Infinitas - Krieger des Glaubens (German Edition)
Oberkörper an und zog Ewa näher an sich heran. »Nein, es gibt immer nur ein einziges Glaubensgelöbnis, das zweifellos bindend ist. Man kann sich nicht dagegen wehren, es ist das Schicksal, dem man sich fügen muss.«
»Und wie nährt man sich, wenn man sein Glaubensgelöbnis noch nicht gefunden hat?«
»Alle Vampire nähren sich vom Homo sapiens. Es ist egal, ob es Frauen oder Männer sind. Wichtig ist nur, dass dem Menschen genug bleibt, um zu überleben, dass man ihn nicht tötet, indem man ihn gänzlich aussaugt. Es ist existentiell, sich ab und an von Menschenblut zu nähren.«
Ewa war neugierig geworden, und immer neue Fragen drängten sich ihr auf. »Musst du dich oft nähren?«
Shia hob die Schultern. »Unterschiedlich, meistens alle ein bis zwei Wochen. Wenn ich bei einem Kampf verletzt wurde, benötige ich ein bisschen mehr.«
»Und hast du schon von vielen Frauen getrunken?«
Ein Lächeln huschte über sein Gesicht.
»Warum wusste ich, dass du genau diese Fragen stellen würdest? Nein, wenn ich trinke, schaue ich mir den Menschen erst gar nicht an. Deshalb kann ich dir nicht sagen, ob viele Frauen darunter waren. Aber ich beteure, keine von ihnen hat mir je etwas bedeutet. Als ich gestern dein Blut nahm, geschah etwas mit meinem Körper, das ich nicht beschreiben kann. Ein Feuer brannte in meiner Kehle, als würde ich verglühen.«
»Und wer ist dann Sara?«
»Sara? Woher kennst du ihren Namen?«, und als Ewa schwieg, »natürlich, du hast über mich Erkundigungen eingezogen.«
»Ich war neugierig.«
»Und jetzt bist du eifersüchtig. Sara ist meine Zwillingsschwester. Sie musste auch gewandelt werden. Ich stehe ihr sehr nahe, aber trotz alldem bleibt sie nur meine Schwester.«
Ewa legte ihre Hände sanft an seine Wangen.
»Ich will, dass du nie wieder von einem anderen Menschen trinkst. Auch wenn es nicht in deinem verdammten Buch steht, aber ich bin ab sofort dein Glaubensgelöbnis, und du wirst dich nur noch von mir nähren, bis ... bis du deine wirkliche Gefährtin triffst.« Sie sagte es beschwörend und besiegelte dies mit einem zärtlichen Kuss.
»Du weißt, dass ich sie schon längst gefunden habe«, flüsterte er an ihren Lippen.
Ewa blickte ihn traurig an. »Ich bin nur ein Mensch. Also kann ich es nicht sein, auch wenn ich es zu gern wäre. Irgendwo da draußen gibt es jemanden, der auf dich wartet.« Sie schaute wehmütig zum Fenster. Shia strich ihr zärtlich über den Rücken. »Ich will aber nicht, dass es eine andere ist.«
»Du hast selbst gesagt, dass es Schicksal ist, dem man nicht entkommen kann.« Ewa versuchte ein Lächeln, doch ihr Blick sagte etwas anderes.
»Warum hast du keine Angst vor mir?«
Sie schaute überrascht auf und überlegte einige Sekunden, bevor sie antwortete. »Was ist so anders an dir? Du trinkst Blut, nun das brauche ich auch, um zu überleben. Nur dass wir es nicht mit dem Mund aufnehmen. Ich denke, deine Wunden heilen schnell. Verletzungen an meinem Körper genesen ebenfalls, nicht so rasch wie deine, aber sie regenerieren sich. Also bist du nicht viel anders, als ich es bin. Außerdem bin ich überzeugt davon, dass es mehr als eine Lebensform gibt, warum sollten Menschen die Einzigen sein? Es ist wegen meiner Großmutter. Zu ihr hatte ich immer ein besonderes Verhältnis. Sie ist auch der Grund, weshalb ich Mythologie studierte. Schon als ich ein kleines Kind war, hat sie mir von Vampiren erzählt. Dass sie von einem überfallen und geschwängert wurde. Alle hielten sie für verrückt, aber ich habe ihr irgendwie geglaubt.«
»Was ist mit ihr geschehen?«
»Sie wurde in eine Nervenheilanstalt eingewiesen, weil sie an ihrer Geschichte festhielt. Nach dem, was ich jetzt weiß, scheint ihre Story gar nicht so abwegig zu sein. Grandma ist vor zwölf Jahren in der Anstalt gestorben.«
»Das tut mir leid«, Shia blickte auf seine Uhr, »Ewa, ich muss gehen, die Krieger warten auf mich. Wir wollen heute Nacht die Gegend um den Club beobachten, an dem es die letzten Überfälle gab.«
Erschrocken sah Ewa ihn an. »Ich will nicht, dass du dort hingehst. Bitte lass uns das erledigen.«
»Ewa, ich verspreche dir, bevor die Sonne aufgeht, bin ich wieder bei dir. Ich komme direkt zu dir zurück. Schlafe etwas, und wenn du aufwachst, bin ich da.« Er beugte sich vor und küsste sie hungrig. »Ich werde mir doch mein Frühstück nicht entgehen lassen.«
Dunkle Nacht
Kapitel 8
D ie dröhnenden Bässe zu Gossips › For Keeps ‹ schlugen
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