Infinity Ewig Dein
sich denn tagsüber draußen aufhalten?“
„Naive kleine Eve“, sagte Samuel und schüttelte den Kopf. „Nun gut, ich will dich gerne in einigen missverständlichen Punkten aufklären.“ Er grinste sie gönnerhaft an.
„Fangen wir also mit dem Offensichtlichen an – selbstverständlich ist es uns möglich, uns zu jeder Tages- und Nachtzeit frei zu bewegen. Überaus schlaue Vampire haben sich vor langer Zeit diese Sache mit der Nachtaktivität ausgedacht. Zum einen, um die Menschen in Sicherheit zu wiegen, und zum anderen natürlich, um ihre Identität zu verschleiern. Denn wann immer sich in einer Stadt oder in einem Dorf ungewöhnliche Todesfälle häuften, für die man Vampire verantwortlich machte – wann immer man sich auf die Suche nach ihnen begab, waren diese cleveren Vampire natürlich nicht verdächtig. Denn sie saßen mit den Menschen in der Sonne und tranken Kaffee.“
Wie geschickt, dachte Eve. Allerdings hatte Adam sie belogen, denn in dem Gespräch, das sie darüber geführt hatten, war kein Wort davon gefallen. Traute Adam ihr etwa nicht? Oder hatte er sie nur beschützen wollen?
Die unangenehme Stimme von Samuel riss Eve aus ihren Überlegungen.
„Gut, apropos Kaffee – da wären wir dann auch gleich bei Mythos Nummer zwei – dass nur Blut für uns genießbar wäre. Falsch. Unsere Körper sind durchaus dazu in der Lage, alle Arten von Nahrungsmitteln und Getränken zu verarbeiten. Wir haben es nur schlicht und ergreifend nicht nötig. Das einzige, was wir wirklich brauchen, ist Blut. Und das ist Mythos Nummer drei – nur der stimmt übrigens tatsächlich. Wir ernähren uns von Menschenblut, und zwar ausschließlich davon. Keine Ahnung, wer sich diese absurden Geschichten mit dem Tierblut ausgedacht hat! Wahrscheinlich irgendein Mensch, der an das Gute in den Vampiren glaubte… Armer Spinner! Wobei, einige von uns sind tatsächlich in dieser Hinsicht zarter besaitet. Mein geliebtes Brüderchen zum Beispiel. Er lehnt es ab, Menschen zu töten, um sie als Nahrungsquelle zu verwenden. Er zieht es vor, seine Blutrationen aus den Blutbanken der Krankenhäuser zu beziehen. Etwas, das ich absolut nicht verstehen kann. Ich mag mein Blut frisch und warm, direkt aus dem noch zuckenden Körper abgezapft.“
Eve meinte zu sehen, wie Samuel bei dem Gedanken an frisches Blut förmlich das Wasser im Mund zusammenlief. Seine Augen blickten sie einen Moment gierig an, sein Mund öffnete sich leicht. Eves Herz begann zu rasen. Würde er seine Zähne gleich in ihren Hals schlagen?
Samuel sah die Befürchtung in ihren Augen und lachte höhnisch.
„Keine Sorge, kleine Eve, im Augenblick brauchst du nicht zu befürchten, dass ich über dich herfalle. Ich war gerade erst vor einem Monat auf der Jagd. Tatsächlich benötigen wir nämlich nicht so viel Blut, wie gemeinhin angenommen wird. Wenn wir zwei oder drei Mal im Jahr etwas roten Lebenssaft bekommen, reicht uns das völlig.“
Eve war durch seine Ausführungen keineswegs beruhigt. Zu deutlich hatte sie die Blutgier in den Augen ihres Gegenübers gesehen. Aber sie entspannte sich ein wenig, als Samuel weiter dozierte:
„Etwas, das übrigens auch nicht so ganz stimmt, ist der Glaube, wir würden für immer jung bleiben. In der Tat sind wir zwar unsterblich, aber wir altern durchaus, nur eben viel, viel langsamer als ein Mensch. Und, wie du an Adam und mir siehst, sind Vampire auch in der Lage, eigene Kinder zu bekommen. Denn wenn wir älter werden, reifen natürlich auch die dafür notwendigen Organe, wenn du verstehst was ich meine.“
Samuel wirkte jetzt wie ein widerlicher Playboyleser, als er sich mit einem anzüglichen Grinsen in den Schritt griff.
Wie konnte dieser scheußliche Mensch, nein Vampir, der Bruder des sensiblen Adam sein!
„Unsere Babys nennen wir übrigens die Neugeborenen – im Gegensatz zu den Neugeschaffenen, also Menschen, die wir durch einen Biss in einen Vampir verwandelt haben. Ein einziger Biss sowie ein bisschen von unserem Blut in der Wunde des Opfers reichen völlig aus, um die Verwandlung zu vollziehen. Interesse?“, fragte er scheinheilig lächelnd und entblößte eine Reihe perfekter, weißer Zähne, die allesamt scharf wie Rasierklingen aussahen. Eve schüttelte es. Aber sie bewahrte die Fassung.
„Ich verzichte, vielen Dank“, erwiderte sie ironisch und hielt Samuels herausforderndem Blick stand. Sicher, noch vor einem Monat hatte sie davon geträumt, ein Vampir zu werden. Aber jetzt, wo das
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