Infernoclub 3 Mein verlockender Earl
Drake momentan nur mit einem Tonikum gegen Kopfschmerzen helfen. Dies war zumindest etwas, auch wenn sie sich wünschte, ihm auch seinen anderen Schmerz zu nehmen.
Wie es ihm heute an seinem vierten Morgen wohl ging? Emily stand am Arbeitstisch in dem kleinen Gewächshaus. Seit Jahren zog sie in Tontöpfen unter dem Glasdach des Schuppens eine ganze Reihe Heilkräuter, sodass sie zu jeder Jahreszeit verfügbar waren.
Mit ihrem Messer schnitt Emily einige wohlriechende Zweige Salbei ab, die Hauptzutat für ihren wirksamen Trank. Sie legte sie in eine Schüssel, in die sie bereits Rosmarin gegeben hatte. Schließlich fügte sie der Mischung noch einige Pfefferminzblätter hinzu.
All diese Zutaten würden zusammen gekocht werden. Das Kräutertonikum nach altem Rezept duftete herrlich. Vor allem half es auch sehr gut, zumindest bei gewöhnlicher Migräne.
Doch an Drakes Zustand war leider gar nichts gewöhnlich.
Als Emily die Pfefferminzblätter in die Schüssel gab, fragte sie sich, ob seine Kopfschmerzen tatsächlich nur eine körperliche Ursache hatten. Nicht zum ersten Mal kam ihr dieser Gedanke.
Jetzt, da Drake seit zwei Wochen zu Hause auf Westwood Manor weilte, fühlte er sich vielleicht sicher genug, seine Erinnerungen nicht weiter zu unterdrücken.
Lord Rotherstone hatte mit ihm geplaudert, um herauszufinden, ob Drakes Gedächtnis langsam zurückkehrte. Da er ein Mann war, der es vorzog, allein gegen die Dämonen in seinem Kopf zu kämpfen, waren Emilys Versuche, ihn zu erreichen, fehlgeschlagen.
Ihn so gebrochen zu sehen, ohne die vergnügt funkelnden Augen, zerriss Emily das Herz. Stets war sein Blick gehetzt und mit Furcht sowie unterdrückter Wut erfüllt. Nein, dies war nicht der Drake, den sie kannte. Aber sie würde ihn nicht aufgeben, denn zumindest war er am Leben. All dies war besser als die ungewissen Monate, in denen er als vermisst gegolten und Emily ihn schon für tot gehalten hatte.
Jetzt, da sie ihn wiederhatte, würde sie ihn gesund pflegen, ganz egal, wie lange es dauerte. Und es war ihr gleich, dass seine Mutter der Meinung war, sie sei nicht gut genug für ihn. Emily wusste sehr wohl, dass sie Drake nicht heiraten konnte, doch es war noch niemandem gelungen, ihre Liebe zu ihm zu zerstören. Solange sie atmete, würde er nie wieder verletzt werden.
„Drake, ich flehe Sie an! Tun Sie das nicht! Sie werden Sie umbringen.“
„Ich kann nicht hierbleiben. Wenn ich jetzt nicht gehe, wird James sterben.“
Sobald sie aus der Tür des Schuppens traten, wurden sie entdeckt. Augenblicklich brach auf dem Hof Lärm aus. Parker brüllte, Diener liefen umher. Emily sah, wie Lord Rotherstone bleich wurde.
Er sprang vom Pferd. „Lass sie los!“, rief er und schritt auf Drake zu.
„Bleib zurück, oder ich verletze sie!“, knurrte Drake.
„Drake!“, presste Emily hervor. In diesem Moment hatte sie das Gefühl, ihr Herz breche entzwei.
Wie konnte er ihr das nur antun? Warum?
„Erschießen Sie ihn“, befahl der Marquess dem Sergeant.
Sofort hob dieser das Gewehr.
„Nein!“, schrie Emily.
Drake hielt inne, während Emily allmählich verstand und den Widerstand aufgab.
Er weiß nicht, was er tut.
Rotherstone hob die Hand und bedeutete Parker, nicht zu schießen. „Drake, das ist doch Irrsinn. Lass Emily gehen. Sie war doch stets gut zu dir.“
„Das ist mir egal, denn ich schulde deinen Leuten nichts. Geh aus dem Weg! Ich nehme dein Pferd. Versuche nicht, mich aufzuhalten, sonst stirbt sie“, warnte Drake und fluchte leise, als er Emily zu Rotherstones Pferd hinüberzog.
„Er ist wahnsinnig, Sir!“, rief Parker.
Leise wimmerte Emily, doch sie dachte an sein Versprechen, dass er ihr niemals wehtun würde.
In diesem Moment war sie sich nicht so sicher, ob das stimmte. Wie konnte Drake ihr das antun und sich selbst so in Gefahr bringen? Hoffentlich war Rotherstone geduldig mit ihm!
Emily spürte Drakes schnellen Atem an ihrem Rücken und versuchte zu protestieren, als er neben den Steigbügel trat. Doch sie wusste auch, dass man ihn erschießen würde, wenn er sie freigab. Also ließ sie zu, dass Drake sie vor sich auf das Pferd zog, um sie als Geisel mitzunehmen.
Sie ließ zu, dass er sie als Schild benutzte.
„Du lässt mich besser ziehen, wenn du nicht willst, dass das Mädchen stirbt“, warnte Drake. „Glaub mir, Max. Du weißt, dass ich nichts mehr zu verlieren habe.“
„Drake, hör mir zu.“ Lord Rotherstone trat mit ausgestreckten Händen an das Pferd heran,
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