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Infiziert

Infiziert

Titel: Infiziert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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Er schrie, knurrte vor Wut und versetzte seinem Vater einen schweren linken Haken. Der Kiefer seines Vaters brach unter diesem Schlag, doch das fand Perry erst später heraus. Jacob Dawsey schleuderte seinen Sohn von sich. Perry sprang auf, um mit einem zweiten Angriff nachzusetzen. Doch sein Vater packte eine Schaufel und begann, so heftig wie noch nie auf ihn einzuprügeln.
    Perry kämpfte, wie er noch nie gekämpft hatte, denn er war sicher, dass er an diesem Tag sterben würde. Er landete zwei weitere Treffer auf dem Kiefer seines Vaters, doch Jacob Dawsey zuckte kaum mit der Wimper und drosch immer weiter mit dem Schaufelblatt auf ihn ein.
    Am Tag darauf waren die Schmerzen selbst für den mächtigen Jacob Dawsey zu heftig. Er ging in die Klinik, wo ihm
die Ärzte den Mund mit einem Drahtverband schlossen. Als sein Vater wieder nach Hause kam, rief er seinen Sohn zu sich an den Küchentisch. Nach den Prügeln mit der Schaufel war Perry grün und blau geschlagen und hatte ein Dutzend kleinerer Schnitte am ganzen Körper. Er konnte kaum gehen, doch er setzte sich an den Tisch, während sein Vater mit seiner Kinderschrift etwas auf ein Blatt Papier kritzelte. Jacob Dawsey war ein halber Analphabet, doch Perry konnte die Botschaft lesen.
    Kann nicht sprechen, Kiefer gebrochen, teilte ihm die Kritzelei mit. Du hast gekämpft wie ein Mann. Ich bin stolz auf dich. Es ist eine Scheißwelt, und du musst lernen, wie man überlebt. Irgendwann wirst du mich verstehen. Mir danken.
    Das Furchtbare daran – wirklich furchtbar, sodass nichts davon wiedergutzumachen war –, waren nicht die Schläge. Es war der Blick in den Augen seines Vaters. Ein Blick voller Trauer, voller Liebe und voller Stolz. Dieser Blick sagte: »Es hat mir mehr wehgetan als dir.« Und nicht wegen des gebrochenen Kiefers. Die Prügel mit der Schaufel waren für seinen Vater das, was für einen geistig gesunden Vater ein paar Klapse waren: etwas Unangenehmes, das jedoch zur elterlichen Verantwortung gehörte. Jacob Dawsey war nicht der Meinung, irgendetwas Falsches getan zu haben, im Gegenteil. Er war davon überzeugt, dass er das Richtige getan und sich verantwortungsvoll verhalten hatte. Und obwohl er es hasste, seinem einzigen Sohn Schmerz zu bereiten, würde er alles tun, was nötig war, um ein guter Vater zu sein.
    Ja, danke, Dad, dachte Perry. Vielen Dank. Du bist der Beste.

    Doch so sehr er diesen Mann auch hasste, Perry konnte nicht leugnen, dass sein Vater ihn zu dem gemacht hatte, der er war. Jacob Dawsey hatte gewollt, dass sein Sohn ein zäher Bursche wurde, und es war ihm gelungen. Perrys Zähigkeit half ihm, sich auf dem Footballfeld auszuzeichnen, was ihm ein Stipendium und einen Collegeabschluss eingebracht hatte. Und obwohl Jacob Dawsey verrückt war, hatte er seinem Sohn eine unerbittliche Arbeitsethik eingeimpft, die Perry heute für einen seiner ganz entscheidenden Wesenszüge hielt. Es gefiel ihm, hart zu arbeiten. Er war gerne derjenige, auf den sich die Leute verließen, wenn eine Arbeit wirklich erledigt werden musste.
    Ausschlag hin oder her, Perry war bei der Arbeit, um seinen Job zu erledigen. Doch bei der Arbeit zu sein und effektiv zu sein waren zwei verschiedene Dinge. Er konnte sich einfach nicht konzentrieren. Immer wieder schlug er dieselben gedanklichen Wege ein und ging im Kopf dieselben möglichen Lösungen wieder und wieder durch. Sein Denken kam ihm selbst unscharf vor, als bekäme er die vorliegende Aufgabe einfach nicht in den Griff.
    »Perry, kann ich Sie für einen Augenblick sprechen?«
    Perry drehte sich um und sah Sandy, die in seinem Kubus stand. Sie wirkte nicht glücklich.
    »Klar«, sagte er.
    »Gerade hat mich Samir von Pullman angerufen. Ihr Netzwerk funktioniert jetzt schon seit drei Tagen nicht mehr.«
    »Ich arbeite dran. Ich dachte, ich hätte es gestern hinbekommen. Es tut mir leid, dass es so lange dauert.«
    »Ich weiß, dass Sie daran arbeiten, aber ich bin nicht sicher, ob Sie dem Ganzen auch die nötige Aufmerksamkeit widmen. Laut Samir ließen Sie ihn die Router gestern rebooten.
Zwei Mal. Und obwohl das beide Male nicht funktioniert hat, haben Sie es ihn heute Morgen das dritte Mal machen lassen.«
    Perry dachte über eine Antwort nach, doch es fiel ihm keine ein.
    »Sie verlieren Geld, Perry.« Sandy klang mehr als nur ein bisschen verärgert. »Es macht mir nichts aus, wenn meine Leute ein Problem nicht lösen können, aber ich will nicht, dass Sie an irgendetwas weiter rummurksen, wenn

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