Ingrid
stieg aus, in einer leichten Sommerjacke. Der spanische Fahrer hob einen schweren Koffer und eine Reisetasche aus dem Kofferraum. Ich hatte den BMW an das andere Ende des Parkplatzes zwischen einen alten, bemalten VW-Bus und ein Wohnmobil gestellt. Peter konnte mich unmöglich sehen, doch trotzdem duckte ich mich in einem automatischen Reflex, als er in meine Richtung schaute. Er hielt eine Hand über die Augen, und mir wurde klar, dass er nur nach der Maasdam schaute, die hinter mir gerade mit viel Lärm und lautem Stampfen ihrer alten Dieselmaschinen ablegte.
Wir hatten die Telefone ständig eingeschaltet, und ich tippte auf die Sprechmuschel und rief Nels Namen, aber sie ließ nichts von sich hören. Ich schaltete den Empfänger aus und zog den Stecker aus meinem Zigarettenanzünder. Peter hatte sein Auto irgendwo stehen lassen, und damit hatte er natürlich das Richtige getan. Vielleicht war er damit nach Paris gefahren und von dort aus nach Barcelona geflogen. Sein Volvo war sowieso eine alte Schaukel. Wenn er schlau war, hatte er die Nummernschilder abgeschraubt und ihn auf einem der unendlich großen Parkplätze am Charles-de-Gaulle-Flughafen abgestellt. Der Flughafen würde sich seiner schon bei der jährlichen Auktion der Fundsachen und vergessenen Autos entledigen.
Peter nahm seinen Koffer und verschwand durch die Glastüren in der Einschiffungshalle.
Ich wartete, bis das Taxi wegfuhr, bevor ich unsere Reisetaschen herausholte und den Wagen abschloss. Ich zog mir die Touristenkappe tief über die Augen und überquerte den Parkplatz.
Leute schlenderten durch die Halle, zogen Snacks und Getränkedosen aus Automaten und saßen mit ihrem Gepäck in einer Art Flughafenlounge auf aneinander geschweißten Stühlen. Nel stand am Fenster neben einer breiten Nische, in dem sich der Schalter von Umafisa befand. Durch die Scheibe beobachtete sie den Traktor, der die blaue Passagiertreppe an die Isla de Botafoc heran schob. Brack hatte sein Gepäck an einer Seitenwand abgestellt und wartete zwischen anderen Passagieren, bis er an der Reihe war.
Nel setzte sich in Bewegung, als Peter den Schalter erreichte. Sie ging einfach mit einem entschuldigenden Gesichtsausdruck an den warteten Passagieren vorbei, bis sie schräg hinter Peter stand. Dort schaute sie ihm die ganze Zeit über die Schulter, während die Schalterdame ihm einen Fahrschein ausstellte, den Peter bar bezahlte. Als Peter seine Brieftasche einsteckte, drehte sie sich ganz ruhig um und entfernte sich von ihm.
Die Glastür zum Kai stand bereits offen, und eine Angestellte kontrollierte die Tickets. Peter marschierte sofort auf den Ausgang zu. Kurz darauf hatte er die Kontrolle passiert, und ich sah, wie er den Kai in Richtung der blauen Treppe überquerte.
»Das ist der horarios salidas«, sagte Nel mit einem erfrischend neuen Akzent, als sie sich zu mir gesellt hatte und mir ein bedrucktes Blatt Papier unter die Nase hielt. »Wir salidassen um neun Uhr. Die Rückreise habe ich vorläufig für viernes gebucht, das heißt für Freitag, elf Uhr morgens.«
»Du bist aber optimistisch.«
»Wir können das problemlos ändern, am Sabado salidast es um zwölf Uhr mittags von Ibiza aus.«
»Lass das Katalanisch ruhig stecken«, meinte ich.
Nel wedelte mit dem Überfahrtticket. »Wir müssen uns beeilen. Er geht zu seiner Kabine und bringt sein Gepäck unter, aber danach kommt er vielleicht wieder raus, stellt sich wie alle anderen an die Reling und guckt zu, wie die restlichen Passagiere an Bord gehen. Er würde uns bestimmt erkennen.«
»Nur, wenn er direkt vor uns stünde. Niemand rechnet damit, zweitausend Kilometer von zu Hause seinen Nachbarn zu treffen.«
Trotzdem vergewisserten wir uns, dass Peter auf dem Schiff und außer Sichtweite war, bevor wir mit einem Dutzend anderer Touristen den Kai überquerten. Wir stiegen die Treppe hinauf, vorbei am Lächeln der Stewardessen, und mischten uns zwischen die Passagiere, die von den Autodecks heraufkamen. Vorsichtig betraten wie die Informationshalle auf dem Mitteldeck. Peter war nirgends zu sehen. Ich blieb in Deckung, während Nel am Schalter einen Kabinenschlüssel in Empfang nahm.
Die Schiffsmotoren dröhnten, und Essensdüfte aus einem Restaurant zogen durch die Flure. Ich bekam allmählich Hunger und begann, Peter dafür hassen, dass wir nicht einfach entspannt in aller Öffentlichkeit zu Abend essen konnten. Ein Schiff, wie groß auch immer, ist einfach zu klein, jedes Gesicht begegnet einem
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