Infernoclub 2 Mein verwegener Duke
denn es wäre beinahe durch den Orden entdeckt worden.
ln dem Journal stand zu lesen, bei der Wahl des neuen Platzes für die Überreste des verehrten Zauberers sei es wichtig gewesen, einen großen und kunstvollen unterirdischen Platz zu bauen, wo die Prometheusianer trainieren und ihre Rituale ausüben könnten.
Weiter hieß es, diesen Komplex zu bauen, der einfach nur das Grab des Alchemisten genannt werden würde, hätte beinahe dreißig Jahre gedauert und ihre gesamten Fähigkeiten gefordert.
Valerians Sarg und die geheimen Schriftrollen befanden sich anscheinend in einer Geheimkammer, vollkommen versiegelt, und zwar in einem Teil der unterirdischen Anlage. Was die Lage der Geheimkammer anging, so blieb das Buch vage, aber Kate gelang es herauszufinden, warum dieses mysteriöse Bauwerk nicht mehr genutzt wurde.
Während Charles Edward Stuart im Exil in Frankreich gewesen war, hatten die Prometheusianer sich für den Anspruch dieses schottischen Prinzen auf den englischen Thron interessiert. Mit anderen Worten - sie hatten ihren Vorteil gewittert. Der Rat - die Anführer der Prometheusianer - hatte entschieden, den Stuart-Prinzen in seinem Vorhaben zu unterstützen, dem Hannoveraner, König George II., die Macht zu entreißen. Dann hatten sie begonnen, sich einzumischen, genau wie Rohan ihre Handlungen während der Französischen Revolution beschrieben hatte.
Aber nach der katastrophalen Schlacht von Culloden 1746 hatte der Orden seine Jagd auf die verschiedenen Prometheusianer begonnen, deren seelenlose Machenschaften die großen schottischen Clans ins Verderben geführt hatten. Einen nach dem anderen hatte der Orden erledigt. Die wenigen Prometheusianer, die über den Grabkomplex Bescheid wussten, waren getötet worden. Mit der Zeit war alles in Vergessenheit geraten.
Trotz dieser ernüchternden Beschreibung gab es noch immer viele Rätsel. Kate war vor allem fasziniert von jenen Einträgen die Notizen für chemische Verbindungen enthielten. Die langen und komplizierten Formeln veranlassten sie zu der Überlegung, welche Substanzen mit diesen Elementen wohl hergestellt werden konnten. War es ihren Vorfahren gelungen, einige von Valerians alten Rezepturen aufzubewahren?
Sie wusste es nicht. Immer wieder dachte sie darüber nach, aber je näher sie London kamen, desto mehr versuchte sie, sich davon nicht die kostbare Zeit allein mit Rohan nehmen zu lassen.
Der beste Teil der Reise waren die leidenschaftlichen Nächte, die sie zusammen in den gemütlichen Räumen verschiedener Gasthäuser verbrachten, die auf dem Weg lagen. Die Stunden vor warmen Kaminfeuern nutzten sie, einander zu erforschen und besser kennenzulernen. Den Körper und auch die Seele.
Doch leider erreichten sie London viel zu schnell für Kates Geschmack. Plötzlich befanden sie sich inmitten von unzähligen Kutschen, die klappernd und rumpelnd vorbeifuhren, hierhin und dorthin. Sie selbst fuhren durch ein endlos erscheinendes Labyrinth von Straßen und Gassen voller Läden und dicht gedrängter Häuser.
Das windumtoste und karge Dartmoor und das stille Schloss am Meer in Cornwall schienen aus einer anderen Welt zu stammen. Eifrig spähte Kate durch das Fenster, die behandschuhten Finger in Rohans Händen. Noch nie zuvor hatte sie so viele Menschen an einem Ort gesehen.
Händler priesen lautstark ihre Waren an, Jungen verkauften an jeder Ecke Zeitungen, Droschken nahmen Passagiere auf, während überall Lieferungen verteilt wurden. Postkutschen kamen in die Stadt, während andere die Depots mit Reisenden verließen, die in die verschiedensten Grafschaften unterwegs waren.
Dann erklangen die Glocken zahlloser Kirchen um die Mittagszeit, alle zugleich und aus allen Richtungen. Kate strahlte Rohan an, entzückt von dem herrlichen Lärm. Er erwiderte Ihr Lächeln, aber als sie wieder hinaussah, schüttelte sie den Kopf, denn die umhereilenden Menschen in den Straßen achteten nicht auf diese wundervolle Musik.
Bald schon ließen sie das Durcheinander der Handelsviertel hinter sich und fuhren weiter in die elegante Umgebung des Westends. Die Läden wichen weitläufigen Parks, die von allen Seiten von vornehmen Häusern umgeben waren.
Statt Lieferwagen fuhren nun modische Phaetons vorüber, gezogen von hochgezüchteten Vollblutpferden. Sie fuhren an glänzenden Kaleschen aus Mahagoni vorbei, an eleganten Stadtkutschen mit livrierten Dienern auf der Rückseite und einem aristokratischen Wappen an den Türen, ähnlich der Kutsche, in der sie
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