Infernoclub 3 Mein verlockender Earl
Auftreten in der Bibliothek stand immer noch zwischen ihnen, was die Operation umso schwieriger gestaltete: Jordan konnte nicht einschätzen, ob Albert glaubte, Mara habe sich an jenem Abend geirrt, als sie Jordan hinter der verschlossenen Tür wähnte. Oder ob der Duke mit ihm spielte und nur vorgab, ihm freundlich gesinnt zu sein, obwohl er ihn in Wahrheit als Feind betrachtete.
Auf jeden Fall musste er vorsichtig sein. Und darüber hinaus auch geduldig. Sosehr er Albert am liebsten beim Kragen packen, an die Wand drücken und die Wahrheit aus ihm herausprügeln wollte, würde ihm diese Vorgehensweise nichts nützen.
Im Moment bestand die beste Strategie darin, Alberts Vertrauen zu gewinnen. „Falls man Sie erpresst...“
„Wenn es doch nur so einfach wäre.“ Verzweifelt und betäubt vom Gin, schüttelte Albert den Kopf.
„Droht man Ihnen Gewalt an?“
„Ich bin kein Feigling!“, lallte er.
„Natürlich sind Sie das nicht. Erzählen Sie mir, was geschehen ist.“
„Ich kann nicht darüber sprechen.“
„Warum nicht?“
„Weil man dann denken würde, ich wäre an allem schuld! Man wird glauben ... “ Abrupt brach er ab.
„Was wird man glauben?“
Mühsam schluckte Albert und blickte Jordan dann angsterfüllt an. „Dass ich meinen Bruder umgebracht habe.“
Jordan beobachtete ihn scharf „Stimmt es denn?“
„Um Gottes willen, nein! Ich war hier in London auf einem Ball. Jeder hat mich gesehen, als mir die Nachricht überbracht wurde, er sei ertrunken. Fragen Sie die Leute! Alle haben mich gesehen! Und doch flüstert man grausam hinter meinem Rücken, ich hätte dafür bezahlt, dass er stirbt. Aber das ist nicht wahr.“ Benommen schüttelte Albert den Kopf. „Ich habe nichts damit zu tun. Jemand hat ihn ermordet, und nun ...“
„Nun bedroht man Sie?“, vollendete Jordan den Satz für ihn. Zwar war Albert zu verängstigt, um es laut auszusprechen, doch sein flehender Blick sprach Bände.
„Haben Sie den Mann gesehen, der sie bedroht?“, fragte Jordan weiter. „Können Sie ihn beschreiben? Oder haben Sie über Boten miteinander kommuniziert?“
„Doch, ich habe ihn gesehen“, hauchte Albert und nickte schaudernd. „Warum wäre ich sonst wohl in solch fürchterlicher Verfassung? Sehen Sie mich doch an, Falconridge! Ich bin ein Wrack! Mit den Nerven am Ende. Ich sehe schrecklich aus ...“ „Versuchen Sie, sich zu beruhigen, Holyfield. Alles wird gut. Ich helfe Ihnen.“
„Wie?“
„Sagen Sie mir, wo er sich aufhält. Ich werde ihn für Sie zur Strecke bringen.“
„Mithilfe welcher Armee?“, gab Albert zurück, denn Jordan hatte sich noch nicht als Agent des Ordens zu erkennen gegeben.
Bisher war er nur als besorgter Freund aufgetreten. „Sagen Sie mir einfach, wo ich ihn finden kann.“
Düster starrte Albert in sein Glas. „Ich weiß es nicht. Er erscheint einfach, wie ei...ein verdammter Schatten. Er ist der pure Hass.“
„Gut. Dann werde ich ihm in Ihrem Haus auflauern. Sie bestellen ihn zu sich, wie Sie es normalerweise tun würden, und
wenn er hereinspaziert, werde ich gemeinsam mit meinen Männern bereitstehen.“
Beklommen blickte Albert ihn an. „Sie würden mir wirklich helfen?“
„Mein lieber Holyfield.“ Jordan erhob sich und stützte seinen Ellbogen auf die Bar. „Glauben Sie wirklich, dass ich in all den Jahren im Ausland wirklich nur als Diplomat tätig gewesen bin?“, fragte er leise.
Albert wurde bleich. „Wenn Sie versagen, würde das für mich alles noch schlimmer machen.“
„Das verstehe ich. Wir können für Ihre Sicherheit sorgen. Doch Sie müssen kooperieren. Und als Erstes sollten Sie mir sagen, was Sie im Palast gesucht haben.“
Albert starrte ihn an; Jordan erwiderte seinen Blick ungerührt.
Der Duke zögerte, holte tief Luft...
In diesem Moment bedeckten zwei zierliche Hände Jordans Augen. „Wer bin ich?“, neckte eine vertraute Stimme hinter ihm.
Jordan stieß ihre Hände fort. Das glaube ich nicht. Nicht schon wieder! „Was, zum Teufel, soll das?“, rief er und drehte sich abrupt zu ihr um.
Vor Schreck riss Mara die Augen auf. Sie erbleichte und zuckte zurück. „Überraschung“, sagte sie kleinlaut.
Zu geschockt und verärgert, um sprechen zu können, starrte er sie stumm an.
„Ähm, ich lasse Sie beide besser allein“, sagte Albert.
„Holyfield, warten Sie ...“
„Jordan! Wag es nicht, mich zu ignorieren!“
„Lassen Sie mich, Falconridge. Die Damen dort drüben sehnen sich nach meiner
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