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Infiziert

Infiziert

Titel: Infiziert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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Wege, müsste sie fürchten, dass irgendein Vorgesetzter ihr den Fall wegnehmen und alle Lorbeeren dafür einstreichen würde, während Margaret beiseitegeschoben und in der Anonymität verschwinden würde.
    Er hatte sich mit ihr getroffen, und ein einziger Blick in die Akten – und auf jene Fotos von Charlotte Wilson und Gary Leeland – hatte ausgereicht, um ihn davon zu überzeugen, dass sie recht hatte. Sie sahen sich einer neuen Bedrohung gegenüber.
    Das Beste war jedoch, dass Margaret relativ unbekannt war. Sie war keine weltberühmte Autorität für bestimmte
Krankheiten oder Nobelpreisträgerin oder überhaupt irgendjemand, der bedeutend gewesen wäre. Sie war eine sehr kompetente Epidemiologin aus dem Büro des CDC in Cincinnati; sie stand nicht einmal so hoch in der Hierarchie, dass sie in deren Hauptstelle in Atlanta gearbeitet hätte. Murray wusste, dass er ihre gesamte Arbeitszeit für sich beanspruchen konnte – dass es ihm möglich war, sie sozusagen für sich abzukommandieren –, ohne dass mehr als eine Handvoll Menschen auffallen würde, dass sie nicht mehr da war.
    Er hatte Leute darauf angesetzt, nach Erwähnungen der Dreiecke zu suchen sowie nach allem, was möglicherweise auf weitere Fälle hindeuten konnte. Bei dieser Suche waren sie auf Blaine Tanarive gestoßen, der eine Woche zuvor die Fernsehstation WNWO in Toledo angerufen und von einer »Dreieck-Verschwörung« gefaselt hatte. In den Unterlagen von WNWO wurde Mr Tanarive als »paranoid« und »irrational« beschrieben.
    Zwei Tage später entdeckten Nachbarn die Leichen von Tanarive und seiner Familie in deren Haus. Tanarives Leiche, so wurde berichtet, befand sich »in einem weit fortgeschrittenen Stadium der Verwesung«. Seine Frau und seine beiden Töchter waren zwar ebenfalls tot, doch bei ihnen war die Verwesung noch nicht so weit fortgeschritten. Bei der forensischen Untersuchung zeigte sich, dass der Frau und den beiden Mädchen jeweils mindestens zwanzig Mal mit einer Schere in die Brust gestochen worden war. WNWO brachte daraufhin eine zusätzliche Sendung, die sich mit Mr Tanarives Anruf und seiner Botschaft über die »Dreieck-Verschwörung« beschäftigte.
    Mord und Selbstmord. Nichts in Tanarives Unterlagen
hatte bisher auf gewalttätiges Verhalten hingedeutet. Weder er noch ein Mitglied seiner Familie hatte unter psychischen Problemen gelitten. Und doch wiesen sämtliche Indizien auf ihn als Täter hin. Die ermittelnden Beamten hakten den Fall schließlich als plötzlichen, tragischen und unerklärlichen Ausbruch einer Geisteskrankheit ab. Der Fall galt als abgeschlossen, bis Murray sich auf seiner Suche nach Informationen im Zusammenhang mit den Dreiecken wieder mit ihm beschäftigt hatte.
    Murray brauchte nicht mehr zu sehen als Margarets Unterlagen und Tanarives Akte. Er hatte die Informationen an den Direktor der CIA weitergegeben und dann eine Krisensitzung mit dem Präsidenten angesetzt. Kein Treffen mit den Stabschefs, kein Gespräch mit dem Verteidigungsminister, sondern eine kleine, ruhige Unterhaltung mit dem Boss der Bosse persönlich. Sicherheitshalber hatte Murray Montoya mitgebracht.
    Ihr Bericht erwies sich als recht überzeugend. Besonders die Fotos fanden die Aufmerksamkeit des Präsidenten: Bilder von Gary Leelands dreieckigen blauen Wucherungen; Bilder ähnlicher, verwesender Wucherungen auf Charlotte Wilsons Leiche; Bilder von Blaine Tanarives von Wucherungen übersäten, Flüssigkeit absondernden, bis zum Skelett abgemagerten Körper, der von einem unheimlichen grünen Flaum bedeckt war.
    Der Präsident gab Murray eine carte blanche. Er würde alles bekommen, was er wollte.
    Murray hatte die Macht, jeden Mitarbeiter zu verpflichten, den er benötigte, doch er wollte kein großes Team. Noch nicht. Er musste die Dinge unter Verschluss halten, musste sie kontrollieren können. Sollte etwas davon nach
außen dringen, würde es eine beispiellose Panik geben. Höchstwahrscheinlich würde das Land zum Stillstand kommen. Aus Angst, sich anzustecken, würden die Leute nicht mehr aus dem Haus gehen, und diejenigen, die ihr Haus doch noch verließen, würden wegen solcher Banalitäten wie Windelausschlag und Flohbissen die Kliniken stürmen. Murray wusste natürlich, dass früher oder später doch irgendetwas nach außen sickern würde. Also musste er so viele Informationen wie möglich sammeln, bevor die Panik zuschlug, denn wenn es erst einmal so weit wäre, würde alles sehr kompliziert werden.
    Fünf Fälle

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