Infernoclub 3 Mein verlockender Earl
als wolle er Drake so besänftigen. „Wenn du zu den Prometheusianern zurückkehrst, ist der Orden gezwungen, dich als Feind zu behandeln.“
„Das Risiko nehme ich auf mich“, fauchte Drake. „Geh aus dem Weg, Max.“
„Drake ...“
Doch dieser stieß einen verärgerten Schrei aus und gab dem Pferd die Sporen.
Wäre Max nicht zur Seite gesprungen, hätte das langbeinige Vollblut ihn umgestoßen.
Sergeant Parker brüllte, Drake solle anhalten. Doch aus Angst, Emily zu treffen, wagte er nicht zu schießen. Drake schenkte dem Sergeant kein Gehör und galoppierte wie vom Teufel gehetzt in Richtung Wald.
Die hohe Geschwindigkeit und ihre Tränen nahmen Emily die Sicht. Obwohl Drake sie fest im Arm hielt, keuchte sie vor Schreck, als sie über einen Baumstumpf sprangen.
„Wohin reiten wir?“, rief sie.
„Nicht wir. Du bleibst hier.“
„Nein, nehmen Sie mich mit. Ich habe keine Angst.“
„Typisch Emily“, brummte er ihr grimmig ins Ohr. „Sei nicht töricht. Du bist bloß ein Mädchen! Bei dem, was ich vorhabe, kann ich dich nicht gebrauchen.“ Danach verfiel er in Schweigen und zeigte ihr damit, dass es keinen Sinn ergab, sich weiter mit ihm zu streiten oder ihn auszufragen.
Vor ihnen erkannte Emily die Grenze des Westwood-Anwesens. Als sie sie erreichten, warf Drake sie aus dem Sattel.
Auf zitternden Beinen landete Emily neben dem Pferd, doch sie wandte sich Drake sofort wieder zu und versuchte, seine Hand zu nehmen.
„Drake, ich flehe Sie an, gehen Sie nicht. Sie brauchen Hilfe! Es geht Ihnen nicht gut! Sie brauchen mich'.“
„Du hast mir bereits mehr geholfen, als du ahnst, mein Engel. Bitte vergib mir, was ich gerade getan habe. Es tut mir leid, dass ich dich erschreckt habe. Ich musste es tun, um sie zu täuschen. Das weißt du doch, oder?“
„Verlassen Sie mich nicht!“
„Ich muss.“
„Bitte, ich kann es nicht ertragen ..."
„Lass mich los, Emily“, schalt er, als sie schluchzend seine Hand umklammerte. „Du musst mich vergessen, denn ich komme nicht zurück. Sag Max, dass ich es zu Ende bringen muss. Wenn ich nicht gehe, um James zu beschützen, werden sie ihn umbringen. Er ist der Einzige, der die anderen dazu bringen kann, sich Malcolm zu widersetzen.“
„Wie bitte?“, fragte sie verblüfft, Tränen in den Augen.
„Ich weiß, dass sie alle denken, ich sei verrückt. Und vielleicht stimmt das, vielleicht bin ich es“, wiederholte Drake wie zu sich selbst, „doch ich kann mehr von innen bewirken als sie von außen.“
„Bitte, Drake, ich kann es nicht ertragen, Sie noch einmal zu verlieren.“
„Dir bleibt keine Wahl. Und mir auch nicht.“
„Ich kann mitkommen.“
Sein Lachen klang bitter. „Was? In die Höhle des Löwen? Ich denke nicht. Du bist ein unschuldiges Mädchen, und das musst du auch bleiben. Schau mich an, Em. Ich würde dich jetzt nur verderben. Glaub mir, dass ich das hier nur für dich tue. Du bedeutest mir so viel, und deswegen muss ich es zu Ende bringen. Du bist das Einzige, für das es sich noch zu kämpfen lohnt.“
„Dann bleiben Sie bei mir! Gehen Sie nicht!“
„Du hast ja keine Ahnung, was die Vorhaben! “, rief er barsch und trieb sein Pferd an. „Leb wohl, meine Emily.“
Mit einem wilden Schluchzen ließ sie ihn los. Er riss sein Pferd herum und galoppierte davon.
Die Nachricht von Drakes Flucht hatte London noch nicht erreicht, als Jordan am Abend mit den Freunden des Regenten Karten spielte. Sehr bedacht machte der Earl sich daran, Albert eine Falle zu stellen.
Je näher Mara und er sich kamen, desto stärker wurde Jordans Verlangen, die Mission zu beenden, damit er sich ganz und gar auf seine Herzensdame konzentrieren konnte.
An diesem Abend hatte er sich einer seiner Lieblingsfähigkeiten als Spion bedient: der kunstvoll gewobenen Lüge. Das Gerücht, das er ersonnen hatte, wurde flüsternd von Ohr zu Ohr getragen. So musste Jordan noch nicht einmal selbst mit Albert sprechen.
Als Erstes hatte er seine kleine Geschichte Colonel Hanger zugeflüstert. Dieser erzählte sie Barrymore, welcher sie an Norfolk weitergab, der sie dem Ehrenwerten Mr Byng und seinem Pudel verriet, und so weiter. Bis das Gerücht schließlich Albert erreichte. Und zu dem Zeitpunkt erinnerte sich bereits niemand mehr, wo er diese unglaublichen Informationen zuerst gehört hatte.
Wenn sie wahr gewesen wären, hätte es sich tatsächlich um großartige Neuigkeiten gehandelt. Wichtig genug jedenfalls, dass Albert sie seinem prometheusianischen
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