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Infiziert

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Titel: Infiziert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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Bildschirm und versuchte ein Problem zu lösen, das mehr als tausend Meilen entfernt im Bundesstaat Washington aufgetreten war. Computerpannen über das Telefon zu lösen war keine leichte Aufgabe, besonders bei Schwierigkeiten mit einem Netzwerk. Ein Kabel in der Decke, ein schlechter Anschluss oder eine einzige beschädigte Komponente in einer der 112 Arbeitsstationen konnte dafür verantwortlich sein. Bei seiner Arbeit im Service war er schon oft mit Problemen konfrontiert worden, die Agatha Christie, Columbo und Sherlock Holmes in den Wahnsinn getrieben hätten. Dies war so ein Problem.
    Die Lösung war nur einen Hauch von dem entfernt, woran er dachte, aber er konnte sich einfach nicht konzentrieren. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück, wodurch das Jucken in seinem Rückgrat mit einer Intensität aufflammte, die ihn schier wahnsinnig machte. Es war, als hätten sich tausend Moskitostiche zu einem einzigen vereint.
    Perrys Gedankengang löste sich vollständig auf, als er sich noch tiefer in den Stuhl drückte und der raue Stoffbezug
durch sein Sweatshirt scheuerte. Er schnitt eine Grimasse, als die Striemen an seinem Bein so plötzlich und so heftig zu jucken anfingen, als hätte ihn eine Wespe gestochen. Er griff die Schwellungen am Bein an, indem er seine Fingernägel durch den schweren Jeansstoff bohrte. Es war, als kämpfe er gegen eine Hydra an. Jedes Mal, wenn er einen zubeißenden Kopf abgeschlagen hatte, traten zwei neue an dessen Stelle.
    Aus dem benachbarten Arbeitsbereich hörte er Bills armselige Imitation eines Shakespeare-Darstellers.
    »Krätze oder Nichtkrätze«, sagte Bill, dessen Stimme durch die Trennwand nur wenig gedämpft wurde. »Das ist hier die Infektion.«
    Perry biss die Zähne zusammen und schluckte eine wütende Antwort hinunter. Die Schwellungen machten ihn verrückt, sodass er bei jeder Kleinigkeit wütend wurde. Doch obwohl Bill sein Freund war, wusste dieser Kerl manchmal einfach nicht, wann es Zeit war aufzuhören.

14
Schmutzige Fingernägel
    Margaret starrte durch das Okular des Mikroskops und versuchte, sich auf die vergrößerte Darstellung zu konzentrieren. Schlafmangel hatte ihre Augen gerötet. Sie konnte sie wegen des Kunststoffhelmes und des unhandlichen Schutzanzuges nicht reiben, und so blinzelte sie zweimal, um wieder klar zu sehen. Wie lange hatte sie schon an Brewbakers Leiche gearbeitet? Mehr als vierundzwanzig Stunden, und
noch immer war kein Ende in Sicht. Erneut beugte sie sich vor und sah durch das Mikroskop.
    »Hmm, was haben wir hier?« Die Bedeutung der Gewebeprobe schien ziemlich offensichtlich, doch ihre Erschöpfung und der grässliche Zustand der Haut des Opfers machten sie unsicher. »Amos, komm her und schau dir das mal an.«
    Er legte seine chemischen Proben beiseite und trat an das Mikroskop. Wie Margaret hatte er seit mehr als einem Tag kein Auge mehr zugetan. Doch trotz seines Schlafmangels und des sperrigen Racal-Anzuges bewegte er sich mit einer so grazilen Anmut, dass es aussah, als ginge er nicht zu Fuß, sondern schwebe dahin. Er beugte sich über das Okular, ohne irgendetwas zu berühren.
    Einen Augenblick später fragte er: »Wonach soll ich suchen? «
    »Ich hatte gehofft, du würdest es sofort sehen.«
    »Ich sehe eine ganze Menge, Margaret«, sagte Amos. »Vielleicht könntest du dich etwas genauer ausdrücken. Wo kommt dieses Hautstück her?«
    »Aus der unmittelbaren Umgebung der Wucherung. Siehst du irgendetwas, das auf ein einigermaßen ausgeprägtes Trauma der Haut hinweist?« Amos wollte schon antworten, doch Margaret unterbrach ihn. »Und spiel bitte nicht den Klugscheißer. Ich weiß verdammt gut, dass der ganze Körper in Fetzen hängt.«
    Amos beugte sich wieder über das Okular. Ein paar Sekunden lang starrte er hindurch, und Schweigen erfüllte die sterile Leichenhalle. »Ja, ich sehe es. Ich sehe etwas Schorf und eine Verletzung, die bis unter die Subkutanschicht reicht. Es sieht aus wie eine lange Rille. Ungefähr wie die Verletzung durch eine Kralle.«

    Margaret nickte. »Ich glaube, ich sehe mir noch einmal die Hautproben an, die wir unter den Fingernägeln des Opfers gesichert haben.«
    Amos streckte sich und sah sie an. »Du glaubst nicht, dass er das selbst getan hat, stimmt’s? Dieser Riss geht bis hinunter zum Muskel, und es sieht so aus, als sei die Verletzung in mehreren Schritten entstanden. Kannst du dir vorstellen, wie schmerzhaft so etwas ist?«
    »Ich kann’s jedenfalls versuchen.« Margaret hob die

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