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Infiziert

Infiziert

Titel: Infiziert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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sodass das Mädchen sie deutlich sehen konnte. »Missy, wir wollen deine Mutter besuchen. Ist sie zu Hause?«
    »Sie schläft. Möchten Sie hereinkommen und im Wohnzimmer Platz nehmen?«

    Sie trat beiseite und machte eine einladende Geste. Die perfekte kleine Gastgeberin.
    »Danke«, sagte Otto. Er ging hinein und drehte den Kopf rasch hin und her, als mustere er jeden Zentimeter des Hauses. Amos und Margaret folgten ihm. Es war ein kleines, einfaches Gebäude. Außer einigen grell bunten Spielsachen, die überall herumlagen, sah alles makellos aufgeräumt aus.
    Missy führte sie ins Wohnzimmer, wo Margaret und Amos sich auf ein Sofa setzten. Otto blieb lieber stehen. Vom Wohnzimmer aus konnte er die Treppe, die Eingangstür und eine weitere Tür, die in den Kochbereich der Küche führte, im Auge behalten.
    »Wie geht’s deinem Daddy?«, fragte Margaret. »Ist er zu Hause?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Er wohnt nicht mehr bei uns. Er lebt jetzt in Grand Rapids.«
    »Nun ja. Schätzchen, kannst du nach oben gehen und deine Mutter wecken? Wir müssen uns mit dir und mit ihr unterhalten. «
    Das Mädchen nickte, und die Zöpfe flatterten hin und her. Dann drehte sie sich um und rannte die Treppe hinauf.
    »Sie wirkt vollkommen gesund«, sagte Amos. »Wir werden sie uns noch genauer anschauen, aber sie scheint keine Anzeichen einer Infektion zu zeigen.«
    »Vielleicht hilft es ja bei dieser neuen Varietät, wenn man die Fäden herausschneidet«, sagte Margaret. »Schließlich gibt es schon seit Jahren Morgellons-Fälle, ohne dass es zu diesen dreieckigen Wucherungen gekommen ist. Irgendetwas muss sich verändert haben.«
    »Sie sind inzwischen einfach besser gebaut«, sagte Otto.
»Ich möchte gegenüber keinem von Ihnen respektlos erscheinen, aber Sie denken zu viel. Murray hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Manchmal ist die offensichtlichste Antwort genau das: die Antwort.«
    »Ein klarer Fall für Ockhams Rasiermesser«, sagte Amos.
    »Was ist denn das?«, fragte Otto.
    Amos lächelte. »Spielt keine Rolle. Es bedeutet jedenfalls, dass Sie wahrscheinlich recht haben.«
    Alle drei drehten die Köpfe, als ein kleiner Junge in der offenen Tür erschien, die zur Küche führte. Er konnte nicht älter als sieben oder vielleicht acht sein. Er trug einen Cowboyhut, Revolvertaschen an den Hüften, Cowboyhosen mit Fransen und eine schwarze Maske, die ihm ein wenig schräg im Gesicht hing – das vollständige Lone-Ranger-Kostüm. Otto wirkte angespannt angesichts der beiden Revolver in den Händen des Kindes, doch jede Trommel besaß eine leuchtend orangefarbene Abdeckung aus Plastik. Platzpatronen. Spielzeug.
    »Keine Bewegung, Partner«, sagte der Junge. Er wollte wie ein zäher Bursche klingen und versuchte, mit seiner hohen Stimme so dröhnend wie möglich zu sprechen, doch hörte sich einfach nur süß an.
    Otto lachte. »Oh, wir rühren uns nicht von der Stelle, Lone Ranger. Gibt es ein Problem?«
    »Nicht, wenn Sie Ihre Hände dort lassen, wo ich sie sehen kann, Mister.«
    Otto hob die Hände auf Schulterhöhe, die Handflächen nach vorne gedreht. »Ich mache dem Lone Ranger keine Schwierigkeiten. Absolut keine.«
    Der Junge nickte. Er sah absolut ernst aus. »Schön, dann
belassen wir’s dabei. So werden wir alle wiiiirklich gut miteinander auskommen.«
    Missy kam hüpfend die Treppe herab, wobei sie viel mehr Lärm machte, als das für einen kleinen, sechs Jahre alten Körper eigentlich möglich sein sollte.
    »Meine Schwester wird gut für Sie sorgen«, sagte der Junge. »Ich selbst muss mich um etwas anderes kümmern.«
    »Alles klar, Ranger«, sagte Otto.
    »Ein süßes Kind«, sagte Amos, als der Junge sich in die Küche zurückzog und die Tür hinter sich schloss. Sie hörten, wie er Lärm machte und imaginäre Räuber anschrie.
    Doch da war etwas an dem Jungen, das bei Margaret kein gutes Gefühl hinterließ. Sie waren zu hektisch vorgegangen, waren nachlässig gewesen. Sie hatten sich keine Informationen darüber besorgt, wie viele Personen zur Familie gehörten. Der Vater war verschwunden. Es gab einen Bruder. Gab es noch mehrere? Oder noch mehr Schwestern?
    »Mommy wacht einfach nicht auf«, sagte Missy. »Ich versuche es schon seit ein paar Tagen, aber sie wacht nicht auf. Und sie riecht komisch.«
    Margaret spürte, wie ihr Magen eiskalt wurde.
    Das Mädchen kam einen Schritt näher. »Sind Sie von der Re-gier-ung?«
    Amos stand langsam auf.
    Ruhig trat Otto zwischen Margaret und das Mädchen. »Ja,

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