Infernoclub 3 Mein verlockender Earl
sich uns gerne anschließen.“
„Ich möchte mich nicht aufdrängen.“
„Natürlich nicht. Ich verstehe. Meine Eltern sind sicherlich auch nicht die angenehmste Gesellschaft.“
Eingehend betrachtete er sie. „Würde es Ihnen helfen, wenn ich mitkäme? Als moralische Unterstützung?“, fragte er leise. „Oh, würden Sie das wirklich tun?“, rief sie überrascht. Subtil und wissend lächelte Jordan. „Wann soll ich bei Ihnen sein?“
„Sie sind ein Engel! Nicht wahr, Thomas?“
„Da wäre ich mir nicht so sicher“, entgegnete Jordan.
„Wenn Sie um halb zwölf hier sind, sollten wir passend zum Mittagessen dort sein. Punkt zwei Uhr, jeden Tag, seit tausend Jahren ...“
„Gut. Sagen Sie nicht, dass ich Ihnen keinen Gefallen tue.“ Mit diesen Worten beugte Jordan sich zu Mara herunter und küsste sie auf die Wange. Dann verabschiedete er sich von Thomas, indem er dem Jungen liebevoll über den Kopf strich.
Anschließend wandte er sich um und stieg aufs Pferd.
Mit leichtem Herzen beobachtete Mara den Earl. „Sag Auf Wiedersehen, Thomas.“ Aufmunternd stupste sie den Jungen an, damit er ebenfalls winkte.
Jordan warf den beiden einen Kuss zu und ritt davon.
Als der Earl auf seinem weißen Jagdpferd davongaloppierte, umarmte Mara ihren Sohn. „Er ist wirklich ganz wunderbar, nicht wahr, Thomas?“, flüsterte sie. „Was weiß Delilah schon? Nicht alle Männer lügen.“
9. Kapitel
Lady Bryce hätte am nächsten Tag nicht höflicher zu ihrem Ehrengast sein können. Egal, wie entsetzt sie im Stillen gewesen sein mochte, dem einzigen Menschen gegenüberzustehen, der nicht zur Familie gehörte und eine ihrer verbalen Abreibungen Mara gegenüber angehört hatte.
Zweifellos hatte sie gehofft, dass das Vorkommnis vergessen war. Daher konzentrierte sie sich darauf, dass ein Earl an ihrem Tisch ein Grund war, stolz zu sein. Vor allem da dieses Exemplar ein gut aussehender, weit gereister Diplomat war, der ihrer Tochter auch noch nach langen Jahren treu ergeben schien.
Mara hingegen war ein nervöses Wrack, wie immer, wenn sie sich in Gesellschaft ihrer Eltern befand. Während der Kutschfahrt hatte sie Jordan unzählige Hinweise gegeben und davor gewarnt, welche Themen er nicht anschneiden sollte. Vermutlich waren es mehr Anweisungen gewesen, als Jordan vom Außenministerium vor einer Mission in eine weit entfernte Botschaft erhalten hätte.
Schließlich hatte er sie ausgelacht und sie gebeten, sich zu entspannen. „Ich kann mich durchaus an meine guten Manieren erinnern.“
Kleinlaut hatte Mara sich entschuldigt. Und nun erkannte sie, dass sie sich keine Sorgen hätte machen müssen.
Obwohl Mara noch immer darauf vorbereitet war, blamiert zu werden - entweder dadurch, dass ihre Eltern sie in Verlegenheit brachten oder Jordan beleidigten -, erwiesen Jordans diplomatische Fähigkeiten ihm einen guten Dienst.
Wenn Maras Mutter aufdringliche Fragen stellte und ihr Vater murrte, blieb der Earl unerschütterlich und liebenswürdig, ein wahrer Gentleman.
Er glich einem Schäferhund, der mit seinem wachsamen Blick und seiner angeborenen Geduld eine Herde schwieriger Schafe außer Gefahr brachte. Und sobald Maras Eltern begannen, sich miteinander zu streiten, oder sich anschickten, ihre Tochter anzugreifen, lenkte Jordan mit einer seiner unterhaltsamen Anekdoten von dem Konflikt ab.
Dafür hätte Mara ihn küssen können.
Während der Tag voranschritt und Falconridge eine unerschütterliche Ruhe in den Sturm ihres Elternhauses brachte, konnte Mara ihre Gefühle für Jordan nicht länger verleugnen.
So anders als jeder andere in ihrem Leben war er. So empfindsam und vernünftig. Ein so angenehmer Zeitgenosse.
Selbst jetzt, als sie ihn dabei beobachtete, wie er ihre Eltern ablenkte und sie mit seinem Charme betörte, war sie sich bewusst, dass dies seine ganz eigene Art war, sie zu beschützen.
Kaum schickten ihre Eltern sich an, Mara herabzusetzen, konterte Jordan mit einem gekonnten verbalen Manöver, indem er durch eine unschuldige Frage von Maras angeblichen Fehlern ablenkte.
Mara bewunderte seine Fähigkeit und begriff tief im Inneren, dass Jordan es ihren Eltern nicht gestatten würde, sie zu verletzen.
Nicht heute. Nicht solange er anwesend war.
Endlich war sie hier nicht mehr in der Unterzahl.
Als Mara den Earl über den gedeckten Tisch hinweg anblickte, begriff sie, dass sie immer noch Gefahr lief, ihr Herz zu verlieren. Genau wie all die Jahre zuvor. Sie musste
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