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Infiziert

Infiziert

Titel: Infiziert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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Gehirn.«
    Amos beugte sich vor, um die Zahlen auf dem Bildschirm zu lesen. »Überaus hohe Werte bei Dopamin, Noradrenalin, Serotonin … Mein Gott, das ganze System war völlig außer Kontrolle. Was hat das wohl bei ihm bewirkt? Was glaubst du?«
    »Das muss ich erst noch recherchieren. Das ist nicht mein Spezialgebiet. Aber soweit ich weiß, können exzessiv überhöhte Werte bei Neurotransmittern zu paranoiden Störungen und sogar zu einigen psychopathischen Verhaltensweisen führen. Und ich bin nicht sicher, ob es jemals einen Fall gegeben hat, bei dem so hohe Werte dokumentiert wurden. «
    »Die Wucherungen kontrollieren das Opfer mithilfe natürlicher Drogen. Wie gerne würde ich einen lebenden Patienten in die Finger bekommen, sodass wir uns das Innenleben dieser verdammten Wucherungen anschauen könnten. Das ist jetzt schon das zweite Mal, dass wir ein Opfer untersuchen, doch beide Male waren die Wucherungen völlig verrottet. Es sieht fast so aus, als ob derjenige, der für diese Dinger verantwortlich ist, ganz bewusst einen Verwesungsmechanismus eingebaut hat, damit es besonders schwierig wird, diese kleinen Scheißer zu untersuchen.«
    Margaret dachte über seine Vermutung nach, doch sie überzeugte sie nicht. Die unglaubliche Komplexität der Wucherungen hatte sie bereits misstrauisch gemacht, und langsam begann eine andere Theorie Gestalt anzunehmen.
    Amos deutete auf den Bildschirm. »Entweder produziert die Wucherung diesen Überschuss an Neurotransmittern
selbst oder sie regt deren Produktion indirekt an. Auf jeden Fall entstehen so reproduzierbare Ergebnisse. Brillant. Absolut brillant.«
    »Es gibt auch noch andere Abweichungen«, sagte Margaret. »Im Gewebe, das die Wucherung umgibt, fanden sich fünfundsiebzig Mal so viele Enkephaline wie üblich. Enkephaline sind natürliche Schmerzmittel.«
    Amos dachte einen Augenblick nach. Die Bewunderung für die parasitären Wucherungen stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Das klingt sinnvoll. Angesichts der weit fortgeschrittenen Verwesung ist das natürlich schwer zu sagen, aber es sieht so aus, als verursachten die Wucherungen eine größere Schädigung des umgebenden Gewebes. Wer immer diese Wucherungen geschaffen hat, wollte nicht, dass der Wirtsorganismus den Schaden spürt. Eine solche Stufe der Komplexität ist geradezu astronomisch.«
    »Amos, soo begeistert brauchst du über diese kleinen Scheißer nun auch nicht zu sein«, sagte Margaret kritisch. »Wir sind hier, um diese Dinger zu stoppen. Oder hast du das schon vergessen?«
    »Es ist schwer, nicht fasziniert zu sein. Komm her und sieh dir an, was ich unter dem Ultraviolett-Mikroskop habe.«
    Margaret trat an das Gerät, an dem Amos während der letzten dreißig Minuten gearbeitet hatte. Ihr Racal-Anzug quietschte mit jedem Schritt, als würde sie einen Kinderpyjama mit Füßlingen tragen.
    Sie sah in das fluoreszierende Licht des Mikroskops. Die Probe sah aus wie eine normale Nervenzelle. Amos hatte das Gewebe perfekt isoliert und präpariert: Fingerartige Dendriten, die unter ultravioletter Beleuchtung stahlblau schimmerten, suchten die Verbindung mit dickeren Axonen.
Genau diese Verbindung war es, die in jedem tierischen Organismus auf dieser Welt Kommunikation ermöglichte.
    »Das ist eine isolierte Gruppe von Nervenzellen«, sagte sie. »Wo kommen sie her?«
    »Ich habe sie in der Nähe des achten Kranialnervs gefunden. In dieser Gegend frisst sich die Verwesung immer weiter, doch ich konnte noch ein paar relativ saubere Abschnitte entdecken.«
    Margaret in ihrem unförmigen Sicherheitsanzug runzelte die Stirn. Der achte Kranial- oder Vestibulocochlearisnerv befand sich an der Stelle, an der Signale vom Ohr an das Gehirn weitergeleitet wurden.
    »Das Material ist schwer beschädigt, und es gibt Anzeichen für Verwesung, aber offensichtlich handelt es sich noch immer um Nervengewebe«, sagte Margaret.
    Amos schwieg. Margaret sah vom Mikroskop auf.
    Amos beugte sich vor. »Bist du sicher?«
    Margaret war nicht in der Stimmung für irgendwelche Spielereien, doch sie sah noch einmal hin. Sie konnte nichts Ungewöhnliches entdecken. »Amos, wenn du mir irgendetwas zu sagen hast, dann sag’s mir.«
    »Die Zellen gehören nicht zum Körper von Martin Brewbaker. «
    Margaret starrte ihn mit leerem Blick verständnislos an. »Nicht zu Brewbakers Körper? Warum siehst du dir andere Proben an? Wenn das nicht Brewbakers Nervenzellen sind, wem …« Sie schwieg, als sie begriff, was sich hier

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