Infernoclub 3 Mein verlockender Earl
wie ungerecht es war, dass dieser kleine Prachtkerl ohne Vater aufwuchs. Es gab kein Vorbild, das ihm beibrachte, wie sich ein Mann, und vor allem ein Lord, zu verhalten hatte.
„Gesellen Sie sich einfach zu uns, wenn Sie fertig sind“, fügte Jordan hinzu. „Komm, mein Junge“, sagte er freundlich, nahm seinen Mantel und wickelte Thomas vorsichtig darin ein. Dann trug er den Jungen hinaus und ließ zwei völlig erstaunte Damen zurück, die ihm verblüfft hinterhersahen.
„Nun, es ist gut zu wissen, dass nicht alle Männer absolute Tölpel sind.“ Offensichtlich erleichtert, dass Jordan und der Junge gegangen waren, hob Delilah ihren Rocksaum an und segelte durch den Salon. Dabei trat sie verärgert einen Holzklotz aus dem Weg und ließ sich dann auf die Chaiselongue fallen.
Noch immer verblüfft, blieb Mara stehen und beobachtete, wie Jordan ihren Sohn zum Hinterausgang des Hauses trug. Über seine breite Schulter hinweg konnte sie Thomas’ Gesicht sehen. Der Ausdruck des kleinen Viscounts war wach und neugierig ob der Abenteuer, die er gleich erleben würde. Offensichtlich fühlte sich der Junge in Gesellschaft seines großen Beschützers sehr wohl.
„Dieser abscheuliche Schwachkopf hat versucht, mir - mir! -ein Ultimatum zu setzen! Er hat mich selbstsüchtig und verwöhnt genannt u... und ein Flittchen! Ist das nicht unglaublich? Ich werde nie wieder mit ihm sprechen!“
Obwohl Mara sich besorgt gab, war sie im Stillen nicht allzu sehr beunruhigt. Inzwischen gehörten die Auseinandersetzungen zwischen Delilah und Cole zum Alltag. Sobald ihre Freundin all ihren Ärger und Frust geäußert hatte, lebte sie merklich auf, und es ging ihr sichtlich besser.
„Ich werde nach Bath fahren und eine Kur machen“, verkündete Delilah, während sie anmutig in ihr Taschentuch schnaubte. „Das wird meine Nerven sicherlich beruhigen - und er wird mich vermissen, nicht wahr? Dann wird er ja sehen, wie es ohne mich ist!“
„Ich bin sicher, dass er bald wieder Räson annimmt und dich um Verzeihung bitten wird.“
„Und wenn er auf Knien angekrochen kommt. Er ist ein rechter Teufel. Männer! Sie sind den Aufwand wirklich nicht wert! Stets geben sie vor, sich um einen zu sorgen. Doch sie lügen dich nur an!“
Als Delilah sich endlich mit einem Kuss auf die Wange verabschiedete, war Mara völlig erschöpft. Seufzend erhob sie sich schwerfällig von der Chaiselongue und ging hinaus, um sich den Männern im Stall anzuschließen.
Schließlich kam sie bei den Pferden an, blieb in der Tür stehen und beobachtete die beiden gerührt. Noch immer trug Jordan den kleinen Thomas, der vorsichtig den Hals von Jordans großem weißen Wallach streichelte.
Maras Lächeln vertiefte sich, während sie auf die zwei zuging. Als Thomas sie bemerkte, fing er vor Freude an zu zappeln und brabbelte etwas, das sich anhörte wie: „Ich hab das Pferdchen gestreichelt, Mama!“
„Das hat er tatsächlich.“ Jordan ließ den Kleinen zu seiner Mutter auf den Arm krabbeln, seinen Mantel jedoch behielt er. Zwar hielt Thomas sich nun an Maras Hals fest, doch er drehte sich um und starrte Jordan weiterhin an, als wolle er ihn nicht aus den Augen verlieren. „Wie geht es Delilah?“
„Ach, so etwas geschieht in regelmäßigen Abständen“, flüsterte Mara. „Es wird alles wieder in Ordnung kommen. Die beiden werden für zwei Wochen nicht miteinander sprechen, sich wieder vertragen, und dann beginnt das Ganze nächsten Monat erneut.“
„Klingt anstrengend.“
Sie lachte. „Das ist es, glauben Sie mir.“
„Gut, meine Liebe“, murmelte Jordan, während sein Blick über ihre Lippen glitt. „Ich sollte gehen.“
„Danke, dass Sie auf ihn aufgepasst haben. Hat er sich gut benommen?“
„Ah, er ist ein braver Junge, ruhig und sehr schlau. Ein fröhlicher kleiner Geselle, nicht?“
„Ja.“ Als Mara hörte, wie der Mann ihrer Träume ihren kleinen Schatz lobte, durchströmte sie eine unbändige Freude. „Wann sehe ich Sie wieder?“, fragte sie, während Jordan nun seinen Mantel anzog, sich seinem Pferd zuwandte und die Steigbügel herunterließ, die sorgfältig auf dem Sattel befestigt waren.
„Morgen?“
„Oh - das geht nicht. Mir ist gerade eingefallen, dass ich meine Eltern besuchen muss. Wie fahren zweimal im Monat zum Abendessen zu ihnen.“
Überrascht blickte Jordan sie an. „Sind Sie etwa selbstzerstörerisch veranlagt?“
„Na, na“, schalt sie und versuchte, ein Lächeln zu unterdrücken. „Sie dürfen
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