Infernoclub 3 Mein verlockender Earl
baust du uns heute, mein kleiner Architekt?“, fragte Mara, als sie Thomas inmitten der Holzklötze absetzte, die auf dem persischen Teppich verstreut lagen.
Obwohl Jordan mehrerer Sprachen mächtig war, konnte er das fröhliche Gezwitscher des Knirpses nicht entziffern. Als Thomas sich auf den Boden setzte und wieder begann, die Blöcke aufeinanderzustapeln, zog Mara ihre Handschuhe aus und wies Jordan an, es sich bequem zu machen. „Ich bin sofort bei Ihnen.“
Während sie in das angrenzende Zimmer ging, nahm sie ihre Haube ab, um sie gemeinsam mit den Handschuhen, ihrem Umhang und dem Retikül beiseitezulegen. In dem kurzen Moment, den Mara verschwand, wandte Thomas sich Jordan zu und starrte ihn an. Dieser hob fragend eine Augenbraue und lächelte den Kleinen an.
Plötzlich hielt der Junge einen seiner Klötze hoch und plapperte erneut, scheinbar eine Frage, die Jordan allerdings nicht verstand.
Verwirrt runzelte der Earl die Stirn und blickte in die großen braunen Augen des Kindes, bis er plötzlich begriff. „Oh! Natürlich! Es wäre mir eine Ehre, Ihnen Gesellschaft zu leisten, Lord Pierson. Ich war damals selbst ein ziemlich guter Baumeister, müssen Sie wissen.“ Daraufhin legte Jordan seinen Mantel ab und ließ sich neben dem Kleinen auf den Boden nieder. „Mal sehen, was wir hier haben ...“
Mit staunenden Augen blickte Thomas ihn unsicher an, als Jordan begann, einen kleinen Turm aus Klötzen zu bauen. Als das Werk vollendet war, lächelte er dem Kleinen zu und zeigte darauf. „Jetzt kommt das Beste. Möchtest du ihn umwerfen?“
Thomas tapste näher an den kleinen Turm heran, lehnte sich darüber und patschte mit seiner winzigen Hand dagegen. Wild flogen die Klötzchen umher, und der Junge lachte schallend.
Jordan lachte mit dem Knirps. „So, du bist dran! Dann zeig einmal, wie hoch dein Turm wird.“ Er wies auf die Klötze, und Thomas begann sofort, sich mit ernster Miene an die Arbeit zu begeben.
Amüsiert von der Konzentration des Jungen, bemerkte Jordan plötzlich, dass Mara am Türrahmen lehnte und die beiden mit feuchten Augen betrachtete.
Als sie sich ertappt sah, betrat sie errötend den Raum. Liebevoll blickte Jordan sie an, während sie ihre Röcke ausbreitete und sich zu ihnen auf den Boden setzte.
Die Empfindungen, die Jordan in diesem Moment überkamen, verwunderten ihn sehr. Er fühlte sich seltsam zu Hause und kostete die ungewohnte Stimmung voll aus. Doch der Moment war vergänglich, denn in diesem Augenblick klopfte es so laut an der Eingangstür, dass der Schall durch die angrenzende Halle in den Salon getragen wurde.
Maras Butler Reese schritt eilig zum Eingang, und sobald er die Tür geöffnet hatte, drängte sich Delilah mit schmerzerfüllter Dramatik an ihm vorbei.
„Mara- Liebling!“, rief sie mit einem theatralischen Schluchzen und blickte angstvoll in Richtung der Treppe, die zum Salon führte.
Erbleichend schaute Mara zu Jordan hinüber, der vielsagend eine Braue hob, und stand schnell auf, um zu ihrer weinenden Freundin zu eilen.
„Hier bin ich. Delilah, Liebste, was ist geschehen?“
„Oh Mara - es ist Cole! Ich verabscheue ihn!“
Jordan sah Thomas an und flüsterte ihm von Mann zu Mann zu:„Frauen.“
„Ich werde nie wieder ein einziges Wort mit ihm sprechen! Ach, es spielt auch keine Rolle - er hasst mich. Wir hatten einen ganz furchtbaren Streit!“
„Schon wieder?“, fragte Mara mitfühlend.
„Ähem“, räusperte Jordan sich und stand auf.
„Oh nein!“ Delilah erschrak. „Mir war nicht bewusst, dass du Gesellschaft hast! “
„Mrs Staunton“, begrüßte Jordan sie höflich und gab vor, weder ihre Tränen zu bemerken noch den ungehaltenen Blick, dass Mara ihr nicht voll und ganz zur Verfügung stehen könnte.
„Ich möchte nicht stören“, sagte Delilah daher gequält und schniefte.
Mit nüchterner Miene betrachtete Jordan sie und blickte dann zu Mara hinüber. „Ich denke, ich gehe mit Thomas zu den Ställen und wir schauen uns gemeinsam die Pferde an. Dann können wir auch gleich Jack besuchen.“
„Oh, das müssen Sie nicht...“
„Das ist gar kein Problem. Ich bin sicher, Mrs Busby freut sich über eine kleine Pause. Komm her, kleiner Vogel.“ Mit Leichtigkeit hob Jordan den Jungen auf den Arm. „Zeit für dich, das Nest zu verlassen und ein bisschen in die Sonne zu gehen.“ Mara nickte er beruhigend zu. Nachdem er die grauenvolle Geschichte vom Tod Piersons gehört hatte, musste Jordan immerzu daran denken,
Weitere Kostenlose Bücher