Infernoclub 3 Mein verlockender Earl
versuchen, sich mit Albert Carew, dem Duke of Holyfield, anzufreunden und dessen Vertrauen zu gewinnen. „Alby“, wie ihn seine Freunde nannten, die ihn aus seinen Tagen als Lord Albert Carew kannten, hatte den Titel erst vor Kurzem von seinem älteren Bruder geerbt.
Sobald Jordan das Vertrauen des Duke gewonnen hatte, würde er schnell herausfinden, was dieser mit den Prometheusianern zu schaffen hatte. Wer war sein Auftraggeber, und was sollte Holyfield als einer der engsten Vertrauten des Regenten erreichen?
Welch seltsame Gestalten der Prinz doch um sich scharte!
Jordan würde sicherstellen müssen, dass die Runde ihn als einen der ihren akzeptierte und er wieder eingeladen würde. Nur so konnte er den Verräter weiterhin ungestört beobachten. Das bedeutete, dass er gut spielen musste - doch auch nicht zu gut.
Schließlich wollte er sie nicht ausstechen, obwohl Jordan für gewöhnlich ein ausgezeichneter Kartenspieler war. Zumindest bei solchen Spielen, die ein gewisses Maß an mathematischer Logik erforderten.
Scheinbar ging sein Plan auf. Jordan hatte sich den ganzen Abend lang als Whistpartner von Lord Yarmouth äußerst geschickt angestellt. Vermutlich sollte er sich etwas zurückhalten, wenn die Herren später zu Macau wechselten.
Ah, Macau, dieses teuflische Spiel, für das Watier’s berüchtigt war. Am Macau-Tisch Geld zu verlieren war nicht schwierig. Das mit zwanzig Jahren jüngste Mitglied der Runde, der „goldene“ Ball-Hughes, hatte diese Kunst perfektioniert.
Obwohl er schon ein größeres Vermögen verspielt hatte, als andere jemals besitzen würden, schien der „Goldball“ sorglos dazu entschlossen zu sein, den Rest seines immer noch umfangreichen Erbes vor seinem dreißigsten Geburtstag zu verlieren.
Macau war eine Form des Siebzehnundvier, bei der die Bank an jeden Spieler zu Anfang nur eine statt zwei Karten austeilte. Ziel war es, neun Augen statt einundzwanzig zu erreichen, ohne bankrottzugehen. Nach einer Stunde hatte Jordan das Vermögen der Falconridges erfolgreich um dreitausend Pfund erleichtert. Doch er gab die fischförmigen Spielmarken aus Elfenbein mit einem müden Lächeln her.
„Gut gespielt, Holyfield“, bemerkte Jordan nach einer erfolgreichen Runde für Alby.
Der herausgeputzte Dandy sonnte sich in dem Lob, das ihm von mehreren Seiten ausgesprochen wurde.
„Glückskind“, behauptete er und türmte die Elfenbeinmarken vor sich auf.
Sicherlich, dachte Jordan, immer noch lächelnd. Ohne jeden Zweifel war es Albys großartiges Glück gewesen, das ihm das Herzogtum seines Bruders in den Schoß hatte fallen lassen. Und ihm alle Türen geöffnet hatte, um mit dem zukünftigen König von England zu speisen. Die Prometheusianer hatten sicherlich absolut nichts damit zu tun.
Natürlich wusste der Orden es besser.
Albys Bruder und dessen schwangere Frau waren während ihres Urlaubs in Frankreich ertrunken. Dass der Unfall in der Nähe von Malcolm Banks’ Hoheitsgebiet passiert war, hatte sofort den Verdacht des Ordens erregt. Handelte es sich wirklich nur um ein tragisches Bootsunglück?
Möglicherweise hatte Albert jemanden dafür bezahlt, sie umbringen zu lassen, doch der Orden bezweifelte das stark. Zwar mochte der Dandy arrogant, selbstgefällig und intrigant sein, doch Mord traute man ihm nicht zu. Jemand anders in seinem Wirkungskreis mochte allerdings sehr wohl dazu in der Lage sein. Jemand, dem ein Mann, der Zugang zu den besten Kreisen hatte, sehr nützlich war. Und der für eine Gegenleistung dazu bereit war, einem Zweitgeborenen zu seinem Titel zu verhelfen.
Doch zu welchem Zweck?
Das herauszufinden war Jordans Aufgabe. Zunächst einmal gab es jedoch einen kleinen Imbiss. Da die Uhr gerade drei am Morgen geschlagen hatte, war Jordan wenig an den Kreationen des Küchenchefs Labourie interessiert, doch die Reaktionen der anderen Männer waren amüsant zu beobachten.
Als die Türen zum Nebenzimmer geöffnet wurden, begrüßte eine Schar von Dienern Seine Königliche Hoheit und seine Gäste überschwänglich.
Schließlich war es der Regent selbst gewesen, der Watier’s gegründet hatte, nachdem seine Gefährten ihm mitgeteilt hatten, dass das Essen in den anderen Clubs unerträglich nichtssagend und eintönig war. Sofort hatte der Prinz zwei der Palastköche abgestellt, einer von ihnen Watier, um am Piccadilly einen neuen Club zu gründen, der mit seiner hervorragenden Speisekarte Gourmets wie ihn selbst zufriedenstellen würde.
Wie Jordan vermutet
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