Infernoclub 2 Mein verwegener Duke
Themse. Zu seinem eigenen Erstaunen hatte er sich wehren wollen, hatte einen Anflug von Gewaltbereitschaft in sich gespürt, aber er war davon so überrascht gewesen, dass er sich dem am Ende widersetzt hatte. Außerdem wusste er, dass sein Körper geschwächt war, und hauptsächlich hatte ihn der Wunsch beherrscht, James zu schützen.
Aber vielleicht besaß er jetzt genügend Kampfgeist, um diesen Tieren zu zeigen, wie sie auf zivilisiertere Weise die Informationen bekommen konnten, die sie brauchten.
Wie James es tun würde. Mit Freundlichkeit.
Unschlüssig warf er über die Schulter einen Blick zurück auf seinen Retter, aber James stand immer noch an der Reling. Drake straffte die Schultern und betrat die Kajüte, wobei er die Angst ignorierte, die in ihm aufstieg.
„Na, wenn das nicht der Liebling unseres Gebieters ist.“
„Seht mal, der Verrückte ist gekommen.“
„Was willst du, Irrer?“
Drake achtete nicht auf ihren Spott, sondern ging an den Schlägern vorbei, als wüsste er, was er tat.
Sie alle wussten, dass James gesagt hatte, er dürfte nicht angerührt werden. Drake bückte sich und half dem alten Mann zurück auf den Stuhl.
Tewkes richtete seine verbogene Brille. Drake selbst wurde traurig, als er sah, wie die knochigen Hände zitterten.
Langsam ließ er sich auf einem Hocker gegenüber dem weißhaarigen Gefangenen nieder. „Mr Tewkes, nicht wahr?“, begann er leise.
Die Männer lachten höhnisch. „Raus hier, du Wahnsinniger.“
„Ich will mit ihm sprechen“, beharrte Drake. „Mr Tewkes, ich bitte Sie, sagen Sie ihnen, was sie erfahren wollen. Sie wissen nicht, wozu die fähig sind“, flüsterte er und sah dem alten Mann in die Augen. Sein Blick besagte: Aber ich weiß es. „Bitte. Wo ist das Grab des Alchemisten? Verstehen Sie denn nicht? Wenn Kapitän Fox’ Schiff auftaucht, werden sie ihm einfach folgen, und dann brauchen sie Sie nicht mehr. Wenn Sie ihnen bis dahin keine nützliche Information übermittelt haben, werden sie Sie einfach umbringen.“
Tewkes starrte ihn aus großen Augen an.
Vielleicht sah er die Ernsthaftigkeit in Drakes Augen, denn nach einer Weile nickte der alte Bootsmann müde. „Also gut.“ Er schluckte und flüsterte dann: „Es liegt auf den Orkneyinseln.“
Drake nickte. Dann wies er einen der Bewacher an, James diese Nachricht zu übermitteln, und kurz darauf waren sie unterwegs.
Nicht weit hinter ihnen manövrierte Kapitän Fox seine schwer bewaffnete Fregatte aus den Gewässern der Themse in die Nordsee. Rohan war fasziniert, als er erfuhr, dass ihre Reise sie zu den Orkneys führen würde, geheimnisvolle Inseln vor der nordöstlichlichen Küste Schottlands.
Sie würden einige Tage segeln, ehe sie diese schwierigen und sehr kalten Gewässer erreichten - genügend Zeit, die Prometheusianer zu überholen, die ihnen gegenüber einen leichten Vorsprung hatten.
In jener Nacht blieben sie lange auf und plauderten im gemütlichen Kartenzimmer auf dem Achterdeck. Gerald Fox wollte nahe genug sein, um seiner Mannschaft zu helfen, wenn sie ihn brauchte, daher waren sie an Deck in dem kleinen Navigationsraum geblieben, anstatt sich in der Kapitänskajüte aufzuhalten.
Aber während Vater und Tochter unter einer Laterne saßen, blieb Rohan auf Distanz und bevorzugte eine dunkle Ecke. Während die Laterne im Rhythmus des schaukelnden Schiffs hin und her schwankte, beobachtete er die Schatten, die an den Wänden vorbeihuschten.
Kate hatte gestrahlt, als sie den kleinen Kartenraum betreten hatte, war sie doch wieder auf jenem Schiff, das ihr in Kindertagen ein Zuhause gewesen war. Gerald war ebenfalls begeistert gewesen, als er seine schöne Tochter ohne ihre Verkleidung gesehen hatte. Sie trug wieder das rosafarbene gestreifte Kleid, das sie im Musikzimmer anhatte, als sie Rohan so unerwartet das Geld an den Kopf geworfen hatte.
Gerald hatte einen Stapel von Briefen von ihrem verstorbenen Pflegevater Charley hervorgeholt. Diese lagen jetzt auf dem Tisch, an dem Vater und Tochter saßen.
In Kates grünen Augen standen Tränen, als sie den Beweis dafür sah, dass ihr Vater sie während all der vergangenen Jahre aus der Ferne bewacht hatte.
„Der arme alte Charley“, sagte ihr Vater. „Ich dachte mir, dass ihm etwas zugestoßen war, als so viele Monate vergingen, ohne dass ich etwas von ihm hörte.“
„Es war sein Herz, Papa. Es ging ganz schnell. Vor ungefähr achtzehn Monaten fiel er einfach tot um. Ich nehme an, das war der Grund,
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