Infernoclub 3 Mein verlockender Earl
stand und zu den Zuhörern sprach.
Über den zustimmenden Jubel hinweg konnte Jordan nur wenige Worte verstehen, aber er hörte auch den deutlichen Unmut der Menge, als zwei Namen genannt wurden.
Lord Liverpool und Lord Sidmouth.
„Teeren und federn sollte man sie!“
Wachsam verengte Jordan die Augen zu schmalen Schlitzen und betrachtete die Menge eingehend. Während sich das Innenministerium Sorgen um mögliche Volksverhetzung machte, fürchtete der Orden die Einmischung der Prometheusianer in die Untergrundorganisationen der radikalen Bewegungen.
Denn immerhin waren die Prometheusianer Meister darin, die Querulanten der Gesellschaft aufzustöbern, ihnen volle Unterstützung zu versprechen und sie dann auf gerissene Art und Weise zu Gewalttaten anzustacheln. Chaos und der Streit gegnerischer Gruppen waren ihnen dabei stets willkommen. Jordan suchte die Menge nach bekannten prometheusianischen Gesichtern ab - und erntete dafür einige mürrische Blicke.
Diese Menschen würden einen wohlhabenden Gentleman wahrlich nicht in ihrer Mitte begrüßen. Sogar Jordans Pferd spürte den Unmut der Massen. Der Schimmel schnaubte und schüttelte den Kopf in hochmütiger Verachtung ob des ungepflegten Pöbels. „Ruhig“, beschwichtigte Jordan das Tier und parierte es zu einem langsamen Schritt.
Kaum hatten Pferd und Reiter den Rand der Menschenmenge erreicht, als am anderen Ende der Gruppe Johlen und Buhrufe laut wurden.
Rasch lenkte Jordan den Schimmel um eine Baumgruppe herum, um die Szene am Ring besser beobachten zu können.
Verdammt noch eins! Die unverschämten Barbaren hatten eine Kutsche angehalten.
Als dann sein Blick auf das vertraute Familienwappen der Piersons fiel, gefror Jordan das Blut in den Adern.
Einige Männer waren auf die Kutsche geklettert, schlugen auf das Dach ein und schaukelten das Gefährt unter brutalem Gelächter hin und her, als wollten sie es zum Umstürzen bringen.
Mara!
Andere hatten die Zügel der Pferde ergriffen, um die Tiere an der Flucht zu hindern, und bewarfen den Kutscher mit Steinen.
Um Himmels willen. Vor Entsetzen wurde Jordan blass, denn Mara und ihr Sohn befanden sich in der Kutsche. Und die alte Frau ebenfalls.
Im nächsten Moment gab er seinem Pferd die Sporen und galoppierte zu dem belagerten Gespann hinüber.
Als er an der Menge vorbeijagte, sprangen einige Leute vor Schreck aus dem Weg und fluchten, doch Jordan ignorierte sie.
Entschlossen ritt er mitten in den Mob hinein, der die Kutsche umringte, und die Kraft seines zornigen Rosses verscheuchte einige der Männer. Einige fielen hin und brüllten, weil sie befürchteten, von dem Wallach zertrampelt zu werden. Aus dem Inneren der Kutsche konnte Jordan den kleinen Thomas weinen hören.
Mit zusammengebissenen Zähnen konzentrierte der Earl sich auf sein erstes Ziel. Ein ungepflegter junger Mann war gerade dabei, zu seinen jubelnden, stampfenden Kameraden auf das Dach der Kutsche zu klettern.
Flink stellte sich Jordan im Sattel auf, griff den Burschen am Kragen seines Mantels und warf ihn zu Boden. Schreiend rollte der Junge sich zur Seite, um nicht von den Hufen des Pferdes getroffen zu werden.
Doch Jordan wartete nicht darauf, dass der Kerl wieder aufstand, sondern suchte sich sofort sein nächstes Opfer aus. Gekonnt wirbelte er sein Pferd herum und riss einen weiteren Schurken von Maras Kutsche herunter.
Dieser hatte sich auf die Trittstange für den Diener am hinteren Ende des Wagens gestellt. Auch ihn beförderte Jordan auf die Erde, während in der Menschenmenge das Chaos ausbrach und Mara im Inneren des Gefährts Jordans Namen rief.
Sein Wallach bäumte sich auf und hätte einem Mann fast den Schädel eingeschlagen, als Jordan behände aus dem Sattel sprang und auf der Kutsche landete. Mühelos fand er sein Gleichgewicht zwischen den beiden Raufbolden, die unverschämt auf dem Dach des Gespanns herumtanzten.
Nun schwangen die Burschen die Fäuste nach Jordan, doch dieser wich ihnen geschickt aus, woraufhin einer der Kerle die Balance verlor und von der Kutsche hinunterfiel.
Der andere, größere Mann lachte Jordan aus, welcher frostig zurücklächelte und dem Rohling mit Schwung die Faust ins Gesicht schlug. Doch der Kerl fing den Schlag ab, blickte Jordan zornig an und schlug seinerseits zu.
Nach kurzem Taumeln konnte sich der Earl fangen und stellte sich breitbeinig hin, um auf dem glatten Dach Halt zu bekommen. Während die Männer sich weiterhin schlugen, reckte Mara den Kopf aus dem Fenster,
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