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Ingrid

Ingrid

Titel: Ingrid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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Kolonialisten aus Indonesien geholt, die schließlich doch da weg wollten, und das Bataillon der niederländischen Freiwilligen wurde damit nach Korea gebracht.«
    Nel stieg aus und winkte niederländischen Touristen zu, die sich auf verschiedenen Etagen aus den Fenstern lehnten. Einige Herren winkten zurück. Die Maschinen liefen; wahrscheinlich würde das Schiff noch vor dem Abendessen ablegen, wenn alle Gäste von ihrem Tagesausflug zu den Kunstwerken von Gaudi zurückgekehrt waren.
    »Ich habe noch nie eine Kreuzfahrt gemacht.«
    »Das kommt noch«, versprach ich.
    Nel zupfte mich am Ärmel. »Aber erst geht’s nach Ibiza«, sagte sie.
    »Ibiza?«
    Sie wies mit einem Nicken hinüber zu einer Autofähre, die halb verborgen hinter einem niedrigen Gebäude lag. Isla de Botafoc, Umafisa Lines, Naviera de Ibiza, stand in großen Lettern auf der Bordwand. »Nix Mallorca.«
    Nel ließ die Autotür auf und setzte sich auf den Beifahrersitz. Sie drehte an den Knöpfen ihres Empfängers herum, den sie im Handschuhfach untergebracht und mit einem Draht am Zigarettenanzünder angeschlossen hatte. »Brack ist noch nicht in der Nähe.«
    »Außer, er ist geflogen.«
    »Ich glaube, wir sollten uns verkleiden, und ich gehe mich mal umschauen. Dich kennt er besser.«
    Wir waren eben an einem anderen Hafengebäude vorbeigefahren, in dem es eine Taxizentrale, einen Busbahnhof und eine cantina gab. Wir nahmen unsere Reisetaschen mit und gingen hinein. Kurz darauf hatte ich ein San Miguel vor mir stehen, und die Sonnenbrille steckte in der Brusttasche meines Stierhemdes. Fenster an der Uferseite boten Aussicht auf Touristen, die aus Bussen ausstiegen und mit Taschen und Kameras bepackt zu den Gangways der Maasdam schlenderten. Lkw-Fahrer an den Tischen um mich herum pfiffen, als Nel aus der Toilette kam, das Gesicht verborgen unter dem breiten Rand ihres Strohhuts, elegant und sexy in ihrem Sommerkleid. Der olivfarbene Stoff schwang um ihre gesunden Waden, als sie sich mit einer zierlichen Pirouette für die Ovation bedankte.
    Danach schwitzte ich eine halbe Stunde lang mein Bier im glühend heißen Auto aus, das auf einem Parkplatz ohne Schatten mit Blick auf das Einschiffungsgebäude der Umafisa stand. Das Telefon lag neben mir, und der Empfänger war eingeschaltet. Nel hatte das andere Telefon in ihrer neuen Basttasche. Sie ließ nichts von sich hören. Der Empfänger, der piepsen und blinken sollte, sobald sich Bracks Volvo in einem Radius von zehn Kilometern befand, blieb stumm. Langsam hatte ich das Gefühl, dass das Ganze ein übler Scherz war. Wenn Peter die Wanzen in seinem Haus gefunden hatte, war seine Umafisa-Geschichte eine Finte, und wir fuhren nach Ibiza, während er sich in aller Ruhe in Dänemark seiner Frau anschloss. Wenn Peter schlau genug für ein verschachteltes Komplott war, dann konnte er auch mit Leichtigkeit eine falsche Spur legen.
    Ich hörte Nels Stimme im Telefon und hielt es ans Ohr.
    »Du kannst das Auto auf dem Parkplatz stehen lassen«, meldete sie. »Ich habe ein Auto gemietet, die Papiere abgeholt und alles so geregelt, dass der Wagen gegen einen Aufschlag auf dem Kai in Ibiza für uns bereitsteht, sobald das Schiff ankommt.«
    »Das ist der Moment, in dem wir ihn am leichtesten verlieren können.«
    »Ja, aber die Gefahr ist noch größer, wenn dein Auto im Laderaum steht und wir eine Stunde warten müssen, bevor wir das Schiff verlassen können. Ich fand diese Lösung ziemlich gut. Hast du schon etwas gehört?«
    »Nein, vielleicht geht er ja zu Fuß.«
    »Na ja, dann wird er vielleicht abgeholt, aber ich sorge dafür, dass ich als Erste von Bord gehe und renne dann gleich zum Mietauto. Unsere Chancen stehen gut. Vergiss meine Tasche nicht. Ich warte hier.«
    Immer mehr Autos trafen ein. Die ersten Lkws erwachten brüllend zum Leben und kurvten um das Gebäude herum zur Rückseite der Fähre. Hinter dem Maschendraht erschienen Männer mit Walkie-Talkies auf dem Kai. Passagiere zu Fuß schlenderten umher, und ein Hippiepaar zankte sich in der Nähe der fahrbaren Treppe, die noch an das Schiff heran manövriert werden musste. Ibiza war die Insel der Hippies, der Exzentriker und des internationalen Jetset. Ich konnte die Ladekante des Schiffes nicht erkennen, hörte aber den Lärm der Lkws auf der Laderampe. Es war Viertel nach sieben. Die Maasdam ließ ein paar Signale aus ihrer Dampfpfeife ertönen.
    Um fünf vor halb acht hielt ein Taxi vor dem Haupteingang des Umafisagebäudes. Peter Brack

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