Infinity (German Edition)
dass ihm nichts passiert. Und bringen Sie ihn wieder zurück.«
Ich weiß, dass sie mich beobachten. Aber noch brauchen sie mich. Einer muss schließlich die Arbeit zu Ende bringen. Zu viel Geld steht auf dem Spiel. Wie viel ist das Leben wert?
Hmm, mein kleiner Liebling, was meinst du? Du wüsstest die Antwort, wenn du sprechen könntest. Du bist der Einzige, dem ich noch trauen kann. Du verlangst nichts von mir. Setzt mir kein Messer an die Brust. Nimmst mir nicht weg, was ich liebe. Du hörst einfach nur zu. Ist es das alles wert? Für wen kämpfe ich? Für Papa? Für mich? Oder für sie, die mich noch nie wahrgenommen hat …? Verrate es mir, mein Kleiner – wird sie mich jemals sehen?
_ 20 _
»Mein Mädel! Geht’s dir gut? Was ist passiert? Bist du o.k.?«
Klara blinzelte. Wie ein Tornado war ihre Mutter in die Ambulanz des AKH hereingestürmt. Bevor sie etwas sagen konnte, hatte sie sie schon fest in die Arme geschlossen und wiegte sie wie ein Baby hin und her. »In was bist du nur wieder hineingeraten?« Ihre Stimme klang um einiges höher als normal.
»Mir geht’s gut, Mama. Mach dir bitte keine Sorgen. Bei mir ist alles in Ordnung.« Klara gab sich für einen Moment dem befreienden Gefühl hin, in Sicherheit zu sein. Erst als eine Krankenschwester an der Liege vorbeikam, auf die man Klara gebettet hatte, löste sie sich aus der Umarmung. »Wissen Sie, was mit den beiden anderen ist, die mit mir hergebracht worden sind?«, fragte sie und schaute sich suchend in der Notaufnahme um. Beim Gedanken an den reglosen Alen auf der Tragbahre krampfte sich ihr Magen zusammen.
»Ihre Freunde?« Die Schwester legte Klara eine Hand auf den Arm und deutete auf eine weiße Tür. »Sie sind noch im Untersuchungszimmer nebenan. Da müssen noch ein paar Tests gemacht werden.« Weil Klara die Augen aufriss, tätschelte sie beruhigend ihre Hand. »Keine Angst. Sie sind wach. Soviel ich weiß, geht es ihnen inzwischen schon wieder relativ gut. Die Bluttests werden zeigen, was sie so außer Gefecht gesetzt hat.« Sie warf einen Blick auf den Computerausdruck, der auf einem Klemmbrett neben der Untersuchungsliege angebracht war. Dabei lächelte sie noch einmal in Klaras Richtung und nickte ihrer Mutter zu. »Der Herr Doktor wird gleich zu Ihnen kommen.« Damit verschwand sie in dem Raum, in dem Alen und Lucie offenbar auf die Testergebnisse warteten.
Als Klara kurze Zeit später nach Hause entlassen wurde, stieß sie beinahe mit dem Rollstuhl zusammen, auf dem Alen gerade über den Gang gefahren wurde.
»Alen, wie geht’s dir?« Sie stürzte auf ihn zu, blieb dann aber einen Schritt vor ihm stehen. »Wieso fahren sie dich in dem Ding da? Du bist doch nicht …?« Etwas drückte ihr die Kehle zu.
Alen grinste schief. »Keine Angst. Reine Routine. Meine Beine sind ganz o.k. … im Gegensatz zu meinem Kopf.« Er presste eine Hand gegen seine Stirn. »Ich glaub, mir platzt der Schädel.« Für einen Moment schloss er die Augen. »Hast du eigentlich mitgekriegt, was da in dem Labor abgegangen ist? Ich wollte kurz an die Luft – meine Gedanken auf die Reihe kriegen –, als plötzlich alle Lichter ausgegangen sind und irgend so ein Typ mir eine Nadel in den Arm gejagt hat. Ab da weiß ich nichts mehr.«
»Ein Mann hat … was? Ich dachte, ihr wart in der Uni, weil Alen sich das Labor ansehen wollte. Klara! Was war da los?«
Erst jetzt wurde Klara bewusst, dass ihre Mutter die ganze Zeit neben ihr gewartet hatte. Klara nagte an ihrer Unterlippe. Mamas vorwurfsvolles Sorgengesicht hatte ihr gerade noch gefehlt. Genau das hatte sie vermeiden wollen. Nur nicht zu viele Fragen in Mamas Gegenwart! Klara warf Alen einen scharfen Blick zu und deutete ein Kopfschütteln an.
Noch bevor er reagieren konnte, wurde ein weiterer Rollstuhl herausgeschoben, in dem zusammengekauert Lucie saß. Kaum hatte sie die kleine Versammlung erreicht, legte sie auch schon los.
»Klara, das war echt das letzte Mal, dass ich mich von dir zu so einer Tour hab überreden lassen. Nicht genug, dass ich mich auf einer Namensliste wiederfinde, die das versammelte Who’s who der jüngsten Prügelaffären beinhaltet, krieg ich eine Giftampulle in die Venen, dass ich nicht mehr weiß, wer ich bin, und muss mir literweise Blut für ominöse Tests abzapfen lassen. Abgesehen davon, dass ich mich in Kürze mit einer höchstwahrscheinlich total hysterischen Mutter herumschlagen darf, die mir ab sofort am liebsten Fußfesseln verpassen würde. Was glaubst du,
Weitere Kostenlose Bücher