Infernoclub 3 Mein verlockender Earl
vielsagenden Blick in Maras Richtung ließ Delilah die Kutschtür zufallen.
Bevor sie abfuhr, sah Delilah noch einmal mit einem wissenden Lächeln aus dem Fenster und winkte der Freundin zum Abschied.
Wütend schaute Mara der Kutsche hinterher. Ich weiß, dass sie mich provozieren möchte, doch es wird ihr nicht gelingen.
Delilah konnte den Schuft gerne für sich haben.
Einen Augenblick später fuhr Maras getreuer Fahrer Jack ihre Kutsche vor. Sofort öffnete der Diener die Tür und ließ die Stufen für Mara herunter.
Sie stieg ein und versicherte sich erneut, dass es sie weder scherte, ob ihre Freundin Jordan zu verführen suchte, noch umgekehrt. Kein bisschen.
Ihr war nur wichtig, nach Hause zu Thomas zu fahren. Er war ihr ganzer Stolz und der Mittelpunkt ihrer Welt.
Maras gesamte Liebe war für ihren kleinen Sohn reserviert, denn ein so reines, unschuldiges Wesen würde sie niemals derart hintergehen und verletzen, wie alle anderen es getan hatten. Selbst wenn Jordan wieder an ihr interessiert sein sollte, was Mara nicht glaubte, bedeutete es rein gar nichts. Mara hatte ihre Entscheidung bereits getroffen.
Sie war Thomas’ Mutter. An einer anderen Rolle hatte sie kein Interesse.
2. Kapitel
Manchmal spielt einem das Leben üble Streiche, und alle Pläne werden hinfällig. Aufträge ziehen sich in die Länge, und Menschen, auf die man zählt, verlieren das Vertrauen in einen. Wenn Derartiges geschieht, verhält man sich am besten ehrenhaft und zieht sich zurück wie ein wahrer Gentleman. Egal, wie groß der Schmerz ist... man muss loslassen können und dem anderen das Beste wünschen.
Wie viele Liebesbriefe Jordan zusammengeknüllt und in das Kaminfeuer geworfen hatte, anstatt sie zu versenden. Denn er wusste, dass der Feind die Nachricht bis zu Mara verfolgen konnte.
Um nichts auf der Welt hätte Jordan sie jemals dieser Gefahr ausgesetzt. Auch wenn das bedeutete, sie an einen anderen Mann zu verlieren.
Doch das war nun nicht mehr von Bedeutung. Während er zurück in den Auktionssaal ging, versteckte Jordan seinen Schmerz hinter dem gewohnt grimmigen Spott, der gemeinsam mit seinem Lieblingsgewehr zu seiner besten Verteidigung geworden war.
Ein Mundwinkel hob sich zu einem kalten kleinen Lächeln. Insgeheim war Jordan sehr zufrieden, dass Mara so entsetzt auf die Einladung ihrer Freundin reagiert hatte.
Diese einmalige Gelegenheit, der Dame Unbehagen zu bereiten, konnte er sich nicht entgehen lassen. Vermutlich würde dies die einzige Befriedigung sein, die er je von Mara Bryce zu erwarten hatte.
Aber sie ist nicht mehr Miss Bryce, dachte Jordan verbittert. Seit Jahren hatte sie niemand mehr so genannt.
Jetzt war sie Lady Pierson, eine wohlhabende, verwitwete Viscountess, deren Trauerzeit gerade zu Ende gegangen war.
Natürlich war ihm das bekannt. Er wusste mehr über die Dame, als er zu erkennen gegeben hatte. Sehr viel mehr sogar, als er vor sich selbst zugeben mochte.
Schon lange bevor sie ihn bemerkt hatte, war Jordan seine ehemalige Liebste aufgefallen - ausgerechnet heute musste er ihr begegnen.
Natürlich. Es musste heute geschehen - wo er mitten in einem Auftrag für den Orden steckte. Wochenlang war dieser Tag geplant worden, doch dann tauchte Mara auf. Sie besaß das Talent, im unglücklichsten Moment in Jordans Leben zu erscheinen.
Zumindest hatte Jordan sie zuerst entdeckt und konnte sich somit von dem Schock erholen, sie so unerwartet zu treffen.
Trotz seines betont gleichgültigen Verhaltens hatte es in Jordans Innerem ganz anders ausgesehen. Eine wahre Flut der Gefühle war über ihn hereingebrochen, als er Mara erblickt hatte, und angesichts der Tatsache, dass er seit Jahren innerlich wie betäubt war, hatte ihn die Heftigkeit seiner Empfindungen zutiefst erschrocken.
Ob dieses inneren Aufruhrs musste Jordan sich der Wahrheit stellen. Zwölf Jahre lang hatte er vorgegeben, dass es ihm egal sei, wie es Mara ging und was sie mit ihrem Leben anfing.
Doch wenn dies tatsächlich der Wahrheit entsprochen hätte, wären ihm nicht so viele Details aus Maras Leben peinlich genau im Gedächtnis geblieben. Beispielsweise ihr Hochzeitstag. Oder der Tag, an dem ihr Idiot von einem Ehemann starb. Die Lage ihres Landanwesens in Hampshire und die Adresse ihres Stadthauses in London - Great Cumberland Street 37, um genau zu sein.
Auch dass Mara einen kleinen Sohn mit Namen Thomas hatte, der nach seinem eingebildeten, prahlerischen Vater benannt war, hätte er dann vergessen. Und es
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