio Busoni tot aufgefunden worden war, nachdem er seinen letzten Anruf getätigt hatte.
    Robert, hören Sie genau zu , hatte Ignazio gesagt. Was Sie suchen, ist sicher versteckt. Die Pforten stehen Ihnen offen, doch Sie müssen sich beeilen. Paradiso fünfundzwanzig. Viel Glück .
    Paradiso fünfundzwanzig , dachte Langdon tief beeindruckt; Busoni hatte den Text von

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