Infernoclub 3 Mein verlockender Earl
bitteren Lächeln und einem Schulterzucken.
Jordan lachte leise in sich hinein und wandte sich den vielen anderen jungen Damen zu, deren Bekanntschaft er im Laufe des Nachmittags machte. Doch sosehr er sich auch auf sie zu konzentrieren versuchte: Mara Bryce ging ihm nicht mehr aus dem Sinn.
Unauffällig hatte er sie beobachtet, nur für den Fall, dass sie noch einmal seiner Hilfe bedurfte ...
3. Kapitel
Am nächsten Abend waren alle Anzeichen von Thomas’ Erkältung verschwunden. Dank eines langen Mittagsschlafes und dem alten Hausmittel der Kinderfrau - Gerstensuppe mit türkischen Feigen und Rosinen - war der Junge wieder vollkommen gesund.
Sehr zu Maras Erleichterung baute der kleine Viscount wieder wie gewohnt Türme aus Holzklötzen, um sie dann mit großer Freude umzuwerfen.
Der Junge war genauso zufrieden wie die Familienkatze, die entspannt auf dem Fensterbrett lag und in den Regen hinausstarrte.
Mara blickte auf die Kaminuhr und nagte unschlüssig an ihrer Unterlippe. Jetzt, da ihr Sohn wieder wohlauf war, lief ihr Leben seinen gewohnten Gang. Wenn sie wollte, blieb ihr eben noch genug Zeit, sich anzukleiden und zu Delilahs Dinnerparty zu fahren. Doch Jordan würde dort sein. Was sollte sie bloß tun?
Einerseits wollte sie aus Prinzip nicht gehen. Doch andererseits würde man wahrscheinlich über sie reden, wenn sie nicht erschien. Jeder würde bei Tisch über sie klatschen, also sollte sie wohl besser dort sein, um sich verteidigen zu können, nicht wahr ?
Während die Uhr weitertickte, musste Mara sich eingestehen, wie gerne sie Jordans Abenteuer der letzten Jahre aus seinem eigenen Mund hören wollte.
Wenn sie an Delilahs Party teilnahm, bekam sie die Möglichkeit, den Earl mit den Augen einer erwachsenen Frau zu betrachten. Und vielleicht würde sie sich eine andere Meinung über ihn bilden können, ihren Traummann von damals, als sie noch ein junges naives Mädchen war.
Vom ersten Moment an, da Jordan in ihr Leben getreten war und ihre Mutter von einer weiteren erniedrigenden Tirade abgehalten hatte, war er Mara wie ein strahlender Märchenprinz erschienen. Der perfekte Gentleman.
Doch sobald sie in diese himmelblauen Augen geblickt hatte und Zeuge seiner vollkommenen Manieren geworden war, wusste sie, dass sie einen Menschen wie ihn nie haben konnte. Er war so viel besser als sie.
Nicht nur, dass er ihrer Familie in der adeligen Rangfolge weit überlegen war, das Problem war sehr viel weitreichender. Seine Persönlichkeit war edler als ihre - oder zumindest war sie damals davon überzeugt gewesen. Gut aussehend war Jordan, freundlich, intelligent und witzig, ließ sich von niemandem einschüchtern und war jeder Situation gewachsen. Kurzum: Er war ein Traum und sie, nun ja, eine wandelnde Katastrophe, wie ihre Mutter zu sagen pflegte.
Jemand, der so mit Fehlern behaftet war wie Mara Bryce, würde einem solch perfekten Mann niemals gewachsen sein.
Natürlich war Jordan freundlich zu ihr. Ein Mann wie er war zu jedermann freundlich, denn er war durch und durch gutherzig, ein wahrer Gentleman. Sie selbst hingegen ... Wenn nur ein Bruchteil dessen stimmte, was ihre Mutter über Mara sagte, dann wünschte und verdiente Jordan jemand viel Besseren als sie.
All diese Überzeugungen hielten Mara davon ab, sich während der Zeit auf dem Landsitz Hoffnungen zu machen. Seine Gesellschaft genoss sie sehr, doch sie wusste, dass er kein wahres Interesse an ihr haben konnte.
Wenn er ihr gewisse Signale gab, pflegte sie diese entweder nicht ernst zu nehmen, oder sie nahm sie gar nicht erst wahr. Manchmal sah er sie verführerisch an, wenn er mit ihr sprach, doch Mara war sich sicher, dass sie sich das nur einbildete. Unmöglich konnte Jordan an ihr interessiert sein, vor allem nicht, seit er ihr beschämendes Geheimnis kannte.
Mit eigenen Augen hatte er doch gesehen, dass ihre Familie sie nicht respektierte, und ihre Eltern kannten Mara schließlich am besten. Warum also sollte ein mustergültiger Gentleman wie er an einem Mädchen wie ihr interessiert sein? Irgendetwas konnte mit ihr nicht stimmen, da sogar ihre eigene Mutter sie nicht zu lieben vermochte.
Sich in Jordans Gesellschaft aufzuhalten rief seltsame Empfindungen in Mara hervor, da er ihren heimlichen Schmerz mit angesehen hatte. Einerseits empfand sie Jordans Anwesenheit als unangenehm, doch andererseits weckte seine Nähe in ihr ein unbekanntes Gefühl der Geborgenheit. Und doch wartete Mara darauf, dass Jordan ihr Geheimnis gegen sie
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