Infernoclub 3 Mein verlockender Earl
verwendete.
Nichts dergleichen geschah. Er hielt sein Versprechen, und daher glaubte Mara, ihm vertrauen zu können. Da sie Jordan für unerreichbar hielt, versuchte sie, ihre Aufregung im Zaum zu halten und ihn nur als einen Freund zu betrachten - bis sie siebzehn Jahre zählte und es ihr unmöglich war, ihre Gefühle länger für sich zu behalten.
Wie sich herausstellte, war ihre Vorsicht gerechtfertigt gewesen, denn an jenem Abend im Garten hatte Mara herausgefunden, dass Jordan ihre Gefühle nicht erwiderte.
Noch nicht einmal hatte er gewollt, dass sie ihm schrieb, und auch er war nicht bereit gewesen, ihr zu schreiben. Doch zumindest hat er mich damals nicht angelogen, dachte Mara bei sich, als sie nachdenklich am Türrahmen lehnte. Jetzt im Nachhinein wurde ihr bewusst, dass sie ihn in ihrer mädchenhaften Unschuld maßlos idealisiert und sich selbst unterbewertet hatte.
Nun hingegen war Mara schlauer. Jordan war nicht perfekt. Weder war er ein Halbgott noch ein unbezwingbarer Held, bloß ein Mann. Sogar Märchenprinzen hatten ihre Schwachstellen. Heute Abend bot sich ihr die Möglichkeit, sich ein besseres, erwachsenes Bild von Jordan zu machen. Sie konnte herausfinden, wer er wirklich war, oder zumindest feststellen, wie sich ihr Schwarm entwickelt hatte.
Die allerwichtigste Lektion für Mara selbst war jedoch, dass sie niemals so schlecht oder dumm gewesen war, wie ihre Eltern sie glauben gemacht hatten.
Tugend und Begabung besaß sie sehr wohl und war in vielen Dingen talentiert. Beispielsweise war sie Thomas eine gute Mutter. Eine sehr viel bessere Mutter, als sie selbst je eine gehabt hatte.
Und vielleicht, ja vielleicht verdiente sie es tatsächlich, geliebt zu werden.
Bei dem Gedanken an Jordan begann Maras Herz schneller zu schlagen, genau wie damals. Noch immer überlegte sie, ob sie zu Delilahs Party gehen sollte oder nicht. Unweigerlich stellte sich ihr die Frage, welche Wirkung ein mit Fehlern behafteter Jordan und eine stärkere, erwachsene Mara wohl aufeinander hatten. In den vergangenen zwölf Jahren hatten sie sich beide sehr verändert - ob sie sich immer noch zueinander hingezogen fühlen würden? War es gar möglich, dass sie sich erneut ineinander verliebten?
Welch gefährliche Gedanken. Immerhin konnte auch genau das Gegenteil eintreten. Wenn sie sich entschied, zu dem Dinner zu gehen, könnte dieser Abend für sie auch mit der Frage enden, was sie damals in Jordan eigentlich gesehen hatte.
Dann wäre sie endlich frei.
Gott. Mara schloss die Augen.
Ihr schlechtes Gewissen quälte sie hin und wieder gerne und ließ sie sich an die Nacht erinnern, in der ihr Sohn gezeugt wurde. Wie sie unter ihrem betrunkenen Ehemann gelegen und an ihn gedacht hatte.
Allerdings bezweifelte Mara, dass Lord Falconridge jemals so ungeschickt, grob und rücksichtslos einer Frau gegenüber wäre ...
Entschlossen schüttelte Mara die unangenehmen Erinnerungen ab und öffnete die Augen.
Thomas war quietschvergnügt und führte zur Belustigung des Personals eine ernsthafte Unterhaltung mit seinen Holzklötzen. Einige der Dienstboten hatten sich versammelt, den kleinen Knirps beim Spielen zu beobachten. Mara hatte nichts dagegen, denn sie schätzte die aufrichtige Zuneigung der Untergebenen ihrem kleinen Jungen gegenüber sehr.
Ach, zum Teufel, dachte sie, als sie beobachtete, wie das gesamte Hauspersonal ihren Sohn anhimmelte, man wird sich gut um ihn kümmern, während ich für eine Weile bei Delilah bin.
Überdies war Mara einfach zu neugierig auf Jordans Geschichten. Dies zu leugnen würde sie als genauso starrköpfig erweisen wie ihr zweijähriger Sohn, dessen Lieblingswort im Moment Nein war.
Erneut warf sie einen Blick auf die Kaminuhr.
Ihr störrisches Verhalten von gestern war wahrlich der einzige Grund, nicht zu gehen.
Noch nicht einmal konnte Mara behaupten, sie habe nichts zum Anziehen, denn ihre Schneiderin hatte gerade ein neues dunkelviolettes Satingewand liefern lassen. Dazu vielleicht die Nerzstola, damit Mara nicht fror, und lange schwarze Handschuhe, die sie in ihrer Trauerzeit gekauft hatte. Und ihr Perlenhalsband.
Schon aus Prinzip musste sie umwerfend aussehen und ihrem einstigen Traummann zeigen, dass sie auch ohne ihn ein glückliches Leben führte, jawohl.
Plötzlich quietschte Thomas fröhlich, als er seinen Klötzchenturm wieder einmal umwarf und von seiner alten Kinderfrau Mrs Busby überschwänglich gelobt wurde.
Mara lächelte. Man sollte sich öfter ein Beispiel
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