Infernoclub 2 Mein verwegener Duke
sie nahm ihren Benicht wieder auf, ohne sicher zu sein, ob sie das tun wollte. „Kaum waren die beiden Männer eingestiegen, fuhren wir in halsbrecherischem Tempo in das Dorf der Schmuggler. Als wir dort eintrafen, zerrten sie mich aus der Kutsche und schlossen mich in einem Keller ein - für, ich glaube, ungefähr fünf Wochen. Fünf Wochen“, wiederholte sie nachdenklich. „Ich habe Weihnachten in diesem Keller verbracht. Im Dunkeln, allein.“
Sie wäre in jedem Fall an Weihnachten allein gewesen, aber darum ging es nicht. „Erst vor ein paar Tagen haben die Schmuggler mich nach oben und in ein Schlafzimmer gebracht. Zu der Zeit verstand ich nicht, warum sie das taten. Aber jetzt begreife ich, dass das geschah, um mich für Sie vorzubereiten.“
Sein Schweigen schien den ganzen Raum zu erfüllen. „Sagen Sie“, murmelte er, „würden Sie Ihre Entführer erkennen, wenn Sie ihnen gegenübergestellt würden?“
„Auf jeden Fall. Warum?“
„Weil ich es für möglich halte, dass ich sie bereits in meinem Verlies eingesperrt habe.“
„Wirklich?“, stieß sie hervor - mit einem sehr unchristlichen Rachewunsch, der sie plötzlich überkam. „Nun, das wäre ein Anblick, der mir gefallen könnte.“
Ihre energische Erwiderung schien ihm zuzusagen. Er legte ein wenig den Kopf schief und sah sie prüfend an, gerade in dem Moment, als ein Klopfen an der Tür zu hören war. Rohans Diener war zurückgekommen. Der Duke warf ihr einen letzten Blick zu, dann ging er, um die Tür zu öffnen.
„Hier sind die Sachen, um die Sie gebeten haben, Sir.“
Kate drehte sich um, als Eldred dem Duke einen Armvoll trockener Kleidung überreichte.
„Gibt es sonst noch etwas, Hoheit?“
„Nein, vielen Dank, Eldred. Das ist alles.“
Der Butler verneigte sich und schloss die Tür, während Rohan die Kleider hereintrug und sie auf den Tisch legte, den Kate bislang nicht wahrgenommen hatte.
Mit heimlicher Bewunderung sah sie zu, wie er nach dem trockenen Hemd griff, das sein Diener ihm gebracht hatte, und es sich über den Kopf streifte. Dann zog er einen Mantel an und schritt mit einer Miene finsterer Entschlossenheit zur Tür.
„Kommen Sie herunter, wenn Sie fertig sind“, befahl er und nickte ihr ermutigend zu. „Sie und ich, wir werden uns jetzt ein paar Antworten holen.“
Rohan trat aus der Wachstube und zog die Tür hinter sich ins Schloss, Sodas Kate allein zurückblieb. Nun konnte sie sich in Ruhe umziehen.
Er blieb stehen, holte tief Luft und schüttelte den Kopf vor Entsetzen über all das, was sie ihm erzählt hatte. Schließlich ging er die schmale dunkle Treppe hinunter in den Raum, in dem sich einige Wachen aufhielten.
Als er hereinkam, standen die Männer auf und fragten, ob mit der jungen Dame alles in Ordnung wäre. Er nickte und ging wieder auf und ab, wie er es schon zuvor getan hatte.
Tatsächlich war er zu wütend, um stillzustehen. Nun, da er die ganze Geschichte ihrer Entführung und Gefangennahme erfahren hatte - ein einziger Albtraum! -, konnte er es nicht erwarten, die Männer in die Finger zu bekommen, die ihr das angetan hatten.
Sie würden dafür zahlen müssen.
Am vergangenen Abend war sein Zorn über die Schmuggler vor allem eine Inszenierung gewesen. Heute würden sie feststellen, wie es aussah, wenn seine Wut echt war.
Verdammt, er hatte gemerkt, dass Caleb Doyle wegen irgendetwas nervös war, doch er hatte es als Schuldgefühl wegen des Schiffswracks gedeutet. Doch es hatte mehr dahintergesteckt. Er würde dem alten Mann den Hals umdrehen, dafür, dass der versucht hatte, ihn dazu zu bringen, eine betäubte und zudem noch entführte Unschuld zu entjungfern.
Warum? Warum wollte Doyle, dass er in eine solche Geschichte hineingezogen wurde? Wenn Kate nicht das Bewusstsein verloren hätte, wäre er in diesen niederträchtigen Plan genauso verwickelt wie die Schmuggler. Was in der vergangenen Nacht noch wie ein unglückliches Missgeschick ausgesehen hatte, war in Wahrheit ein Segen gewesen.
Er schüttelte den Kopf, während er weiter den Raum durchquerte. Irgendetwas hier ergab keinen Sinn.
Seine Männer waren keine Heiligen, aber er konnte einfach nicht glauben, dass sie unschuldige Frauen entführten.
Doch er hatte auch nicht erwartet, dass sie so verzweifelt waren, um ein Schiff auf Grund laufen zu lassen.
Jäh blieb Rohan stehen. Gedankenverloren sah er aus dem Fenster, ganz in seine Grübeleien versunken. Ihm wurde übel bei der Vorstellung, dass er womöglich Schuld
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