Infinity (German Edition)
bevor sie weitersprach.
»Mit diesem entzückenden Wesen hat alles angefangen. Vor zwanzig Jahren hat Dr. Johannes Neumeier – ein genialer Forscher und Arzt – eine Möglichkeit entdeckt, das Leben zu verlängern. Methusalem ist der Beweis, dass sein Eingriff in die Genstruktur dieser Maus erfolgreich war.«
Damit war wieder Lucie an der Reihe. »Er hätte es dabei belassen können. Wissenschaftliche Anerkennung, Ruhm, ein Lehrstuhl an den besten Universitäten der Welt … all das und noch viel mehr hätte ihm offengestanden. Aber es war ihm offenbar zu wenig.« Sie konnte ihren Zorn nur schwer verbergen. »Was hat ihn dazu getrieben, nicht bei diesem Tier Halt zu machen? War es Ehrgeiz? Die Suche nach neuen Herausforderungen? Oder der Wunsch, wie Gott zu sein?«
Klara gab Rudi ein Zeichen. Auf der weißen Fläche hinter ihrem Rücken erschien das Foto von Dr. Neumeier. Blass und ohne Bewusstsein. Eine Sauerstoffmaske bedeckte Mund und Nase. Beide Arme hingen an Infusionsflaschen.
»Er und sein Sohn mussten für ihr Streben bitter bezahlen. Doch nicht ihr Wunsch nach mehr Erkenntnis forderte diesen hohen Preis, sondern der Umstand, dass sie nicht skrupellos waren. Sie haben ihrem Eid gehorcht, den sie als Ärzte geschworen hatten: alles zum Wohle für die Menschen zu tun. Ihnen zu helfen. Leben zu erhalten. Nicht, es zu zerstören. Leider haben sie sich damit aber an die Falschen gewendet.« Klara wechselte einen raschen Blick mit Lucie, die nach hinten zum Vorhang ging. »Sie sind zu Opfern geworden. Doch haben sie ihr Schicksal wenigstens zu Beginn noch selbst in der Hand gehabt. Ein Umstand, der diesem Jungen hier verwehrt geblieben war.«
Lucie zog den Vorhang auf und ein Pfleger in Rot-Kreuz-Uniform schob einen Rollstuhl ins Scheinwerferlicht. Jemand saß zusammengekauert darin.
»Du meine Güte, das ist doch Jonas!«
Gleichzeitig mit Silvies Ausruf erschien Jonas’ Porträt an der Wand. Freundlich lächelte er in die Kamera. In seinen Augen waren ein wacher Geist und Freude am Leben zu lesen. Der Vergleich mit seinem jetzigen Zustand musste auch die betroffen machen, die ihn vorher noch nie gesehen hatten.
»Niemand hat ihn gefragt, ob er ewig leben wollte.«
»Niemand hat ihn gewarnt, dass er dafür verfolgt und beinahe getötet werden würde.«
»Niemand hat ihn beschützt, als die Nebenwirkungen der Genmanipulation begonnen haben, sein Wesen zu verändern.«
Abwechselnd verlasen Klara und Lucie ihre Anklagepunkte.
Das Raunen im Saal wurde mit jedem Satz lauter.
» Warum?, fragen wir uns bestürzt.«
Klaras Blick ruhte auf Jonas. Lautstarke Zustimmung schlug ihr aus dem Publikum entgegen. Jonas’ Rollstuhl stand zwischen ihr und Lucie und beide hatten ihm eine Hand auf die Schulter gelegt. Er war wach. Aber Klara war nicht sicher, wie viel er von seiner Umgebung tatsächlich wahrnahm.
»Wie gewissenlos muss man sein, um die idealistische Suche nach mehr Wissen so skrupellos auszunützen? Welcher Konzern steckt dahinter?«
»Wer schreckt nicht zurück vor Bestechung, Erpressung und Mord?«
»Wer hat so viel Einfluss auf die Polizei, auf Krankenhäuser und Ärzte, auf Ämter und Behörden, dass er sich das alles erlauben kann, ohne zur Rechenschaft gezogen zu werden?«
Klara griff nach Lucies Hand. Den folgenden Satz sprachen sie gemeinsam.
»SanaLife! Wir kennen deinen Namen! Wir haben keine Angst!«
Auf der Leinwand prangte in fetten Lettern eine Internetadresse. Klara wies mit einer Hand über ihre Schulter nach hinten. Sie musste ihre Stimme erheben, um die aufgebrachten Zwischenrufe zu übertönen. »Wir haben einen Account auf Facebook eingerichtet. Dort können Sie alles nachlesen, was wir an Informationen und Beweisen zusammengetragen haben. Wir lassen uns nicht länger missbrauchen! Noch sind nur ein paar Menschen von den Machenschaften dieses Konzerns betroffen. Aber SanaLife greift nach euch allen!«
»Wer möchte nicht ewig leben?« Lucies Blick ging über die Gesichter vor ihnen. Die meisten nickten zustimmend und senkten gleich darauf ihre Köpfe. »Klar! Das wollen wir auch! Aber nicht um jeden Preis.« Sie drehte sich zu Jonas.
Tiefe Betroffenheit breitete sich aus. Redeten gerade noch alle aufgeregt durcheinander, waren jetzt Füßescharren und das Rücken von Stühlen die einzigen Geräusche im Saal.
»Helfen Sie uns. Klicken Sie unsere Plattform SanaLife – Nein danke! an und werden Sie Fan. Kaufen Sie keine Produkte von SanaLife. Nur wenn wir zusammenhalten,
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