Infernoclub 2 Mein verwegener Duke
unter den Prometheusianern machen. Und für ihn wäre sie damit umso gefährlicher. Denn abgesehen von jedem Aberglauben schien dieses Mädchen die Gabe zu besitzen, ihn in ihren Bann zu ziehen.
Doch es gab noch viele unbeantwortete Fragen, die nicht minder wichtig waren.
Was bedeutete es, wenn Kapitän Fox noch am Leben sein sollte? Hatte er die Verfolgung durch die Prometheusianer überlebt, indem er zum Verräter wurde? Hatte der Orden deswegen nie wieder von ihm gehört? Und was war mit Lady Gabrielle? Was war ihr zugestoßen? Und vor allem - welche Rolle spielte Kate bei alledem?
Wenn sie zur Organisation des Feindes gehörte, warum wollte James Falkirk sie dann entführen lassen? Oder war das nur eine Tarnung?
Konnte sie so unschuldig sein, wie sie wirkte?
Diese süße Verletzlichkeit, die er im Torhaus an ihr bemerkt hatte - war das die echte Kate oder nur eine Maske? Er konnte nicht sicher sein, ehe er nicht mehr über sie erfahren hatte. Und genau das wollte er in Angriff nehmen.
Heute Abend.
8. Kapitel
Dunkelheit umgab das Schloss, schwarz und bedrohlich. Kate warf einen Blick auf die Uhr. Es war beinahe an der Zeit, in den Speisesaal hinunterzugehen.
Ein Abendessen mit dem Biest erwartete sie.
Sie hoffte nur, dass nicht sie das Menü sein sollte.
Während sie vor dem Spiegel in dem Schlafzimmer saß, das man ihr zugewiesen hatte, die letzten Strähnen ihrer Frisur befestigte und mit dem zu tiefen Ausschnitt ihres geborgten Kleides kämpfte, fühlte sie sich zunehmend nervöser wegen der bevorstehenden Nacht.
Es war ein recht angenehmer Tag gewesen - der erste seit Wochen, der beinahe normal verlaufen war. Während des Nachmittags hatte sie sich von den Anstrengungen der letzten Wochen erholt, hatte gegessen, gebadet und einen warmen und weichen Hausmantel aus der Truhe mit Kleidungsstücken angezogen, die zwei Diener ihr gebracht hatten. Dann hatte sie ein wenig geschlafen - bis ein Albtraum sie wieder geweckt hatte.
Nachdem sie die Augen geöffnet und festgestellt hatte, dass sie sich in Sicherheit befand - die Zelle und die Schmuggler waren dieses Mal wirklich nur ein Traum gewesen -, war sie, ganz untypisch für sie, in Tränen ausgebrochen.
Ihre eigene Reaktion hatte sie verwirrt, doch Angst und Entsetzen der vergangenen Wochen hatten diese späte Reaktion her vorgerufen. Ihr Stolz ließ es nicht zu, dass die Wachen, die vor ihrer Zimmertür standen, sie hörten - auch wenn diese sich kaum für ihren Kummer interessiert hätten. So hatte sie ihr Schluchzen mit einem Kissen erstickt und sich in aller Heimlichkeit die Augen aus dem Kopf geweint. Wenn sie daran dachte, dass sie an diesem Tag beinahe gestorben wäre! Schon stiegen wieder Tränen in ihr hoch.
Niemals würde sie den schrecklichen Moment vergessen, als der Boden unter ihr weggebrochen war. Ebenso wenig würde sie aus ihrem Gedächtnis verlieren, wie Rohan dann vorgesprungen war, um sie zu retten. Gerade in jenem Augenblick, als sie Halt gesucht hatte am Rande der Klippen, halb blind vor Angst. Sie hatte nichts anderes gesehen als sein Gesicht, die zusammengebissenen Zähne, die blitzenden Augen.
Furchtlos und wild war er ihr erschienen, als er sie am Abgrund an der Hand gehalten hatte.
Vielleicht fühlte sie sich deshalb auf so unerklärliche Weise an ihn gebunden, wie durch eine Ehrenschuld - oder durch Blutsbande. Doch gleichzeitig war sie nicht sicher, ob Rohan vielleicht nicht doch die bösartige Bestie war, für die er allgemein gehalten wurde. Als sie an diesem Morgen gerade geglaubt hatte, dass sein Ruf schlimmer war, als es der Wirklichkeit entsprach, hatte er sie aus dem Verlies geschickt, um bei Peter Doyle Gewalt anzuwenden, Gewalt, die den Gefangenen töten konnte.
Voller Unbehagen schüttelte sie den Kopf.
Wahrscheinlich verdiente der Doyle-Neffe ein blaues Auge oder eine blutige Nase, immerhin war er bei der Entführung dabei gewesen. Aber falls Rohan zu brutal zugeschlagen hatte, würde das einen Schatten auf seinen Charakter werfen - einen, der ihr nicht gefiel. Denn wenn das riesige Biest mit den eisenharten Muskeln keine Bedenken hatte, einen kleineren, schwächeren unbewaffneten Mann zu schlagen, dann würde das eine Gefühllosigkeit offenbaren, eine Bereitschaft, niedrigeren Impulsen nachzugeben, die sie zweifeln ließen, dass er sie lange ehrenhaft behandeln würde. Ihr Beschützer wäre dann kein Beschützer mehr.
Ein Blick auf den Duke of Warrington genügte, um ihr zu zeigen, dass er zu den Männern
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