Infernoclub 3 Mein verlockender Earl
an seinen Kindern nehmen, denn der Junge begann sofort, den Turm erneut aufzubauen, gänzlich unbeeindruckt von seinem Misserfolg.
Noch einmal versuchen und noch einmal.
Also gut, dachte Mara entschlossen. Da Pierson tot war, musste sie Thomas Mutter und Vater zugleich sein. Undenkbar war es, dass sie ihm ein schlechtes Vorbild war, indem sie sich feige zu Hause versteckte, weil sie sich fürchtete, erneut verletzt zu werden.
„Mary“, wandte sie sich sachlich an ihr sommersprossiges Dienstmädchen, „Jack soll die Kutsche bereitstellen.“ Energisch hob sie das Kinn. „Ich gehe aus.“
Delilahs Gäste hatten sich in Erwartung des Festmahles im SaIon des Hauses versammelt. Gleich würde man sie in den Speisesalon bitten, doch Mara war noch immer nicht eingetroffen.
Na großartig! dachte Jordan genervt, während er unentwegt zur Tür starrte. Nur ihretwegen war er heute Abend hier, aber die ungezogene Göre konnte sich nicht dazu herablassen, am Dinner teilzunehmen. Offenbar hatte sie nicht den Mut, ihm gegenüberzutreten.
Alle anderen Gäste waren bereits anwesend, daher fand Jordan sich in einem Raum voller Fremder und flüchtiger Bekannter wieder. Seine neue Freundin Delilah plapperte ununterbrochen, und Jordan konnte ob seiner Enttäuschung nur im Stillen über sich selbst den Kopf schütteln. Würde er denn niemals dazulernen?
Trotzdem entging ihm nicht, dass Delilahs großgewachsener, stämmiger Geliebter Cole ihn misstrauisch beobachtete. Keine Sorge, mein Freund, ich habe kein Interesse an deiner Mätresse. Dem Geschwätz der Gastgeberin hörte Jordan kaum zu. Wäre er doch bloß zu Hause geblieben! Dann hätte er weiter daran arbeiten können, den neuen Code zu entziffern.
Doch plötzlich trat ein Butler in den Raum. Jordan war enttäuscht, denn der Bedienstete würde sicherlich bekannt geben, dass das Abendessen serviert sei.
Sie kommt nicht.
Stattdessen verkündete der Butler jedoch: „Lady Pierson.“
Als Mara den Salon betrat, spannte Jordans ganzer Körper sich an. Mein Gott. Jeder der anwesenden Herren starrte die Viscountess an, und für ein paar Herzschläge lang pulsierte pures Verlangen durch Jordans Adern.
Die siebzehnjährige verspielte Kokette, die ihre Unsicherheit hinter gezierten Flirts versteckte, war verschwunden. Nun schritt eine umwerfende, selbstsichere, weltgewandte Dame durch den Raum.
Ihre Haltung verriet Jordan, dass aus ihr eine starke Frau geworden war, die genau wusste, was sie wollte.
Brava, bella, dachte Jordan bewundernd, als er erkannte, dass Mara Bryce der Welt endlich zeigte, was in ihr steckte.
Das Kerzenlicht schmeichelte ihrem betörenden dunkelvioletten Gewand, dessen Mieder ihre runden, herrlichen Brüste aufs Vorzüglichste betonte. Die milchweiße Haut schimmerte seidig.
Maras dunkles Haar war zu einem bezaubernden Knoten geschlungen, der hoch auf ihrem Kopf saß. Ein paar lose Strähnen umrahmten ihr Gesicht. Jordans Blick folgte einer dieser seidigen Locken, die sanft Maras rosige Wange berührte und an ihrem Mund endete. Ihre Lippen hatte sie mit einem intensiven Roseton betont, den die Verführerinnen des ton zurzeit bevorzugten.
Kein Mann, Jordan eingeschlossen, konnte den Blick von ihr abwenden. Ausgenommen Cole, dessen Augenmerk ganz auf Delilah gerichtet war.
Wie damals war es Mara gelungen, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, indem sie nur den Raum betrat. Nie war es einfach gewesen, sich ihr zu nähern, denn sie war stets von Bewunderern umgeben.
„Liebling! Ich bin so froh, dass du da bist!“ Delilah umarmte ihre Freundin vorsichtig, um ihrer beider Aufmachung nicht zu zerstören.
„Verzeih mir meine Verspätung; ich wollte sicherstellen, dass es Thomas wirklich besser geht.“
„Aber natürlich. Keine Sorge. Ich habe für dich mit aufdecken lassen - für alle Fälle.“
Den bedeutungsschwangeren Blick, den die Frauen tauschten, bemerkte Jordan zwar, konnte ihn jedoch nicht deuten.
Plötzlich schauten beide Damen zu ihm hinüber.
Jordan fühlte sich ertappt.
Reumütig lächelnd nickte er ihnen höflich zu, eine Geste, die Mara zögernd erwiderte.
Im nächsten Moment war sie von ihren Bekannten umringt und aus Jordans Blickfeld verschwunden. Was ihm ganz recht war, da er sich jäh in einem schrecklichen Zustand wiederfand. Sein Herz pochte wild, und er spannte seine Bauchmuskeln an, um den plötzlich nervösen Magen zu beruhigen.
Lieber Himmel, was war bloß los mit ihm? Ihre Anwesenheit war wie ein Schock, der ihn
Weitere Kostenlose Bücher