Infernoclub 3 Mein verlockender Earl
Falconridge.“
Ihr spöttischer Ton konnte ihn nicht beirren. „Jederzeit gerne“, entgegnete er freundlich. „Genießen Sie Ihren privilegierten Status, solange Sie ihn innehaben, meine Liebe. Kommen Sie mir aber bloß nicht angekrochen, wenn Sie für eine andere weggeworfen werden!“, knurrte der Earl.
„Mein Gott, Jordan, was ist bloß aus Ihnen geworden?“, rief Mara, verblüfft über die Härte des Mannes, der einst der reinste Kavalier gewesen war. „Warum sind Sie nur so kalt und verbittert?“
Jordans Mund verzog sich. „Glauben Sie mir, das möchten Sie gar nicht wissen.“ Mit einer unhöflich knappen Verbeugung drehte der Earl sich auf dem Absatz um, schritt zurück zu seinem Pferd und schwang sich in den Sattel.
Der letzte Blick, den er Mara zuwarf, war voll von rasender Wut und verborgenem Schmerz. Dann riss er sein sich aufbäumendes Pferd herum und trabte davon.
Sogar seinen Hut hatte er vergessen.
Mara starrte ihm hinterher, bis Tränen ihren Blick verschleierten.
Hastig bedeckte sie den Mund mit der Hand, um einen Schluchzer zurückzuhalten, während sie Jordan dabei beobachtete, wie er ihr Leben erneut verließ. All ihre Hoffnungen waren zerstört, noch ehe sie richtig Form angenommen hatten. Werde ich denn niemals erfahren, was es bedeutet, zu lieben und geliebt zu werden? Und auf einmal drohte ihr mitten im Hyde Park die Fassung zu entgleiten.
Nur mit Mühe gelang es Mara, ihre Stimme wiederzufinden, um ihre Bediensteten zurück zur Kutsche zu rufen. „Jack! Mrs Busby! Wir fahren nach Hause. Thomas braucht sein Nickerchen.“
„Jawohl, Madam.“ Sofort öffnete ihr der Kutscher die Tür und ließ die Stufen herab.
Zum Abschied winkte Thomas den Enten zu und wurde dann von Mrs Busby zurück zur Kutsche getragen, wo Mara auf sie wartete. Jack half ihnen beim Einsteigen und ging dann, um Jordans Hut aufzulesen. Gerade wollte er fragen, ob er Mara die Mütze in die Kutsche reichen sollte, doch als er ihr Gesicht sah, schluckte der Kutscher die Frage hinunter und legte die Kopfbedeckung in das Gepäckabteil. Sie konnten sie dem Earl später zurückbringen.
Mara war still geworden und kämpfte gegen die Tränen an. Vor Thomas wollte sie nicht weinen, denn sonst würde der Kleine ebenfalls anfangen, und sie fürchtete, beide würden nicht mehr aufhören können.
Sobald Thomas und seine Kinderfrau Mara gegenüber Platz genommen hatten, stieg Jack auf den Kutschbock und fuhr los.
Mara hörte dem fröhlichen Geplapper ihres Sohnes kaum zu, da sie gegen einen Kloß im Hals anschlucken musste. Sie war fest entschlossen, Haltung zu bewahren, bis Jordans Worte ihre Schärfe verloren.
Mrs Busby warf Mara einen besorgten Blick zu. Doch diese schüttelte leicht den Kopf, blickte aus dem Fenster und zählte im Stillen die Minuten, während Jack den üblichen Weg nach Hause nahm.
Sie fuhren auf dem Ring, der gepflegten Hauptstraße für Kutschen, die durch den Hyde Park führte. Am nordöstlichsten Tor würden sie den Park verlassen, so wie unzählige Male zuvor.
Es gab zahlreiche schmiedeeiserne Tore, durch die man zu den riesigen Grünanlagen des Hyde Parks gelangen konnte. Das Tor, welches Maras Heim am nächsten lag, führte auf die belebte Oxford Street hinaus. Doch während sie sich dem Ausgang näherten, zwang ein unerwartetes Hindernis Jack dazu, die Fahrt zu verlangsamen.
„Oh nein, nicht schon wieder“, murmelte Mara und runzelte die Stirn ob der Menschenmassen, die sich im Nordosten des Parks versammelt hatten.
Dieser Platz wurde bei den unteren Schichten immer beliebter, um sich zu Protesten gegen die Erlasse der Regierung zu treffen. Diese unangemeldeten Demonstrationen hatten seit dem Ende des Krieges mehr und mehr zugenommen. Zwar hatte England gewonnen, doch als sich die Aufregung langsam legte, begriff das Volk, dass der zwanzigjährige Krieg das Land fast in den Bankrott getrieben hatte.
Im ganzen Königreich traten Unruhen auf: Aufstände wegen der Korngesetze und einer weiteren Steuererhöhung auf Lebensmittel, die die Armen in Angst vor Hungersnöten versetzten.
Außerdem konnte die Marine viele Tausend Seeleute nicht bezahlen, die nun verständlicherweise verärgert darüber waren, dass sie die letzten Monate keinen Lohn erhalten hatten. Ludditen zerstörten Maschinen in den Fabriken im Norden des Landes. Radikale Zeitungen waren im Umlauf, die wilde Anschuldigungen gegen die Regierungen erhoben. Die Blätter schürten neue Ängste in der Bevölkerung, dass sich
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