Infernoclub 3 Mein verlockender Earl
zurück. Er kochte vor Wut, war ratlos und stand kurz davor, zu explodieren.
Sein geheimes Leben und die Lügen, die er Mara erzählt hatte, waren ihm plötzlich unerträglich geworden. Sie verursachten ihm mehr Probleme, als dass sie von Nutzen waren. Was für eine Katastrophe! Jetzt waren sowohl seine Affäre als auch seine Mission zerstört. Natürlich würde er beides wieder in Ordnung bringen, aber momentan wusste er nicht, wie er das anstellen sollte.
Schließlich schüttelte Jordan den Kopf, atmete tief durch und ging zurück in den protzigen Salon des Bordells, um mit Albert zu sprechen.
Doch unglücklicherweise fand Jordan den Duke schnarchend auf dem Sofa vor. Sein Kopf lag im Schoß einer stark geschminkten Dirne, die mit seinem Haar spielte und Gin trank.
Verärgert presste Jordan die Zähne aufeinander und zählte bis zehn. Nur allzu gern hätte er auf etwas eingeschlagen, denn auch der Earl of Falconridge geriet hin und wieder an die Grenze des Erträglichen.
Nicht nur, dass Mara außer sich vor Wut war, was Jordan nachvollziehen konnte, weil er erkannte, wie die Situation von außen ausgesehen haben musste. Auch sein Auftrag an diesem Abend hatte sich als Zeitverschwendung herausgestellt. Ein bewusstloser Albert war als Informationsquelle unbrauchbar.
Jordan wandte sich an einen der Kellner. „Benachrichtigen Sie bitte seine Bediensteten. Sie sollen diesen Idioten nach Hause bringen.“
„Ja, Sir.“
Schon bald kamen Alberts Kutscher und Bursche, um ihren schlafenden Herrn abzuholen.
Angewidert schüttelte Jordan den Kopf, als sie den Duke hinaustrugen. Genug der Samthandschuhe. Er war schon zu lange nett zu diesem verdammten Feigling gewesen, diesem verräterischen Dummkopf.
Zunächst wollte er sich mit Virgil absprechen, doch Jordan schwor sich, dass er morgen, nachdem der Duke seinen Rausch ausgeschlafen hatte, gewaltsam in Alberts Anwesen eindringen würde. Wenn nötig, würde er auch nicht vor drastischen Maßnahmen zurückschrecken, um das Wiesel zum Sprechen zu bringen.
In diesem Moment war dem Earl of Falconridge offiziell der Geduldsfaden gerissen.
Es gab Zeiten, in denen Diplomatie angesagt war, und es gab Zeiten für eine ordentliche Tracht Prügel.
Als ihn jemand berührte, blickte Jordan ungewöhnlich kalt und genervt drein.
,,’n Abend, mein Hübscher.“ Eines der Mädchen war auf ihn zugetreten und strich ihm über den Rücken. „Du siehst aus, als könntest du etwas Abwechslung gebrauchen.“
Zwar war es bereits eine Woche her, seit ihn das letzte Mal eine Frau liebkost hatte, doch er starrte die Dirne nur düster an.
„Kein Interesse. “ Der scharfe Unterton verängstigte die Dirne, und sie verschwand - doch was ihn ängstigte, war der schreckliche Gedanke, dass Mara ihm seine Lügen nicht verzeihen würde.
Wenn sie ihn aus ihrem Leben verbannte und ihm ihre Liebe entzog, würde er wohl für den Rest seines düsteren, elenden Lebens mit leichten Mädchen vorliebnehmen müssen.
Albert wachte nach einigen Stunden trunkenen Schlafes mit rasendem Kopfschmerz und unstillbarem Durst auf. Vom Alkohol ausgetrocknet, war sein Bedürfnis nach Wasser die einzige Kraft, die ihn dazu brachte, sich aufzusetzen, aufzustehen und durch seine noch dunkle Kammer zu taumeln.
Nach wie vor trug er die edle Kleidung des Vorabends, selbst seine Schuhe. Doch er entsann sich nicht, wie er nach Hause gekommen war. Auch die Erinnerung an das Bordell war kaum vorhanden.
Andererseits war in letzter Zeit kaum etwas in seinem Leben erinnernswert.
Als er den Wasserkrug auf seinem Toilettentisch erblickte, hob er ihn an die Lippen und trank in gierigen Schlucken, ohne sich mit einem Glas aufzuhalten.
Die Flüssigkeit lief über den Rand des Kruges, rann Alberts Kinn hinunter und tropfte auf seine zerknitterte Kleidung. Doch das kümmerte den ehemals führenden Dandy der Londoner Gesellschaft nicht mehr.
Das Wasser verursachte ihm Übelkeit, sein Magen rebellierte, und das Gemach begann sich zu drehen. Schwer sank er auf den eleganten Stuhl vor der Kommode.
Normalerweise konnte Albert einem Spiegel nicht widerstehen, an diesem Morgen jedoch ertrug er seinen eigenen Anblick nicht.
Lauf weg.
Er hatte versucht, erneut in die Bibliothek des Regenten in Carlton House zu gelangen, doch er war die ganze Zeit beobachtet worden. Allerdings hatte ihn niemand beschuldigt. Noch nicht.
Ich sollte mich wirklich aus dem Staub machen.
Doch zu welchem Zweck? Selbst wenn er das nächste Paketschiff nach
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