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Infiziert

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Titel: Infiziert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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dass eine Knieverletzung Dawseys Karriere beendet hatte. Dew erinnerte sich daran, wie er auch das im Fernsehen gesehen hatte. Dew hatte gesehen, wie Männer von Landminen in Stücke gerissen wurden. Er hatte gesehen, wie riesige Splitter sie durchbohrten, die von Bäumen stammten, die unter Artilleriebeschuss lagen. Er hatte geköpfte und zuckende, verwesende und aufgeblähte Männer gesehen. Und doch hatte Dews Magen fast rebelliert, als er in der Zeitlupenwiederholung erkennen konnte, wie sich das Knie dieses jungen Mannes um neunzig Grad in die falsche Richtung beugte.
    Intensiv starrte er das Bild an und prägte sich jedes Detail von Dawseys Gesicht ein. Er war ein großer Kerl, natürlich, groß und kräftig und gemein und gefährlich, keine Frage. Aber genau aus diesem Grund waren Feuerwaffen erfunden worden. Scheiß auf Murray und seine Anweisungen. In einem Team der ersten Liga zu spielen macht dich noch nicht zu Superman. Eine Kugel im Kopf würde »Scary« Perry Dawsey genauso erledigen wie jeden anderen auch.
    Jemand musste für Malcolms Tod bezahlen. Dawsey war als Ziel so geeignet wie jeder andere.

67
Der Couchtanz
    Perry saß auf der hellgelben Couch, die brandneu aussah, und sank zurück in die Schatten der Wohnung, die ihm überaus willkommen waren. Es kam ihm sehr seltsam vor, in einem anderen Windywood-Apartment zu sein. Weil der Grundriss zwar identisch war, die Möbel und Dekorationsgegenstände aber vollkommen anders, kam es ihm so vor, als sei seine Wohnung von einem Fremden übernommen und neu eingerichtet worden. Hier gab es Aquarelle, die Strandszenen darstellten, dazu passende Vorhänge, Puppen mit Spitzenkleidchen und so viel Kunst im Countrystil, dass man damit ein Kamel knebeln konnte.
    Er aß ein Sandwich mit Huhn, während er vorsichtig durch die Lamellen der Jalousien spähte. Er hatte wirklich Glück mit Fatty Pattys Apartment; von ihrem Fenster aus konnte er das hektische Treiben vor seinem Gebäude erkennen. Sieben Einsatzfahrzeuge – fünf von den Cops vor Ort und zwei von der Staatspolizei – schufen inmitten der pechschwarzen Nacht eine visuelle Kakophonie aus roten und blauen Lichtern.
    Während er die Szene beobachtete, konnte er erkennen, warum er gerade noch hatte entkommen können. Fatty Patty hatte aus dem Fenster gesehen, und weil die Wohnung im dritten Stock lag, hatte sie das erste Polizeifahrzeug bereits entdeckt, als es noch weit entfernt gewesen war. Ihre Dreiecke hatten Perry gewarnt und verhindert, dass er zu Schaden kam. Es konnte gar nicht anders sein. Die Dreiecke schützten sich gegenseitig. Es war unbedingt notwendig,
dass Perry am Leben blieb. Schließlich war er ein Brutkasten auf zwei Beinen, und wenn er starb, starben die drei Stooges wahrscheinlich mit ihm.
    Die Lichter der Einsatzfahrzeuge schufen im fallenden Schnee einen Effekt wie eine Discokugel. Es war weit nach Mitternacht, und am Himmel war kein einziger Stern zu sehen. Wenn er weiterziehen würde, musste das irgendwann später in dieser Nacht geschehen, wenn die sternenlose Dunkelheit alles einhüllte und der weiche Schnee mit unstillbarem Hunger selbst noch das kleinste Geräusch verschluckte.
    Aber er würde nirgendwo hingehen, bevor er nicht gesehen hatte, wie Fatty Patty aufplatzte. Er musste wissen, wie es vor sich ging. Sie saß auf einem gelben Sessel, der zu der gelben Couch passte, und knabberte an ihrem eigenen Sandwich. Sie weinte leise, und jedes Mal wenn sie schluchzte, lief ein Zittern durch das Fett. Sie hielt eine dreifach gefaltete Papierserviette an die frische Schnittwunde auf ihrer Stirn. Perry hatte ihr gesagt, dass sie nicht laut weinen durfte. Sie hatte nicht auf ihn gehört. Er hatte sie geschnitten. Der Lärm hatte aufgehört. Wie Daddy immer gesagt hatte: Manchmal musste man den Frauen einfach zeigen, wer das Sagen hatte.
    Er sah, dass sie eine Straßenkarte von Michigan mit Klebeband an der Innenseite der Wohnungstür befestigt hatte. Sie hatte mit rotem Stift eine Linie eingezeichnet, die aus Ann Arbor heraus und entlang der U. S. 23 in Richtung Norden führte. Die Linie bog an der 83 in Richtung Westen und folgte dann einer Reihe kleinerer Landstraßen bis nach Wahjamega. Um die Stadt herum hatte sie mehrere rote Kreise gezogen und die Worte Das ist der Ort geschrieben.

    In der Nähe von Wahjamega hatte sie mithilfe eines Lineals mit roter Tinte ein Symbol gezeichnet:

    Perry betrachtete das Muster, das er sich in den rechten Arm geschnitten hatte. Die blutigen

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