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Infinity (German Edition)

Infinity (German Edition)

Titel: Infinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Gfrerer
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wie in nächster Zukunft meine Freizeitgestaltung aussehen wird?« Sie bleckte die Zähne und rollte mit den Augen.
    Beinahe hätte Klara laut gelacht, weil Lucie in diesem Moment wie Benny Bunny, das verrückte Kaninchen aus Alice im Wunderland aussah. Doch ein lautes Keuchen direkt neben ihrem Ohr erstickte die amüsante Vorstellung im Keim.
    »Lucie, ehrlich! Wie kannst du es deiner Mutter verdenken, dass sie sich Sorgen um dich macht? Ich kann mir kaum vorstellen, dass sie hysterischer ist als ich – nach all dem, was ich eben erfahren habe! Und überhaupt … von was für einer Liste redest du da?«
    »Mama, bitte, jetzt reg dich nicht so auf. Du kennst doch Lucie inzwischen seit der ersten Klasse in der Grundschule. Die übertreibt wieder mal maßlos. Das war alles wirklich nicht so, wie sie es jetzt darstellt.«
    Mamas Gesichtsausdruck nach zu schließen, war sie alles andere als beruhigt. Hilfe suchend drehte Klara sich um. »Frag Alen!« Doch seine graue Gesichtsfarbe machte selbst auf Klara keinen überzeugenden Eindruck. Und dass er schweigend auf seine Hände starrte, half noch weniger.
    Nach einer Weile hob Alen den Kopf und fixierte Lucie mit zusammengezogenen Brauen. »Ich weiß nicht, was dich an der Liste so in Panik versetzt.«
    Klara atmete auf und warf ihrer Mutter einen triumphierenden Blick zu, der so viel bedeutete wie: Na siehst du, Mama! Alen sagt’s auch!
    Als Alen weitersprach, verwandelte sich ihre Erleichterung augenblicklich in massives Unbehagen.
    »Wenn jemand Grund zur Sorge hat, dann doch wohl ich! Oder hast du unter den Opfern der Schlägereien ein einziges Mädchen entdeckt? Ich nicht. Richi ist tot. Jonas liegt im Koma. Und was weiß ich wie viele weitere Jungs, die auch auf der Liste stehen, wegen schwerer Tätlichkeiten in Untersuchungshaft sitzen. So wie es aussieht, sind es die männlichen Teilnehmer, die die Arschkarte gezogen haben. Also komm auf den Teppich und krieg dich wieder ein!« Er keuchte, als hätte er für seine Anklage sämtliche Kraft verbraucht, die noch in ihm war.
    »Kann mir endlich jemand von euch verraten, von welcher erschreckenden Liste ihr dauernd redet?« Klaras Mutter stemmte die Fäuste in die Seiten und baute sich vor ihnen auf. Aber auch diesmal blieb sie ohne Antwort.
    Lucie stierte vor sich hin und Alen fixierte jetzt Klara. »Weißt du, Klara? Ich persönlich finde das alles eigentlich schon ziemlich erschreckend. Aber wenn man es von deiner Warte aus betrachtet, braucht sich deine Mutter tatsächlich keine Sorgen machen. So wie es aussieht, bist du als Mädchen aus dem Schneider. Und das scheint dir ja das Wichtigste zu sein.«
    Klara starrte von Alen zu Lucie und wieder zu Alen zurück. Ein Beben ging durch ihren Körper. »Warum betonst du das so …?« Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht …« Alens Vorwurf bohrte sich wie ein giftiger Stachel in ihr Bewusstsein.
    Hat er recht? Geht es mir wirklich nur um mich? Mamas Karte auf der Pinnwand fiel ihr ein. Zeig mir deine Gefühle! Sie presste die Lippen aufeinander. Wenn er wüsste … Aber gerade Alen kann ich doch unmöglich meine Gefühle zeigen!
    Mit einem Ruck drehte sie sich um. »Mama, ich will nach Hause.« Sie hasste das Zittern in ihrer Stimme. Ihre Beine hatten die Konsistenz von Pudding. Sie war schon beinahe an der Tür, als sie plötzlich stehen blieb und sich zu Alen umdrehte. Sie suchte seinen Blick. Dann ließ sie den Arm ihrer Mutter los, an dem sie sich festgehalten hatte.
    »Ich habe es mir anders überlegt. Ich möchte zu Jonas.«

_ 21 _

    »Das kannst du nicht von mir verlangen! Nach allem, was passiert ist, lass ich dich heute bestimmt nicht mehr aus den Augen!«
    Klara seufzte. »Dann komm eben mit.« Sie wusste, dass Widerstand zwecklos war und zuckte mit den Schultern. »Aber erwarte keine Konversation. Und löchere mich nicht mit dieser Liste, klar?«
    Sie fragten sich zur Intensivstation durch.
    »Patient Jonas Luger? Moment.« Die Schwester klapperte mit der Tastatur. »Block 13K, Zimmer 1327 – folgen Sie der roten Leitlinie. Dort sind die Aufzüge.« Sie deutete mit der Hand den Gang entlang. Der rote Streifen auf dem Boden war nicht zu übersehen. »Sie dürfen allerdings nur zu ihm, wenn Sie verwandt sind.«
    Klara ignorierte den Nachsatz und stapfte in die angegebene Richtung davon. Jonas im Koma – Klara konnte sich das einfach nicht vorstellen. Der Jonas, an den sie dachte, fand immer die richtigen Worte. Sein Verstand arbeitete schneller, als

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