Infinity (German Edition)
das hab ich mich auch gefragt. Und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass das irgendwie mit unserer Seminararbeit zu tun haben muss. Gerade bei Firmen, die mit der Herstellung von Medikamenten, aber auch Drogeriewaren, Kosmetika und Diät-Produkten zu tun haben, hat Forschung einen hohen Stellenwert. Auf diesem Sektor herrscht ein heftiger Konkurrenzkampf und die Firmen sind nicht zimperlich in ihren Methoden, wenn es darum geht, mit neuen Produkten als Erste auf den Markt zu kommen …«
Mit einem Mal sah Klara seine Gedankengänge vor sich. »Und du fragst dich jetzt, ob der Wachhund vielleicht etwas mit eurem verschwundenen Dr. Alterungs-Gen zu tun haben könnte!« Sie blies leise die Luft durch die Nase aus. »Ein genialer Forscher würde zu Hautcremes genauso gut passen wie zu diversen medizinischen Produkten.«
»Du sagst es! Dieser Gedanke ist mir tatsächlich gekommen. Und weil ich davon ausgehe, dass Richi zu einem ähnlichen Schluss gekommen ist, wie wir beide eben, sehe ich nur eine Möglichkeit, um hinter das Geheimnis zu kommen, was am Samstag mit Richi passiert ist. Ich muss mit diesem Dr. Neumeier Kontakt aufnehmen und herausfinden, woran er genau arbeitet.«
»Puh! Das klingt alles sehr verschwörungstheoretisch. Findest du nicht?« Klara zupfte an ihren Stirnfransen. Jonas hatte gar nichts mit diesen ominösen Firmen zu tun. Und er war auch völlig unerwartet ausgeflippt. Sie war nicht wirklich von Alens Ansatz überzeugt. Andererseits hatte sie keine bessere Idee und es war wenigstens eine Möglichkeit, etwas zu unternehmen. »Was willst du also tun?«
Ein langer Atemzug tönte geräuschvoll aus ihrem Handy. »Zuletzt war Dr. Neumeier an einer Geburtenklinik in Wien tätig. Ich denke, da werde ich zu suchen beginnen.«
Eine erneute Pause trat ein, in der Klara dämmerte, was zumindest ein nicht unwesentlicher Mitgrund für seine Kontaktaufnahme war. »Und dafür brauchst du einen Schlafplatz in Wien, stimmt’s?« Sie lachte leise. »Richi hatte recht. Du bist wirklich ein Querdenker.«
Einen Moment brauchte er, bis er in ihr Lachen einstimmte. »Und mit dir hatte er auch recht: Dir kann man nichts vormachen.«
Hatte er mit der Zunge geschnalzt? Während Klara noch darüber nachdachte, ob sie deswegen beleidigt sein oder es als Kompliment deuten sollte, nahm er ihr die Entscheidung ab. »Es ist mir eine große Ehre, dich kennengelernt zu haben. Ich wünschte nur, der Anlass wäre erfreulicher.«
Weil Klara mit Komplimenten noch weniger umgehen konnte als mit Provokationen, lenkte sie das Thema schleunigst auf ein ungefährliches Terrain. »Ich werde schauen, was ich für dich tun kann«, stieß sie rasch hervor. Und sie ertappte sich dabei, dass sie darüber nachdachte, wie sie ihre Mutter dazu überreden konnte, Richis Studienkollegen für ein paar Tage bei ihnen einzuquartieren.
_ 8 _
»Es hat schon wieder zwei Vorfälle gegeben. Ich brauche mehr Zeit für eine neue Testreihe … Nein, auf keinen Fall! … Ja, schon, aber … Das kann ich so nicht sagen. Deswegen möchte ich ja noch … Jetzt hören Sie mir einmal zu! Ich kann die Verantwortung nicht übernehmen! Sie sehen doch selbst … Herrje! Wer von uns ist der Experte? Sie können nicht verlangen, dass … Was soll das heißen? Natürlich bezahlen die Leute mir eine Menge Geld, das weiß ich, aber das kann doch nicht heißen, dass ich meiner Sorgfaltspflicht nicht nachkommen … Ach, lecken Sie mich doch!«
So zornig habe ich ihn noch nie erlebt. Das Handy schlittert über die glänzende Arbeitsfläche und prallt gegen die Zentrifuge. Plastik splittert und der Akku knallt auf den Boden.
»Sch … sch … keine Angst … Ist nichts passiert …« Unter dem flauschigen Fell hämmert das kleine Herz wie wild gegen meine Handfläche. Beruhigend drücke ich seinen vibrierenden Körper gegen meine Wange. Das hilft nicht nur ihm.
Papa rennt vor mir auf und ab. Ich würde gerne meine Hand auf seine Schulter legen. Ich weiß genauso gut wie er, was von unserem Erfolg abhängt. Und dass auch Freundschaft seine Grenzen hat. Ist diese überschritten?
Wenn ich mir sein Gesicht ansehe, schaut es so aus. Er wird sich nicht von einer Hand auf der Schulter beruhigen lassen. Schon gar nicht von meiner. Ich sollte sagen, dass er recht hat, sich nicht zu einem Schnellschuss zwingen zu lassen. Aber hat er denn recht? Sind drei Ausfälle Grund genug, zwanzig Jahre Forschung infrage zu stellen?
Aber das kann ich nicht sagen. Schon gar nicht in ein
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