Infernoclub 3 Mein verlockender Earl
führen, dass ihr adeliger Freund ebenfalls den blutigen Weg zur Guillotine gehen würde. Genau so, wie es der König von Frankreich vor zwanzig Jahren hatte tun müssen.
„Tollwütige Hunde“, schimpfte Mrs Busby vor sich hin. „Wo sind bloß die Soldaten? Es ist an der Zeit, dass sie die Menschen zur Vernunft bringen.“
Finster blickte Mara die ältere Frau an und hörte, wie Jack den Menschen zurief, sie mögen aus dem Weg gehen, damit die Kutsche passieren konnte.
Unglücklicherweise ließ sich die Menge jedoch keine Befehle von einem livrierten Kutscher erteilen, der ein elegantes Gespann mit aristokratischem Wappen auf den Türen führte.
Unruhig wogte die Masse der Zuhörer hin und her, und die Menschen gingen nur widerwillig zur Seite. Die Kutsche kam langsam voran, bis ein paar Burschen begannen, ihre Ablehnung deutlich kundzutun.
„Warum sollten wir für dich zur Seite gehen? Fahr doch andersrum!“
„Aus dem Weg!“, donnerte Jack.
„Keine Sorge, wir sind fast am Tor angekommen“, flüsterte Mara der alten Kinderfrau beruhigend zu. Doch Thomas sah verängstigt aus, also drückte Mara ihn fester an sich und flüsterte ihm besänftigende Worte ins Ohr.
In Wahrheit schlug ihr Herz vor Furcht schneller. Zumindest konnte sie ihren Sohn beschützen, wenn sie ihn im Arm hielt.
Plötzlich schien einer der Unruhestifter das Familienwappen der Piersons erkannt zu haben.
„Seht nur, es ist die Kurtisane des Regenten!“
Mara erbleichte.
Dutzende des Londoner Pöbels drehten sich zu der Kutsche, um Mara zu begaffen. Der Sprecher hörte den Ausruf und machte einen rüden Scherz auf ihre Kosten. Zwar konnte Mara ihn nicht verstehen, doch die Menge lachte boshaft. Auf einmal zeigten zwei- oder dreihundert Leute auf sie und buhten sie aus.
„Ich bitte um Verzeihung, Madam!“, rief der Sprecher johlend. „Richten Sie doch Ihrem königlichen Liebhaber etwas von uns aus!“
Auch diese Worte gingen im Lärm der Menschen unter, doch die Botschaft war eindeutig, als sich die grölende Menge immer dichter um die Kutsche zusammenschloss.
Jack knallte mit der Peitsche, um die Menschen auseinanderzutreiben, damit er das Gespann aus dem Park hinausfahren konnte. Währenddessen verspottete der Pöbel Mara weiter als die Mätresse des Prinzen.
In diesem Moment war sie viel zu verängstigt, um sich gedemütigt zu fühlen, da sie spürte, dass sich eine ernsthafte Bedrohung anzubahnen schien.
Nur mit Mühe konnte Mara einen Schrei unterdrücken, als einige der Rohlinge, von den Rufen der Menge angefeuert, auf die Kutsche sprangen und begannen, sie wild hin und her zu schaukeln. Ihre schmutzigen, lachenden Gesichter klebten an den Fenstern.
Thomas fing an, laut zu weinen.
„Haben Sie den Bastard des Prinzen da drin, Madam?“
„Herunter von meiner Kutsche! Wie könnt ihr es wagen!“, schrie Mara.
„Das Oberhaus ist voller Parasiten!“, brüllte ein Mann.
Immer lauter wurde das Weinen des kleinen Thomas. Obwohl die Kutsche nun zum Stehen gekommen war, schwankte sie immer noch heftig hin und her.
Mara presste den Jungen an ihre Brust, während draußen jemand einen Stein nach Jack warf und seinen Hut traf. Seine wütende Antwort war ein Hieb mit der langen Kutscherpeitsche.
Die aschfahle Mrs Busby zog die Vorhänge der Kutsche zu und blickte ihre Herrin panisch an.
Vollkommen ratlos starrte Mara zurück.
5. Kapitel
Was ist denn da wieder los? dachte Jordan genervt, als er die Unruhen in einer entfernten Ecke des Parks bemerkte.
Innerlich war der Earl nach wie vor aufgewühlt von dem Streit mit Mara, und es machte ihn halb verrückt, dass er ihr so vieles nicht sagen konnte. Um sich ein wenig zu beruhigen, war er auf seinem Pferd durch den Park getrabt und hatte sich nun ostwärts gewandt, da er die Grünanlagen durch das Park Lane Tor verlassen wollte. Von dort aus war der Weg zu seinem Haus am Grosvenor Square nicht weit.
Doch etwas ließ Jordan zurückblicken, vielleicht sein sechster Sinn für Gefahr, den er sich über die Jahre im Orden angeeignet hatte. In der Ferne erblickte er eine Menschenmenge, die sich dort zusammengefunden hatte.
Die Versammlung in der entlegenen nordöstlichen Ecke des Parks erschien ihm recht ungewöhnlich, und sein Spioninstinkt erwachte. Neugierig geworden, zügelte er sein Pferd und lenkte das Tier in Richtung Norden, um zu sehen, was dort vor sich ging.
Einige Hundert hatten sich um einen heruntergekommenen Redner versammelt, der auf einem alten Baumstumpf
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