Infiziert
ist, aber vielleicht solltest du deine negativen Gefühle gegenüber der medizinischen Zunft mal beiseiteschieben und zu einem Arzt gehen.«
»Ärzte sind Betrüger. Wenn’s um die geht, gilt immer noch: Viel Lärm um nichts.«
»Ja, und ich wette, du hast letzte Nacht Elvis gesehen, und in der Wohnwagensiedlung drunten an der Straße gibt es ein paar erstklassige außerirdische Nutten. Um Himmels willen, du hast einen Collegeabschluss, und trotzdem hältst du Ärzte für Medizinmänner, die dich mit Rasiermessern zur Ader lassen und dir mit Blutegeln die bösen Geister aus dem Körper saugen.«
»Ich mag keine Ärzte«, sagte Perry. »Ich mag sie nicht, und ich vertraue ihnen nicht.«
Auf dem Bildschirm stürmte der Quarterback der Packers nach vorn und schien seine Gegner wegstoßen zu wollen. Der innere Linebacker machte einen Schritt nach vorn, und im selben Augenblick sah Perry die Öffnung, die in der Mitte entstand. Der Quarterback sah sie auch, hielt abrupt inne, stellte sich in Position und schleuderte den Ball ein paar Meter hinter den Linebacker in die Endzone. Der Fänger beförderte den Ball im Flug ins Ziel und verschaffte den Packers vierzehn Sekunden vor Schluss eine 22:20-Führung.
»Scheiße«, sagte Perry. »Ich hasse diese verdammten Quarterbacks.« Eifersucht nagte an ihm. Er spürte sie immer, wenn er sah, wie jemand ein Spiel vermasselte, das er selbst problemlos nach Hause gebracht hätte. Es war schwer, sich Woche für Woche die NFL-Schlachten anzusehen und dabei genau zu wissen, dass er selbst dorthin gehörte und dass er nicht nur verdammt ehrgeizig, sondern geradezu dominierend mitgekämpft hätte. Stumm verfluchte er die Verletzung, die seiner Karriere ein Ende bereitet hatte.
»Zuerst die Lions, jetzt die Niners, und du hast immer noch nicht dein Problem mit Pullman gelöst«, sagte Bill. »Sieht so aus, als sei das einfach nicht deine Woche.«
»Ja«, sagte Perry und kratzte sich den Unterarm. Seine Stimme klang resigniert. »Das kannst du laut sagen.«
12
Hinweise
Margaret drückte den Rücken durch und holte tief Luft, um sich zu beruhigen, während der Racal-Anzug sie die ganze Zeit über fest umschloss. Ihre Hände zitterten zwar nur leicht, doch das war schon heftig genug, sodass sie das Laparoskop nicht mehr völlig ruhig halten konnte.
Das Laparoskop war ein chirurgisches Instrument, das für Arbeiten im Bauchraum benutzt wurde. Es bestand aus einer hochauflösenden Glasfaserkamera und einer speziellen Vorrichtung für Sonden, Biopsienadeln, Exzisionszangen und andere Geräte. Die mit eigenem Licht ausgestattete Kamera war kaum größer als ein Stück Faden. Sie war an einen großen Monitor auf einem Videoturm angeschlossen. Chirurgen benutzten das Gerät, um komplizierte Operationen auszuführen, ohne den Körper des Patienten auf die traditionelle Art öffnen zu müssen.
Kaum jemand verwendete eine solche Ausrüstung bei einer Autopsie, doch Margaret wollte die Umgebung der Wucherung untersuchen und sie dabei so wenig wie möglich schädigen. Ihre Strategie schien aufzugehen.
Wie bei der Untersuchung von Charlotte Wilsons Leiche hatten sich die Wucherungen bereits in einen flüssigen schwarzen Brei verwandelt, sodass es nichts mehr gab, was sie an ihnen selbst hätte herausfinden können. Auch das umgebende Gewebe zersetzte sich mit erschreckender Geschwindigkeit, doch diesmal war sie darauf vorbereitet. Mithilfe des Laparoskops hatte sie die Wucherung und ihre Umgebung untersucht. Tief im Inneren, fast direkt auf
dem Knochen und inmitten von verwesendem schwarzem Fleisch, hatte sie etwas gefunden, das ganz eindeutig nicht zum Körper des Opfers gehörte.
Sie ließ einen Knöchel nach dem anderen knacken. Der Racal-Anzug dämpfte das Geräusch ihrer Knochen. Sie holte tief Luft und umfasste den Führungsgriff der Kamera mit ihrer linken Hand. Auf dem Monitor erschien das schwarze, verrottete Innere der Wucherung. Sie wusste, dass die Verwesung bald auf andere Teile des Körpers übergreifen und ihn innerhalb weniger Stunden in einen nutzlosen Haufen völlig zerfallenen Gewebes verwandeln würde. Jede Sekunde zählte.
Ihre Hände wurden ruhiger, und das war auch nötig angesichts der Feinarbeit, um die es hier ging. Die Substanz, die sie gefunden hatte – das Material war kaum zweieinhalb Zentimeter breit –, sah aus, als sei es Teil der Wucherung. Es war schwarz wie das verweste Gewebe, das es umgab, doch es reflektierte das Licht, als handelte es sich um
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