Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ingrid

Ingrid

Titel: Ingrid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
Vom Netzwerk:
und stachelige Brombeeren wuchsen dort, aber am Rand gab es ein Stück flachen Felsenboden, von wo aus wir einen günstigen Blick auf die Südseite von Amritas Villa hatten. Die Distanz war zu groß, um Geräusche wahrnehmen zu können, es sei denn, jemand hätte Trompete gespielt, doch durch das Fernglas konnten wir die breite Terrasse und das Zimmer hinter den beiden oberen Arkaden beobachten, ebenso wie die Küche und einige der anderen Räume, die sich über zwei Wohnebenen verteilten. Es war eine luxuriöse Villa, umgeben von exotischen Blumen und blühenden Hecken, ausgestattet mit einem Swimming-Pool mit dekorativer Kachelumrandung, um den Liegestühle und Sonnenschirme gruppiert waren. In einigen Räumen waren die Gardinen zugezogen, und vor einem großen Fenster neben einer größeren Arkade im Erdgeschoss hatte man auch die Jalousien heruntergelassen. Vielleicht war das das Schlafzimmer, in dem Peter in diesem Augenblick sein Wiedersehen mit Amrita feierte.
    Wir saßen eine Stunde lang auf dem harten, heißen Felsen nebeneinander und wären schon beinahe eingeschlafen, als sich unten endlich wieder etwas regte. Peter erschien in einem gestreiften Hemd mit kurzen Ärmeln auf der überdachten oberen Terrasse, legte in einer der Arkaden die Hände auf das Geländer und genoss die Aussicht. Er blickte nach unten, als Amrita kurz darauf mit einem Handtuch und einem Buch am Swimming-Pool erschien. Sie legte die Sachen auf einen Liegestuhl und blieb einige Augenblicke lang am Beckenrand stehen. Sie war eine schöne Frau, wie ich feststellte, als ich sie durch mein Fernglas von nahem betrachtete. Sie drehte sich um, winkte Peter zu und sprang elegant ins Wasser. Sie schwamm eine Runde und kletterte wieder heraus. Danach trocknete sie sich flüchtig ab, breitete das Handtuch auf den Polstern des Stuhls aus, setzte sich und fing an zu lesen. Ich ließ das Fernglas sinken und rieb mir die schmerzenden Knie.
    »Ich werde alt, und von dieser voyeuristischen Gafferei kriege ich einen faden Geschmack im Mund«, sagte ich. »Wir sollten aufbrechen. Lass uns in Cala Llonga ein Hotel suchen und unsere eigenen Badesachen ausprobieren.«
    Nel nahm das Fernglas in die Hand und richtete es auf die Villa. »Ich bleibe noch ein bisschen«, sagte sie. »Hol mich so gegen Mittag ab.«
    »Warum?«
    Hartnäckig observierte sie die Villa. Wir hätten unsere Diskussion von vorhin wiederholen oder eine neue anfangen können, bei der ich ihr hätte klar machen können, dass ich Chef der Firma war. Doch beides wäre sinnlos gewesen.
    Ich sah, dass sich kleine Schweißtröpfchen auf ihrer Oberlippe gebildet hatten. Ich fuhr ihr mit der Hand durch ihre kurzen Haare und ließ sie allein.
    Ich fand ein Hotel am anderen Ende der Bucht. Vom Balkon vor dem Zimmer aus konnte ich sogar die Villa erkennen, etwa einen Kilometer Luftlinie entfernt zwischen dem Grün und den anderen Häusern auf der anderen Seite, aber leicht erkennbar an den doppelten Arkaden im Obergeschoss und der einen größeren darunter, neben dem Fenster mit den geschlossenen Jalousien. Ohne Fernglas waren jedoch keine Einzelheiten oder Bewegungen erkennbar. Zwischen all dem üppigen Grün war es unmöglich festzustellen , wo Nel saß.
    Das Handy in meiner Reisetasche klingelte, als ich gerade dabei war, unsere verknitterte Reisekleidung im Schrank aufzuhängen.
    »Wo bist du?«, fragte Thomas Niessen.
    »Auf Ibiza.«
    Wunder der Technik. Sein Erstaunen war so deutlich, als säße er im Zimmer neben mir.
    »Wir sind Peter Brack bis hierher gefolgt, in der Hoffnung, dass er sich Ingrid und Tommy anschließen würde, es ging ziemlich schnell und ich hatte keine Zeit, lange darüber nachzudenken.«
    »Kein Problem«, sagte er. »Hast du Tommy gefunden?«
    »Noch nicht.«
    »Und, ist diese Ingrid da?«
    Ich seufzte. »Peter wurde von einer unbekannten Frau von der Fähre abgeholt. Sie sind zusammen zu ihrer Villa gefahren, aber Ingrid haben wir noch nicht gesehen.«
    »Was heißt wir, du und CyberNel?«
    »Ja. Sie observiert gerade die Villa. Wir lassen sie nicht aus den Augen, bis …« Ja, bis was? Ich fühlte mich wie ein arbeitsscheuer Vertreter, der seinem Chef die miesen Verkaufszahlen erklären soll. Eine Vergnügungsreise nach Ibiza? Für einen betuchten Klienten, der die Bilanz des ganzen Jahres rettet? Glaubst du vielleicht, einen Idioten vor dir zu haben?
    »Du bist dir also nicht sicher?«
    »Es ist ein Versuch. Aber Versuche schlagen eben auch manchmal fehl.« Am

Weitere Kostenlose Bücher